Im Gegensatz zu heute, wo viele Lebensmittel und Produkte im Überfluss vorhanden sind und zudem jederzeit in Geschäften und Läden zugänglich sind, waren die Bewohner der Pfahlbauten größtenteils Selbstversorger. Fast alles musste mühevoll mit der Hand gesät, geerntet, vor- und aufbereitet werden. Die Flora und Fauna der damaligen Landschaft wurde bewusst für die Zwecke und Bedürfnisse der Menschen genutzt. Bei den Ausgrabungen an der Sprungturmgrube in Seewalchen am Attersee finden sich in der Kulturschicht solche Spuren der Herstellung von eigenen Produkten, den archäologischen Artefakten. Man findet Splitter von Silices, Abschlagkerne, Bearbeitungsspuren an Hölzern, Flechtwerk und andere organische Überreste.
Auch bei der Ausgrabung mussten wir einige Dinge selbst herstellen. Ich denke dabei vor allem an die Körbe, welche durch unsere Forschungstaucherinnen und Forschungstaucher für ihre Funde unter Wasser genutzt werden. Nach einer Idee von unserem Grabungsleiter Henrik Pohl machten Marco und ich uns daran, die Körbe entsprechend der Bedürfnisse unserer Archäologinnen und Archäologen umzugestalten. Ziel war es, eine Sortierung der Funde nach Viertelquadranten zu ermöglichen, denn die Grabungsfläche unter Wasser ist in 1 x 1 m große Quadranten eingeteilt, die wiederum in vier Teilflächen gegliedert sind. Damit kann die Fundposition des Großteils der Objekte ohne größeren Aufwand sehr genau festgehalten werden. Besonders wichtige Stücke werden ebenso wie bei Landgrabungen auch einzeln mit einem Tachymeter eingemessen.
Am Anfang unseres Sonderauftrags standen lange Überlegungen über die Herangehensweise zum Umbau der Körbe. Auch wenn uns beide die „handwerkliche“ Seite an der Archäologie fasziniert, hatten wir bis dahin wenig mit einer „Flex“ oder derartigen Werkzeugen zu tun. Wir hatten drei schicke Plastikkörbe mit Deckel, zwei dünne Metallplatten von etwa 1 m Länge sowie drei Stahlstangen. Die Metallplatten wurden in eine etwas längere und eine etwas kürzere Platte geteilt und im Korb zu einem Kreuz zusammengelegt. Die Stahlstangen wurden zur Beschwerung in den Seitenecken im Korb platziert. Anfänglich jedoch zu großzügig bemessen. Den Überschuss wollten wir zunächst wegschleifen. „In dubio flexo“ lautete unser Motto. Ein großer Fehler! Nachdem Marco gelernt hatte, wie man überhaupt das Blatt bei der Flex wechselt, und wir rausgefunden haben, dass es spezielle Blätter für das Schneiden mit Stahl gibt, war die restliche Arbeit einfach. Die zurechtgeschnittenen Stahlstangen sowie der Deckel wurden professionell mit Kabelbindern am Korb befestigt. Abschließend wurde ein schöner Henkel aus einem Band am Korb befestigt, sodass unser Tauchteam diese bequem unter Wasser mitführen kann. Spätestens nach dem dritten Korb haben wir eine serielle Produktion für das Kuratorium Pfahlbauten nicht ausgeschlossen.
Am Ende des Tages und viele Funken und kleinere Blessuren später, standen wir in der Abendsonne da, bereichert um die handwerkliche Erfahrung und mit dem Wissen wie viel Spaß man im Team haben kann. Umso mehr fasziniert uns das handwerkliche Geschick der Menschen in den UNESCO-Welterbestätten der Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen, die auch ohne modernes Werkzeug und Flex tolle Endprodukte herstellen konnten.
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