Bereits 1872 und 1874 fand der Pfahlbauforscher Matthäus Much die ersten prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee. Er entdeckte die Siedlungen „Scharfling“ und „See am Mondsee“, letztere war sogar namensgebend für die neolithische Keramik der „Mondsee-Gruppe“ und hat es damit zu einiger Berühmtheit über die Grenzen Österreichs und der Forschungscommunity hinaus gebracht. Die Fundstelle „Mooswinkel“ hingegen wurde erst 100 Jahre später entdeckt. Im Zuge einer Bestandsaufnahme aller österreichischen Unterwasser-Denkmäler durch das Bundesdenkmalamt konnte in der Bucht der Gemeinde Innerschwand eine dritte Seeufersiedlung im Mondsee ausgemacht werden.
Ein Team von Sporttaucherinnen und Sporttauchern führte in den Jahren 1970 bis 1973 einfache Surveys am Seeufer des Mondsees durch. Dazu waren sie eingeschult worden von Johann Offenberger, der sie auch in der Folge wissenschaftlich betreute und dem sie Bericht erstatteten. Ziel war es, die genaue Lage der seit dem 19.Jahrhundert bekannten Siedlungen zu kartieren und die Ausdehnung der Fundstellen vermessungstechnisch zu erfassen. Die Tauchgänge dienten zudem dazu neue Fundstellen ausfindig zu machen.
Trotz der großflächigen und zahlreichen Suchtauchgänge blieb die Pfahlbausiedlung Mooswinkel jedoch die einzige Neuentdeckung am Mondsee. Im Vergleich zu der großen Anzahl von Seeufersiedlungen am Attersee (20) erscheint die geringe Summe an Unterwasserfundstellen am Mondsee eigenartig. War der Mondsee tatsächlich spärlicher besiedelt in urgeschichtlicher Zeit oder waren die Fundstellen im Mondsee einfach nur schwerer zu lokalisieren?
Aus den Untersuchungsberichten der 1970er Jahre lässt sich erkennen, dass die Seeufer in den Tiefen von 1 bis 10 Meter hauptsächlich oberflächlich abgesucht wurden. Eingriffe in den Seeboden wurden nur sehr sporadisch und bis zu maximal 50 Zentimeter Tiefe vorgenommen. Aus der UNESCO-Welterbestätte Litzlberg Süd am Attersee wissen wir jedoch, dass Seesedimente prähistorische Kulturschichten bis zu über 1 Meter hoch überdecken können.
In welchem Umfang Sedimentation seit 6000 Jahren im Mondsee stattgefunden hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Aufschüttungen des Seeufers sind jedoch bekannt:
„Am Mondsee wurden während des Autobahnbaues (A1) hunderte Meter Seeufer mit Aushubmatieral aufgefüllt.“ (Offenberger 1976, 250)
Ebenso können massive Sedimenteinträge im Bereich der Zuflüsse in den See angenommen werden. Es häufen sich somit die Argumente für eine starke Überdeckung von möglichen urgeschichtlichen Fundstellen im Mondsee, wodurch deren Auffindung für ForscherInnen erschwert werden würde. Neue Technologien, die in den Seeboden hineinschauen können, bieten auf diesem Forschungsfeld ganz neue Möglichkeiten.
Wir blicken darum gespannt zu den Arbeiten unserer KollegInnen am Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI), die mit ihrem neuen Forschungsboot „Freggel Ölf" in den kommenden Jahre eine Neuaufnahme der Seeufer durchführen. Wir, im Forschungsprojekt „Zeitensprung“, konzentrieren uns bis dahin auf die Untersuchung der bereits bekannten Fundstellen. Was wir dieses Jahr Spannendes bei der Seeufersiedlung Mooswinkel aus dem Wasser holen, darüber berichten wir natürlich besonders in den kommenden Wochen während der Ausgrabung hier im Pfahlbauten-Blog.
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