Pfahlbau ist lediglich ein Begriff für eine bestimmte Bautechnik von Häusern. Damit werden Holzbauten bezeichnet die nicht direkt am Boden liegen, sondern durch Pfähle vom Boden abgehoben sind. Diese Bautechnik wurde bereits vor 6000 Jahren vom neolithischen Menschen angewandt und wird noch heute vor allem in Überschwemmungsgebieten verwendet.
Wie die Häuser der neolithischen Siedlungen genau aussahen ist unbekannt, denn bis heute wurde kein vollständig erhaltenes Haus aus der Urzeit gefunden. Die Überreste solcher Siedlungsstätten lassen jedoch eine Menge Spielraum für Interpretation übrig. Im Laufe der Forschung wurde eine Reihe von Rekonstruktionsversuchen durchgeführt. Manche lassen sich mit den tatsächlichen Befunden besser begründen als andere.
Wie kommen also die Forscherinnen und Forscher zu ihren Hauskonstruktionen?
Die Hinterlassenschaften der Hausbauten können wichtige Aussagen zu der Bauweise damaliger Gebäude geben. Die Anzahl der Pfosten und Balken, deren Lage zueinander, die Art und Lage der Verstrebungen, die Holzverbindungen und viele andere kleine Details, ermöglichen bestimmte Rekonstruktionen beziehungsweise schließen andere aus.
Über die Pfahlbausiedlungen in Österreich lässt sich noch wenig aussagen, da zu wenige grundlegende Informationen über die Bauteile von Häusern vorliegen. Die Vermessungen der Pfahlbausiedlungen in den österreichischen Seen in den 70er Jahren ermöglichten zwar keine genaue Ausarbeitung der Grundrisse oder Konstruktionsprinzipien der Pfahlbauhäuser, lieferten aber doch erste Anhaltspunkte. Die Berichte über die Betauchungen verschiedener Pfahlbauten am Mondsee und Attersee durch Johann Offenberger enthalten auch Ansätze zu dem möglichen Aussehen der Siedlungen. Er spricht von Balkenrosten und mächtigen Schwellenhölzern, die als Unterbau der Häuser gedient haben. Er beschreibt Pflöcke mit Nuten und waagrechten Bohrungen, liegende Balken, die durch in senkrechten Bohrungen steckende Pflöcke am Boden befestigt wurden, Bodenbeläge aus Rindenbahnen und Astwerk. Offenberger meint in diesen Befunden den Beweis für Ufersiedlungen gefunden zu haben und schließt eine Pfahlbausiedlung auf einer Plattform im Wasser aus. Seine Dokumentationszeichnungen vor Ort können mit Grabungsbefunden unserer Nachbarländer verglichen werden, wodurch mehrere Siedlungsrekonstruktionen möglich wären. Auch Offenberger selbst hat einige Rekonstruktionsansätze angefertigt.
Überblickshaft lassen sich bei neolithischen und bronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen rund um die Alpen vier bauliche Vorkehrungen zum Schutz vor Nässe ausmachen:
- Das Auslegen des feuchten Untergrundes mit Rindenbahnen, Ästen und dergleichen.
- Ein Prügelboden, also Hölzer (die sogenannten „Prügel“) mit Lehmestrich, die entweder direkt auf den Moorboden oder auf einer Reisigunterlage aufgebracht wurden.
- Der Bau eines Sockels in Blockbauweise, auf dem die Häuser standen.
- Häuser auf Stelzen.
Eine Klärung der Frage der richtigen Rekonstruktion österreichischer Pfahlbausiedlungen können nur Ausgrabungen und Prospektionen erbringen.