Zuletzt habe ich mich mit einer guten Freundin über die kommende archäologische Ausgrabung in der Gemeinde Weyregg im Rahmen des Zeitensprung-Projektes unterhalten. Sie fragte mich ob ich nach einer Verkühlung wieder fit sei für die vierwöchige Kampagne am Attersee . Ich lächelte und meinte nur, dass der Aufenthalt im Salzkammergut wie „Urlaub“ sei und die Tätigkeiten als Praktikant „Balsam für das Archäologen-Herz“ wären. Ich genieße dabei den Seeblick und das Panorama und suche in den Netzen der ForschungstaucherInnen, welche diese beim Abtrag der Sedimente befüllen, nach Funden .
Wenn man zum dritten Mal bei einer Unterwasserausgrabung an der Schlämmstation dabei sein darf, ist die Erwartungshaltung dementsprechend groß. Man kennt bereits einigermaßen das Fundspektrum und weiß um die besonders tollen Objekte Bescheid. In der subjektiven Wertigkeitsskala rangieren Pfeilspitzen, Zähne von Nutztieren, Holzkohle, Steinartefakte sowie Keramik ganz weit oben. Das liegt vor allem daran, dass die Funde an der Schlämmstation jene Funde sind, welche unsere ForschungstaucherInnen trotz sorgfältiger Arbeitsweise unter Wasser übersehen haben oder schlichtweg nicht sehen konnten.
Bei der diesjährigen Kampagne wurde bereits vor Grabungsbeginn alles aufgebaut und eingerichtet, um gleich mit der archäologischen Arbeit beginnen zu können. Auch die Schlämmstation war bei meiner Ankunft durch unsere Konservatorin Heike Rührig und ihr Team vom Oberösterreichischen Landesmuseum mustergültig aufgebaut, sodass ich nur noch anfangen musste zu schlämmen. Passende Arbeitskleidung, bestehend aus einer wasserabweisenden Ganzkörperschürze und Handschuhen sind dabei noch keine Garantien trocken zu bleiben.
Die „Wasserspiele“ von Weyregg nehmen einige Zeit in Anspruch. Die Angst etwas zu übersehen ist ein ständiger Begleiter. Die Suche nach Artefakten ist akribisch und systematisch. Von links nach rechts. Dabei erwischt man sich selber, die organischen Überreste wie Holz, Rinde, Gräser, Sträucher, Samen und Früchte aufgrund der unheimlichen Masse einfach ernüchternd zur Kenntnis zu nehmen, obwohl deren gute Erhaltung eigentlich zu den besonderen Charakteristika in der Feuchtboden-Archäologie zählen. Über Makro-und Mikrorestanalysen, kann erstaunlich viel über die Vegetation und den Pflanzenbewuchs zur Zeit der Pfahlbauten herausgefunden werden und somit Aussagen über das verwendete Baumaterial, mögliche pflanzliche Nahrungsquellen getätigt werden und vieles mehr. Deshalb ist die Archäobotanik auch Schwerpunkt im heurigen Vermittlungsprogramm. Für mich heißt es, umso mehr Acht zu geben, auf die kleinen, kostbaren organischen Funde. Jedes neue Netz der Forschungstaucher lässt Vorfreude und Spannung aufkommen. Wie in einem guten Urlaub eben.
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