Im letzten Frühjahr hatte unser Zeitensprung-Team in einem kleinem Grabungsschnitt in Mooswinkel am Mondsee spannende Befunde, Schichten und Funde freigelegt und ausgegraben. Die Funde sind in der Konservierung und die Analysen an diesem hochinteressanten Material laufen noch.
Heuer sind wir im April dabei, diese unterwasserarchäologischen Grabungsarbeiten fortzusetzen. Nach zwei Wochen Arbeit unter Wasser haben wir jetzt schon die Hälfte unserer Grabungszeit hinter uns. Zum Glück haben wir deutlich bessere Sichtverhältnisse als im letzten Frühjahr; dafür bringt uns das kalte Wasser an unsere physischen Grenzen. Immerhin hat sich der Mondsee in den letzten zwei Wochen schon von fünf auf sechs Grad Wassertemperatur erwärmt.
Der Grabungsschnitt vom letzten Jahr wurde heuer um vier Quadratmeter erweitert. So können wir in der größeren Fläche die Zusammenhänge der verschiedenen Schichten besser verstehen. Vier Quadratmeter klingen wenig, dafür sind es aber auch fast vier Kubikmeter an sehr gut erhaltener Kulturschicht, die es zu erforschen gilt. Die Kulturschichtpakete von Mooswinkel, also das, was von dem jungsteinzeitlichen Dorf an dieser Stelle übrigblieb, gelten in ihrer Mächtigkeit und im Erhaltungszustand als einmalig in Österreich.
Inzwischen haben wir uns durch die oberen Schichtpakete gearbeitet und dabei schon wieder neue interessante Entdeckungen gemacht: Neue Schichten, die es zu interpretieren gilt, aber auch spannende Einzelfunde. Es gab große Flächen mit Teichmuscheln oder auf fast einem Quadratmeter gebrannten Lehm. Könnte diese Lehmfläche ein Fußboden eines Hauses gewesen sein?
Wir wollen ja eher das gesamte Lebensumfeld verstehen, da hilft der eine „Super“fund oft nicht sehr weit. Auch wenn dies im Fernsehen oft so dargestellt wird. Trotzdem lässt es mein Entdeckerherz höherschlagen, wenn ich in steinernes Flachbeil ausgraben kann. Wobei mich auch hier eher der Fundzusammenhang interessiert. Jetzt ist es nämlich kein zufällig irgendwo aufgelesenes Steinbeil, sondern eines der ganz wenigen in einem Schichtzusammenhang gefundenen und damit datierbaren Flachbeile der Mondsee-Gruppe.
Meine momentane Hauptaufgabe unter Wasser ist das Dokumentieren mittels Foto- und Videotechnik. Wenn ich dann während der Tauchgänge zufällig noch ein Knochenmeißel und ein Mahlstein erspähen kann, ist das Finderglück vollkommen.
Danach geht es wieder an den PC, um die hunderten Fotos für unsere Planzeichnungen vorzubereiten. Zum Glück ist die zweite Grabungsleiterin im Zeitensprungprojekt – Helena Seidl da Fonseca – eine Spezialistin auf diesem Gebiet und kann besonders gut mittels eines Geo-Informations-Systems (GIS) alle nötigen Planzeichnungen umsetzen. Denn: “Nur eine genau dokumentierte Grabung ist eine gute Grabung“.
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