Die heurige Ausgrabung in Mooswinkel am Mondsee ist Anfang Mai erfolgreich zu Ende gegangen. Das Grabungsende bedeutet aber nicht, dass keine weiteren Arbeiten und Aufgaben anstehen. Bis zur Oberösterreichischen Landesaustellung ist im Rahmen des Projektes Zeitensprung noch eine Menge zu tun. Während sich unsere Grabungsleitungsgespann Henrik und Helena mit den Befunden befasst, Schichten und Pfähle um- und einzeichnet, das geografische Informationssystem aktualisiert und erste Ergebnisse zusammenfasst, darf ich in diesem Monat im Depot des Oberösterreichischen Landesmuseums in Leonding bei Linz weiterarbeiten.
Direkt vor Ort ist bei Grabungen meistens nur ein zeitlich begrenzter Arbeitsplatz, wo nur die notwendigsten Arbeitsschritte getätigt werden. Funde werden erstversorgt, gereinigt, für den Abtransport vorbereitet und erste Einträge in Datenbanken verfasst. Die Funde aus der Pfahlbau-Siedlung in Mooswinkel sind nach der Grabung zum Oberösterreichischen Landesmuseum gebracht worden, wo ich nun an der Nachbearbeitung mitarbeiten darf. Erst jetzt zeigt sich, wie sorgfältig das gesamte Team in der Fundverwaltung gearbeitet hat. Sind alle notwendigen Angaben (Datum, Schichteinheit, Dokumentationsoberfläche, Quadrant, Taucherkürzel usw.) vorhanden? Kann man die Fundzettel überhaupt entziffern? Passen die Fundzettel zu den Funden? Sind die Funde auffindbar? Welche Angaben fehlen in der Datenbank? Gerade die Lesbarkeit der Angaben ist unentbehrlich, weniger für uns, aber für spätere Forscherinnen und Forscher, falls diese unsere Grabungsarbeit nachvollziehen wollen.
Unter der Aufsicht von unseren Restauratorinnen, Heike Rührig und Susi Heimel, die stets den Überblick haben, wo sich welche Funde befinden und welche Tätigkeit gerade Vorrang hat, darf ich die vorgeschlämmten Funde zum Trocknen auslegen, die getrockneten Funde durchzählen und in die Datenbank eintippen. In meiner Studienzeit hat man die Kolleginnen und Kollegen der Klassischen Archäologie als „Lockenzähler“ belächelt, weil diese anhand von stilistischen Merkmalen bei der Haarpracht gute Datierungsmöglichkeiten haben. Nun zähle ich selbst, allerdings aus statistischen Gründen. Und wer denkt, das Zählen wäre mühselig, der hat noch nicht über 1000 Fundzettel zurechtgeschnitten (An dieser Anzahl sieht man, wie wichtig, neben der guten Forschungstaucharbeit, das Schlämmen ist – dabei ist die Anzahl an Funden noch höher, weil Schlämmfunde nur nach Fundkategorie zusammengefasst werden).
Daneben wird von mir das restliche, gefriergetrocknete Material aus den Schlämmsäcken nach weiteren Funden durchsucht. Obwohl die größeren Funde bereits heraussortiert wurden, zeigen sich erst jetzt die vielen kleinen Schätze, wie verkohlte Getreidekörner und weitere Pflanzen- und Samenreste. Zusätzlich dazu werden alle geborgenen Pfähle für die dendrochronologische Beprobung und Holzartenbestimmung vorbereitet. Als vorläufig letzten Arbeitsschritt im Depot verpacke ich die erfassten Funde in passende Plastiktüten und sortiere diese nach Fundkategorien. Die fertigen Kisten werden dann von Experten für u.a. Keramik, für Knochen, für Steine, für Organik oder für Hölzer näher untersucht. Auf die Ergebnisse unserer Ausgrabung freue ich mich schon besonders.
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