Letzte Woche war ich das erste Mal auf einer unterwasserarchäologischen Ausgrabung! Zumindest virtuell. Am Computer konnte ich den Grabungsfortschritt beinahe in Echtzeit und in 3D verfolgen, als wäre die Grabung direkt vor mir. In der realen Welt sah ich die Grabung in Seewalchen am Attersee nur vom Ufer aus, beobachtete die Bewegungen der Schwimmflossen unserer Taucherinnen und Taucher und wartete, dass endlich jemand auftaucht und mir eine Kamera in die Hand drückt. Als es letztlich soweit war, ging ich voller Erwartungen ins Büro, um mir die Aufnahmen am großen Bildschirm anzuschauen: Sind sie scharf, sind alle Vermessungspunkte fotografiert, gibt es genügend Überlappung zwischen den einzelnen Bildern und wurde der Grabungsschnitt wirklich von den Positionen aufgenommen wie vorher besprochen? Zurück am Wasser, konnte ich meistens mitteilen, dass alles passt und weiter gegraben werden darf. Ich glaube sogar dabei den Ausdruck einer gewissen Zufriedenheit unter der Taucherbrille einiger Taucher entdeckt zu haben. So manches Mal musste jedoch auch noch ein zweites oder drittes Mal fotografiert werden …
Dass sich die Mühe lohnt, wurde aber bereits kurze Zeit später unter Beweis gestellt, als im Team anhand der fertig prozessierten digitalen Unterwassermodelle Detailfragen und das weitere Vorgehen besprochen werden konnten. Ziel meines Aufenthaltes am Attersee war es, die Grabungsmannschaft mit den Aufnahmetechniken bildbasierter Scanverfahren (Structure from Motion und Multi View Stereo) vertraut zu machen. Dies ermöglicht es, eine digitale fotorealistische dreidimensionale Kopie der jeweiligen Grabungssituation zu erstellen, die unter anderem die Grundlage für weitere Vermessungen und Umzeichnungen darstellt.
Obwohl ich mit meinen Unternehmen crazy eye auf die praktische Anwendung bildgestützter 3D-Dokumentation spezialisiert bin, ist das Arbeiten mit Unterwasseraufnahmen für mich bisher unbekanntes Terrain. Umso spannender war es natürlich, die technischen Herausforderungen, die durch eingeschränkte Sicht- und Lichtverhältnisse Unterwasser gegeben sind, anzunehmen. Auch wenn ich gerne noch länger vor Ort beim Zeitensprung-Team geblieben wäre, so bin ich dennoch froh, dass es uns in den drei Tagen meiner Anwesenheit gelungen ist, gemeinsam einen zuverlässigen Workflow zu etablieren, der es dem Tauchteam erlaubt, zukünftig selbstständig Unterwasseraufnahmen für die dreidimensionale Grabungsdokumentation zu erstellen.
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