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Die Unterwasserausgrabung in Mooswinkel 2020 - Neues Jahr, neues Glück

17. September 2020

In den Frühjahrskampagnen 2018 und 2019 hatte unser Zeitensprung-Team in einem Grabungsschnitt in Mooswinkel am Mondsee spannende Befunde, Schichten und Funde freigelegt und ausgegraben. Die Funde sind in der Konservierung und die Analysen an diesem hochinteressanten Material laufen noch.

Schon 2019 hatten wir entschieden, dass die nächste Grabungskampagne im Herbst 2020 stattfinden soll. Der Hauptgrund war vor allem die extreme Kälte, der unsere Forschungstaucher*innen ausgesetzt waren. Täglich mehrere Stunden im 6° C kalten Frühjahrsschmelzwasser arbeiten zu müssen, geht eben doch sehr auf die Substanz des Teams.

Es traf uns deswegen weniger hart, dass wir auf Grund der Corona-Pandemie unseren Tauchbetrieb nicht im Frühjahr und Sommer wie gewohnt durchführen konnten. Wir haben uns gut vorbereitet und können trotz der erschwerten Bedingungen die Grabungssaison 2020 am Montag den 21. September eröffnen. Die provisorische Forschungsbasis für diese Ausgrabung wird heuer in St. Lorenz im und am Seegasthof „Weisse Taube“ direkt am Ufer des Mondsees eingerichtet.

Helena Seidl da Fonseca und ich haben als Grabungsleitung einen maßgeschneiderten Katalog von Corona-Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln erarbeitet, um die Sicherheit und aller in diesem Aspekt zu gewährleisten. Auch mussten wir Forschungstaucher*innen uns in diesem Jahr einer besonders gründlichen tauchärztlichen Untersuchung unterziehen, um eine Gefährdung durch die Lungenkrankheit Covid-19 möglichst auszuschließen.

Die heurige Grabungssaison wird nur zwei Wochen dauern. Der Grund dafür liegt darin, dass wir unseren Forschungsschwerpunkt auf zusätzliche naturwissenschaftliche Analysen legen. Es ist aus den vorigen Grabungen sehr viel Material vorhanden, dass weiter aufgearbeitet und analysiert gehört. Unter Wasser werden wir versuchen, einen Grabungsschnitt von 2019 bis zum natürlichen, gewachsenen Boden auszugraben und damit fertigzustellen. Die massive Kulturschichtlage von bis zu einem Meter Tiefe und die darin enthaltenen, zum Teil sehr fragilen Funde wie z.B. Basttextilien erfordern sehr viel Aufmerksamkeit und bedeuten deshalb einen sehr langsamen Fortschritt im Vergleich zu anderen Grabungssituationen. Nach der Fertigstellung werden wir aus den Profilwänden der Grabungsgrube gezielt Proben für spezielle Fragestellungen und weiterführende Analysen entnehmen. Wir wollen gerne erfahren, wann genau und wie lange sich an dieser Stelle das urgeschichtliche Dorf befand. Stand dieses Dorf auf Pfählen im trockenen Uferbereich oder zum Teil bereits im Wasser? Wir wissen aus früheren Untersuchungen, dass ein Teil der Schichtablagerungen aus Tierkot besteht. Mit welchen Tieren wurde dort Viehhaltung betrieben und können wir mehr über die Tierhaltung herausfinden?

All diese Fragen werden bei der Unterwasser-Ausgrabung im Mondsee untersucht. Die Erkenntnisse sollen zusammengesetzt ein Bild vom Leben der ersten Siedler*innen an den Seeufern in Oberösterreich liefern. Zusammenfassende Publikationen und Ausstellungen zu diesem Thema sind unter der Leitung der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH in Arbeit und werden die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren. Im Moment gibt es in der Gemeinde Mondsee einen mobilen Schauraum der OÖ Kultur in dem erste Forschungsergebnisse und Funde aus den vorherigen Grabungskampagnen besichtigt werden können. Nachdem wir aufgrund erhöhter Covid-19 Schutzmaßnahmen keinen Tag der offenen Grabung machen können ist die mobile Ausstellung eine ideale Möglichkeit mehr über das Projekt Zeitensprung zu erfahren.

Zugehöriges Projekt


Forschungen in den Seeufersiedlungen in Attersee und...

Henrik Pohl ist als Site Manager des Kuratoriums Pfahlbauten in Oberösterreich für das UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten zuständig.

Der Ausgrabungsort Mooswinkel am Mondsee in herbstlichen Farben © Kuratorium Pfahlbauten
Zwei Forschungstaucher im Grabungsschnitt 2019. © Kuratorium Pfahlbauten
Erste Fahrt zur Fundstelle im Mondsee. © Kuratorium Pfahlbauten
Am Montag wurden die Aufbauarbeiten abgeschlossen. © Kuratorium Pfahlbauten
Die Schlämmstation ist eingerichtet und wartet auf die ersten Säcke zur Bearbeitung. © Kuratorium Pfahlbauten
Schöne Grüße vom Grabungsteam, hier bei der gestrigen Mittagspause. © Kuratorium Pfahlbauten
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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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