Vieles war bereits im Vorfeld zu mir, als Neuling im Projekt Zeitensprung, vorgedrungen. Durch Berichte, Pläne und Bilder zu den bisherigen Grabungen in Weyregg II und dem Projekt hatte ich mir bereits ein grobes Bild machen können. Dennoch ist es dann etwas gänzlich anderes, das erste Mal selbst vor Ort zu sein.
Nachdem wir unsere Ausrüstung nach Weyregg gebracht und anschließend die provisorische Forschungsbasis im Strandbad von Weyregg aufgebaut hatten, ging es für mich zum ersten Mal überhaupt zusammen mit dem restlichen Team auf den Attersee und zur Grabungsfläche hinaus. Die Ehrfurcht gebietende Kulisse zwischen Schafberg und Höllengebirge mit verschneiten Gipfeln präsentierte sich uns an diesem frühen Apriltag - trotz einer durchmischten Wettervorhersage - zusammen mit einer glatten Wasseroberfläche und leichten Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke brachen. Bei der aktuellen Sichtweite unter Wasser von über 10m und einer Sicht von der Oberfläche bis in ca. 2m Tiefe konnte man bei der Annäherung an die Grabungsfläche bereits von Bord des Forschungsbootes aus den abgedeckten Grabungsschnitt erkennen. Sogar Details wie die Spundwände zum Schutz der Profile und weitere Maßnahmen, die im letzten Jahr nach Abschluss der Grabung getroffen worden waren, waren im hellgrünen bis blaugrauen See mehr als gut zu erkennen.
Zum Graben unter Wasser brauchen wir ein spezielles System mit Frischwasserzufuhr und saugenden Water Dredges, sonst würde uns das aufgewirbelte Sediment die Sicht rasch nehmen. Nachdem die neue Wasserpumpe installiert, angeschlossen und am Seegrund befestigt wurde, verlegten wir die Schläuche und den Verteiler sowie die Water Dredges und Strahlrohre samt Strahlrohrplatten. An der Grabungsfläche selbst angekommen konnte man schnell erkennen, dass sich seit dem Abschluss der Grabung 2016 nur eine sehr geringe Schwemmschicht von neuem Seesediment auf dem Geotextil, welches zum Abdecken der Fläche diente, angesammelt hatte. Ansonsten waren keinerlei Veränderungen oder Zerstörungen an der Grabungsfläche festzustellen.
Dennoch wartete eine kleine Überraschung in Form eines Schwarmes kleiner Zander auf uns, die anscheinend unter dem Geotextil überwintert hatten. Von unseren Arbeiten etwas irritiert, zogen sie mehrere Bahnen über der Fläche, bevor sie dann unter der Beobachtung eines Edelkrebses den Schnitt für uns räumten. Wir ersetzen einige Eckpfähle durch Armiereisen, setzten weitere innerhalb der Fläche und installierten anschließend das neue Messraster unter Zuhilfenahme gelber Gummischnüre. Nachdem nun die vorbereitenden Arbeiten unter Wasser an der Grabungsfläche abgeschlossen sind, kann die Grabungskampagne 2017 kommenden Montag starten und das ganze Team blickt mit freudiger Erwartung auf die kommenden Wochen und Ergebnisse.
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