Am 5. Oktober startet mit „Zeitensprung“ unser fünfjähriges unterwasserarchäologisches Forschungsprojekt in Attersee und Mondsee als Kooperation des Oberösterreichischen Landesmuseums mit dem Kuratorium Pfahlbauten. Geplant wurde es spätestens seit der Entscheidung der UNESCO, einige Pfahlbaufundstellen in den Rang eines Welterbes zu erheben. Nun hat das Land Oberösterreich dankenswerterweise die Finanzierung übernommen, unter anderem aufgrund der für das Jahr 2020 geplanten oberösterreichischen Landesausstellung in Seewalchen, Attersee und Mondsee.
Wir haben vieles aufzuholen in der Pfahlbauforschung Österreichs – „Zeitensprung“ ist ein Element der sich derzeit entwickelnden vielfältigen Pfahlbauaktivitäten, die beispielsweise von großen Forschungseinrichtungen, wie der Universität Wien getragen sind, aber auch von zahlreichen sehr engagierten Menschen vor Ort und den zuständigen Gemeinden und natürlich vom Kuratorium Pfahlbauten und dem Oberösterreichischen Landesmuseum.
Ziel von „Zeitensprung“ ist die Gewinnung konkreter Erkenntnisse zu prähistorischen Siedlungshinterlassenschaften in Attersee und Mondsee, um die Pfahlbauthematik in dieser Region besser verstehen zu können. Dieses Wissen in Kombination mit dem Fundmaterial, das wir bergen werden, wird die Basis nicht nur für weitere Forschungen liefern, sondern auch für die Landesausstellung 2020. Die heurige Grabung direkt im Strandbad von Seewalchen in der Sprungturmgrube bildet den Startpunkt einer hoffentlich langen Serie von Forschungsvorhaben in den oberösterreichischen Seen.
Die Sprungturmgrube wurde vor Jahrzehnten beim Bau des Strandbades angelegt – mitten hinein in eine der prähistorischen Pfahlbaustationen von Seewalchen. Seither erodiert das archäologische Material von den Seitenkanten in die Grube, die deshalb regelmäßig ausgebaggert bzw. ausgesaugt werden muss, um die für die Sprungturmbenützung erforderliche Tiefe zu erhalten. Um die weitere Zerstörung des archäologischen Erbes zu unterbinden, fiel die Entscheidung, unsere erste Grabung an dieser Fundstelle durchzuführen, um danach die Grube mittels Verschalung abzusichern, was die Erosion aufhalten wird.
Die Arbeit im See wird unter der Leitung unseres erfahrenen Unterwasserarchäologen Henrik Pohl durchgeführt, der gleichzeitig Sitemanager für das Kuratorium Pfahlbauten am Attersee und Mondsee ist. Unter seiner Anleitung wird das Team bergen und dokumentieren, was an der Sprungturmgrubenkante an Informationen über die so knapp unter der Seebodenoberfläche noch vorhandene prähistorische Siedlung von Seewalchen I zu gewinnen ist. Dabei stellt uns vor allem das Fundmaterial vor eine große Herausforderung – Details dazu beschreiben unsere Expertinnen Heike Rührig und Susi Heimel vom Oberösterreichischen Landesmuseum, die auch vor Ort für die konservatorische Betreuung der Funde zuständig sind.
Was den reibungslosen Ablauf der Grabung angeht, bin ich optimistisch, auch aufgrund der erfolgreichen Testgrabung im Frühjahr, bei der das Team sowohl unter Wasser als auch an Land Erfahrungen sammeln und sich mit den Gegebenheiten der Grabungsstelle vertraut machen konnte. Dankenswerterweise können wir die Annehmlichkeiten des Strandbades wie beheizbare Räume und Sanitäreinrichtungen nutzen, was angesichts der zu erwartenden Temperaturen und der anstrengenden Arbeit unter Wasser keine Kleinigkeit ist – dafür gilt mein Dank der Gemeinde Seewalchen und insbesondere Bürgermeister Johann Reiter.
Bei der Frühjahrsgrabung kam neben Keramik, Holz- und Pflanzenresten übrigens auch eine schöne Pfeilspitze zum Vorschein, was auch hinsichtlich des Fundmaterials auf interessante Ergebnisse hoffen lässt. Es muss ja nicht gleich der Einbaum sein...
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