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Verfolgen von Schichten - Nasse Füße im Pfahlbauhaus?

14. April 2017
Nach dem letzten Grabungstag am 07.Oktober 2016 an der Station Weyregg II konnten wir es eigentlich schon kaum mehr erwarten im Frühling 2017 weiter zu arbeiten.
Mit vielen Fragen sind wir damals vom Attersee nach Hause gefahren und hätten am Liebsten gleich alle beantworten wollen. Die sechs Monate Grabungsaufarbeitung haben da ganz gut getan und bereits sehr weitergeholfen, den Schichtaufbau der jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung besser zu verstehen.
 
Doch einige Fragen lassen sich trotz Untersuchungen verschiedener Proben im Labor nur durch das Ergraben der Fläche herausfinden. So wissen wir beispielsweise schon aus den Bohrkernen, dass der Uferbereich unterhalb des Wachtberges zweimal in der Jungsteinzeit besiedelt und mindestens einmal stärker überschwemmt wurde. Ob während der Überschwemmungsperiode die Siedlung verlassen werden musste und die Menschen weiter ins Hinterland zogen oder ihre Häuser während dieser Zeit einfach im Wasser standen, das gilt es nun durch die Grabung heraus zu finden.
Im Moment befinden wir uns noch mitten in der ersten Kulturschicht, die um 3550 vor Christus datiert.  Aus dieser Schicht stammen zahlreiche Funde in ausgezeichnetem Erhaltungszustand. Unter anderem so fragile Objekte, wie Schnurreste aus Bast, aber auch große Gefäßstücke aus Keramik sind erhalten, die erst jetzt im Block geborgen werden können. Unterhalb dieser fundreichen Kulturschicht befindet sich der bereits erwähnte Überschwemmungshorizont. Sollte sich dieser als vollkommen Fundleer herausstellen, könnte das für einen Rückzug der SiedlerInnen ins Landesinnere im Zuge des Seespiegelanstiegs sprechen.
 
Darunter befindet sich eine zweite dunkelbraune Kulturschicht, die um 3750 vor Christus datiert. Eine durchgehende Besiedlungsphase der Pfahlbausiedlung Weyregg II von insgesamt 200 Jahren wäre außergewöhnlich. Forschungen aus der Schweiz und Deutschland zeigen eher kurze Besiedlungszeiträume solcher Pfahlbausiedlungen an. Am Bodensee betrug die Siedlungsdauer des Pfahlbaudorfes Hornstaad-Hörnle I (D) beispielsweise nur etwa 10 Jahre und die Sipplingen-Osthafen (D) 60 Jahre.  Es hat auch größere Anlagen gegeben, die bis zu 90 Jahre durchgehend besiedelt wurden, wie etwa Gachnang-Niederwil im Thurgau (CH).
Wie es sich in Weyregg II verhält, werden wir versuchen in der diesjährigen Grabungskampagne herauszufinden. Bald haben wir den Überschwemmungshorizont erreicht, dann wissen wir hoffentlich schon ein bisschen mehr! 

Zugehöriges Projekt


Forschungen in den Seeufersiedlungen in Attersee und...

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Unsere Forschungstaucherin Esther Unterweger bei der Grabungsarbeit unter Wasser.
Unsere Forschungstaucherin Esther Unterweger bei der Grabungsarbeit unter Wasser.
Die Water-Dredge im vollen Einsatz.
Die Water-Dredge im vollen Einsatz.
Der komplett erhaltene Boden eines Keramikgefäßes aus der Kulturschicht 1.
Der komplett erhaltene Boden eines Keramikgefäßes aus der Kulturschicht 1.
Das Gefäß im geborgenen Zustand in der Fundverwaltung an Land.
Das Gefäß im geborgenen Zustand in der Fundverwaltung an Land.
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Kommentare

Gespeichert von Florian am

Großartig und verständlich geschrieben! Danke!

Gespeichert von Sylvia am

Vielen Dank für diesen Beitrag! Bin durch Zufall hier gelandet und nun im August 2017 sehr gespannt, wie es weiter ging/geht. Viel Erfolg!

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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