Kuratorium Pfahlbauten - Burgring 7, 1010 Wien
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Mensch

Der Mensch und sein Umfeld

Warum haben die Menschen eigentlich am Ufer oder auch inmitten von Seen gesiedelt?

Dies ist wahrscheinlich die Frage, die von allen Menschen, die zum ersten Mal mit dem Phänomen der Pfahlbaukulturen in Kontakt kommen, am häufigsten gestellt wird. Man muss hier von vielen unterschiedlichen Beweggründen ausgehen.
Ein möglicher Grund könnten die relativ guten Bedingungen für das schnelle Errichten der Häuser gewesen sein. Die Uferplatten der Seen waren bewuchsarm und so konnte man ohne langwierige Rodungsarbeiten mit dem Errichten von Bauwerken beginnen. Die angespitzten Pfähle lassen sich in dem feucht-lockeren Seesediment relativ gut einschlagen bzw. „festrütteln“. Auf diese Weise konnten die bereits gerodeten Flächen in den Waldgebieten für Ackerbau und Viehzucht genutzt werden.
 
 
 
 
 
Auch Handel über das Wasser ist ein denkbarer Beweggrund, um sich einen Lebensraum auszusuchen, der im Winter von der Gefahr von Eisstößen, im Sommer durch die Plage von Stechmücken und überhaupt von regelmäßigen Hochwassern geprägt ist. Da man in der Jungsteinzeit von einer mehr oder weniger flächendeckenden Bewaldung im voralpinen Raum ausgehen muss, boten sich die Flüsse und Flussverläufe, sowie die Seen sicherlich als Handelswege an. Mit Einbäumen, die ausserhalb Österreichs aus der Jungsteinzeit bereits vielfach gefunden wurden, konnte man auch bequem größere Strecken zurücklegen und zwischen den Dörfern am See Waren austauschen.
 

Für die Siedlungen des Salzkammergutes wurde schon oft ein Zusammenhang mit der Suche nach Kupfererzen im alpinen Bereich und dem Beginn der Metallverarbeitung in Österreich vermutet, ein konkreter Nachweis der damals genutzten oberflächlichen Kupfererzstätten ist jedoch schwierig zu erbringen.

Die Frühphase der Seeufersiedlungen am Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. befindet sich aber auf jeden Fall in der Anfangsphase der Kupfermetallurgie in Mitteleuropa und die Seeufersiedlungen des inneralpinen Bereichs scheinen dabei eine Rolle gespielt zu haben. 

Erste Nachweise von Gusslöffeln mit Spuren der Kupferverarbeitung sind aus der Seeufersiedlung des Keutschacher Sees bekannt, deren ältester Pfahl in das Jahr 3947 v. Chr. datiert werden konnte.

Der Reichtum an Kupferartefakten in den Seeufersiedlungen des Salzkammergutes führte sogar zur Einführung des Begriffes „Mondseekupfer“ in der Archäologie. Die Zusammensetzung des gefundenen Kupfers mit einem hohen Anteil an Arsen ist aus dem Karpatenbecken bis in Regionen um das Schwarze Meer bekannt. Kupfererzlagerstätten aus dem näheren alpinen Umfeld weisen in der Regel andere Beimischungen von Metallen auf und kommen daher als Ursprungsort des Mondseekupfers nur beschränkt in Frage. Die bisher durchgeführten metallurgischen Untersuchungen weisen auch auf weitere Handelskontakte und südalpine Kupferabbaugebiete hin.

Die Anfänge der Metallurgie sind ohne Zweifel als technische Revolution zu werten und prägten die österreichischen PfahlbauerInnen vielleicht mehr als die landwirtschaftlichen Errungenschaften dieser Zeit. Leider fehlt für eine große Anzahl der Metallfunde aus dem Bereich der Mondsee-Gruppe der wichtige Zusammenhang zu datierbaren Keramikhorizonten und so ist bislang ein abgesichertes und zeitlich eingeordnetes Inventar nicht möglich gewesen. Die große Anzahl von Gusslöffeln und Flachbeilen aus Kupfer, die aus den Siedlungen des Salzkammergutes geborgen wurden, lassen eventuell die oftmals geäußerte Funktion der Siedlungen im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Kupfererzen, jedenfalls aber einen gewissen Reichtum der Bewohner vermuten. 
 
Natürlich wird auch der See selbst als Grund zum Siedeln eine wichtige Rolle gespielt haben. Neben einer günstigen Möglichkeit der Abfallentsorgung direkt ins Wasser, wird besonders in Zeiten von regelmäßigen Missernten und aufgrund der damaligen noch geringen Erfahrung in der Viehzucht, der See und sein Fischbestand als verlässliche Nahrungsmittelquelle sicher sehr willkommen gewesen sein. Da in den Salzkammergutseen noch keine umfangreichen Untersuchungen der Schichten vorgenommen werden konnten, fehlen der Wissenschaft aber die Grundlagen für eine bessere Einordnung der urgeschichtlichen Fischerei in Österreich.

 

(Rekonstruktionen)
Mondseekeramik
(Rekonstruktionen)
(Rekonstruktionen)
Material zur Textilbearbeitung
(Rekonstruktionen)
(Rekonstruktionen)
Spinnwirtel
(Rekonstruktionen)
(Rekonstruktionen)
Steinbeile und Äxte
(Rekonstruktionen)
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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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