Wir sind – wie wohl der Rest der österreichischen Bevölkerung - öfter mal in der Situation, dass wir der Feuerwehr zu Dank verpflichtet sind. Nicht nur privat, sondern auch, wie wir gestern schon berichtet haben, hinsichtlich unserer Unterwasser-Ausgrabungen. Letzte Woche aber konnten wir uns endlich mal ordentlich revanchieren. Zwar nicht bei den Feuerwehren von Weyregg oder Seewalchen, aber dafür bei einer Mannschaft aus der Steiermark, zu der wir plötzlich eine recht tiefgreifende und bindende Beziehung hatten.
Das schicksalshafte Erlebnis ereignete sich am vergangenen Freitagnachmittag, als Floria und Doris mit Helena zur Tauchschule nebenan fuhren (Juhuu, Ausflug mit dem Forschungsboot!), um die Pressluftflaschen unseres Tauchteams mit frischem Atemluft-Gemisch auffüllen zu lassen. Im Zuge eines nicht vollständig geglückten Anlegeversuches wurden wir auf einen uns zuwinkenden Herrn am Steg gegenüber aufmerksam – eine Zurechtweisung fürchtend, tuckerten wir ihm schicksalsergeben entgegen. Doch – Erleichterung – der Herr wollte gar keine Kritik üben. Ganz im Gegenteil. Der Herr, ein Feuerwehrmitglied, wie sich nun herausstellte, bat uns um Hilfe!
Einer Wasserrettungseinheit einer Feuerwehrmannschaft aus der Steiermark, die zum jährlichen Training an den Attersee gefahren war, war bei einer Probefahrt mitten am See der Motor kaputtgegangen und nun sollten wir diese armen in Seenot Geratenen mit unserem Forschungsboot zum Ufer schleppen!
Gesagt, getan. Schon von weitem sahen wir die vier vom Pech verfolgten Feuerwehrler, die in ihrem Boot eifrig gen Ufer paddelten (beindruckendes Armschmalz, aber wahrscheinlich hätten sie auf diese Art und Weise noch bis in die Nacht gebraucht, um wieder an Land zu kommen…). Das Feuerwehrboot wurde dann flugs längsseits mit unserem vertäut, und Helena brachte uns alle sicher ans Ufer zurück. Die Fahrt verlief zwar eher wortkarg, dafür aber in umso angenehmerer Stimmung Für uns war es ein schöner Gedanke, endlich einmal der Feuerwehr geholfen zu haben (die doch bisher immer uns geholfen hatte, mit Pumpen und co.)- Die Feuerwehrler schüttelten wohl innerlich den Kopf über ihr „Glück“ beim Wassereinsatztraining. Abgeschleppt werden am See kostet nämlich normalerweise ganz schön viel. Als Dankeschön für unsere Hilfeleistung erhielten wir am Ende zwei Flaschen Wein.
Unser Grabungsleiter Henrik Pohl erklärte uns später, dass der Brauch, sich mit einer Flasche Wein (oder sonstigem Alkohol) fürs Abgeschleppt-Werden zu bedanken, aus einem alten Seegesetz hervorgegangen ist: demnach gehört einem, wenn man ein anderes Boot oder Schiff abschleppt, danach ein Anteil an diesem Boot/Schiff - es sein denn, man akzeptiert vor der Hilfeleistung eine andere „Bezahlung“, wie etwa eine Flasche Wein.
Nun taten sich selbstverständlich völlig neue Perspektiven auf; dem einen oder anderen Praktikanten schwebten wagemutige Ausflüge in eine Art Attersee-Piraterie basierend auf Boots-Abschlepperei vor, um am Ende dieser Grabungskampagne mit einer ganzen Flotte an zu vorzüglichen Forschungsbooten umrüstbaren schwimmenden Untersätzen dazustehen… Naja, träumen kann man ja mal…
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