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Die Entdeckung der Pfahlbausiedlung Puschacher oder - wie wir sie heute nennen - Weyregg II

12. September 2016

Die neolithischen (4000-2500 v.Chr.) bis bronzezeitlichen (2500-1000 v.Chr.) Pfahlbauten von Weyregg wurden bereits 1871 entdeckt. Zu dieser Zeit ging gerade das sogenannte „Pfahlbaufieber“ in Europa um und jeder, der es sich leisten konnte, suchte nach urgeschichtlichen Pfahlbausiedlungen an Seeufern. So wurde der Fischer Hensli Kopp, der bereits in der Schweiz viele Fundstellen an Seen gefunden hatte, nach Österreich geholt, um auch am Attersee zu suchen. Graf Gundacker von Wurmbrand hatte bereits im Jahr davor die aller ersten Pfahlbauten im Salzkammergut im Bereich des Agerausflusses in Seewalchen entdeckt. Darum wurde vermutet, dass es noch mehr am Attersee geben könnte.

Herr Kopp suchte und fand, zusammen mit Schiffsmeister Bachler, zwei Fundstellen in Weyregg.  
Der Pfahlbau Weyregg Landungssteg (Weyregg I) befindet sich im Gebiet der heutigen Anlegestelle der Attersee-Schifffahr und die Station Puschacher (Weyregg II) liegt weiter südlich unterhalb der Bundesstrasse am Fuße des Wachtberges. In alten Aufzeichnung ist die Station Weyregg II also noch als „Puschacher“ gelistet, später wurden die zwei Fundstellen in Weyregg I und Weyregg II umbenannt.

Nach ihrer Entdeckung machte sich sogleich Graf Gundacker von Wurmbrand daran die Siedlungen Weyreggs erstmals wissenschaftlich zu untersuchen. Dabei bemerkt er, dass die Erhaltungsbedingungen und der Fundreichtum an beiden Station weitaus besser war als in der Pfahlbausiedlung Seewalchen. In seinen Aufzeichnungen schwärmt er besonders von den gut erhaltenen Knochengeräten und fokussiert daraufhin seine Forschung auf die Fundstelle
Weyregg I.
„Diese Station ist fast unerschöpflich und so leicht zu bearbeiten, dass ich, um unsere Sammlung zu bereichern und um ein möglichst vollständiges Bild eines Pfahlbaues zu erlangen, mich auf diese Stelle allein beschränke.“ (Wurmbrand 1875, 117)
Unter anderem darum liegt dem Naturhistorischen Museum Wien heute eine umfangreiche Sammlung aus der Pfahlbausiedlung Weyregg I am Attersee vor.

An Weyregg II hingegen hielt sich Graf Wurmbrand nur kurz auf, da in der Bucht die Schlammanhäufung stärker war und er kaum Funde machte. Hier befinden sich die urgeschichtlichen Siedlungsreste auf einer schmalen, zügig abfallenden Uferplatte, die besonders seewärts von dicken Seekreide-Paketen abgedeckt ist. Im Uferreich treten jedoch immer wieder Funde auf, die im Laufe der Jahre von Fischern und Schnorcheln abgesammelt und an das Heimathaus Vöcklabruck oder das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz übergeben wurden. Eine solche Sammlung wurde uns auch im Zuge der diesjährigen Grabungsvorbereitungen übergeben. Stücke aus dieser Sammlung werden von September bis Oktober 2016 in einer unserer drei grabungsbegleitenden Ausstellungen - nämlich in jener der Volksschule Weyregg - zu besichtigen sein.

 

Zugehöriges Projekt


Forschungen in den Seeufersiedlungen in Attersee und...

Henrik Pohl ist als Site Manager des Kuratoriums Pfahlbauten in Oberösterreich für das UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten zuständig.

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Henkelgefäß aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Henkelgefäß aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Lage der Siedlungen von Weyregg. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Lage der Siedlungen von Weyregg. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Flachshechel aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Flachshechel aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Pfeilspitzen aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Pfeilspitzen aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Klinge eines Kupferdolches aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
Klinge eines Kupferdolches aus Weyregg, heute im Naturhistorischen Museum Wien. (Bild: NHM Wien)
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Kommentare

Gespeichert von Reinhold Schiemer am

Ich darf erwähnen, dass ich beim Schnorcheln vor unserem Badeplatz im Jahre 1979 auf Pfahlbauspuren gestoßen bin. Nachdem ich einige Fragmente zur Abklärung an das Bundesdenkmalamt gesendet hatte, bekam ich im Frühjahr 1980 die schriftliche Rückmeldung, dass es sich um jungsteinzeitliche Fragmente größerer Keramiken handelt. In weiterer Folge nahm Herr Johann Offenberger mit mir Kontakt auf und erzählet, dass er mit der Tauchgruppe Haag vom Ort Weyregg aus Richtung Süden bis zur Villa Steinwandeck nach der 1871 erwähnten Pfahlbausiedlung Puschacher suchte, aber nichts fand. Die Suche beendeten Sie bei einer Boje, welche an einer alten LKw-Achse hing.
Das kostete mir ein Lächeln, denn diese Boje kannte ich auch, unweit davon hätten sie damals die Rest der Pfahlbausiedlung gefunden.
So aber war mir die Ehre beschert, die Pfahlbausiedlung Weyregg II, wie sie jüngst genannt wird, wieder entdeckt zu haben.
Die von mir geborgenen Beile, Pfeilspitzen und Keramikfragmente übergab ich 2015 an Henrik Pohl, mit der Bitte dieses nach der Katalogisierung, einem Museum am Attersee zu überlassen

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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