Der Tag startet, wie immer auf unseren Grabungen, mit einer Einsatzbesprechung. Unser gestriges Tagesziel, das Einrichten unter Wasser und in der Basis abzuschließen, haben wir erreicht. Manche Taucher haben noch ein wenig mit den Vollgesichtsmasken gekämpft. Es scheint, die Dinger lassen sich nicht so einfach anlegen, ohne dass es blubbert, und unter Wasser ist das Nachspannen der Riemen wohl auch nicht so leicht. Das war zumindest schon gestern Abend im Quartier den launigen Schilderungen von Gerd und Boris zu entnehmen.
Diese Masken haben wir übrigens unter anderem deshalb angeschafft, damit Tauchteam und BootsführerIn miteinander über Sprechfunk kommunizieren können - ein wichtiges Plus für die Sicherheit. Alle 15 Minuten wurden die Taucher gestern der Reihe nach vom Bootsführer kontaktiert mit der Frage „Taucher ok?“. Während der Frühjahrskampagne waren alle noch ein wenig besser überwacht, weil der Bootsführer die Taucherinnen und Taucher damals zusätzlich noch über den Livestream im Auge behalten konnte. Bei einer zweiwöchigen Kampagne lohnt sich dessen Einrichtung allerdings nicht, denn auch das ist Arbeit und Zeit, die dafür draufgeht. Abgehen tut er uns aber doch ein wenig, denn nun erfahren wir wieder erst nach der Rückkehr des Tauchteams, wie die Arbeiten unter Wasser vorangeschritten sind.
Die Sicherheit ist bei uns immer ein sehr präsentes Thema. Das wurde auch bei der heutigen Einsatzbesprechung wieder deutlich, als es um den provisorischen Anker ging. Der starke Wind gestern hatte diesbezüglich einige Probleme zwar nicht direkt verursacht, aber eben doch aufgezeigt. Wir haben deshalb heute früh lange darüber diskutiert, wo genau Gefahren für das Team unter Wasser entstehen könnten. Heute wird das allerdings kaum eine Rolle spielen. Der Attersee, der gestern ordentliche Wellen produziert hatte und zwischendurch als Mini-Meer hätte durchgehen können, ist heute ganz ruhig und friedlich.
Die drei Taucher werden nun erst noch einmal das Messgitter nachjustieren und die Dredges auf die Arbeit im Schnitt anpassen. Die Schläuche sollen nicht auf der Grabungsfläche reiben. Das sollen sie natürlich nie, aber wir wollen diesmal so wenig Zeit wie irgend möglich mit Umbauten verlieren und versuchen deshalb besonders geschickt zu planen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass das Tauchteam sich kleine improvisierte Bojen an die Schläuche hängt, wenn es heute in acht unserer zwölf Quadranten die Kulturschicht abträgt. Diese Schicht ist übrigens rund 5750 Jahre alt und wir sind natürlich auch auf der Basis sehr gespannt, was sie alles beinhaltet.
Auf der Rückfahrt hat das Tauchteam heute noch einen Sonderauftrag: Es wird die Nummern von Ankerbojen aufnehmen, die sich in den Siedlungen Weyregg I und II befinden. Wir wollen versuchen, alle Bojen von Weyregg I und II in Absprache mit den PächterInnen denkmalgerecht umrüsten zu lassen. In Weyregg II haben wir das letztes Jahr schon mit jener Boje gemacht, an der wir dankenswerterweise unser Forschungsboot haben festmachen dürfen.
Für die UNESCO-Welterbestätten des Attersees ist dieser Prozess schon abgeschlossen, aber wir würden das natürlich gerne auch für möglichst viele Pfahlbausiedlungen machen, die nicht zum Welterbe gehören. Auch sie sind ja denkmalgeschützt und bergen jeweils unzählige Puzzleteile, die uns helfen, die Geschichte des Attersees und der Menschen in der Region besser zu verstehen. Bislang haben uns die BojenpächterInnen dabei immer sehr unterstützt. Einige haben sogar schon eigenständig Umrüstungen vorgenommen. Das hat uns sehr beeindruckt. Wir hoffen also, dass auch die PächterInnen der Bojen in den Weyregger Siedlungen damit einverstanden sein werden. Bevor wir diesbezüglich aber Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden anbieten, müssen wir erst einmal schauen, dass das alles auch finanziert werden kann, und einen Antrag beim Bundesdenkmalamt einreichen.
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