Nach dem ersten Tauchgang zum Grabungsschnitt, um diesen von der schützenden Abdeckung zu befreien und die neuen Mitarbeiter einzuschulen, geht es heute richtig los.
Die Kulturschichten in den letzten beiden Quadratmeter des ausgesteckten Schnittes, in dem bereits die letzten drei Jahre gearbeitet wurde, sollen fertig abgetragen, dokumentiert und ausgewertet werden. Wir befinden uns hier in der südlichen Erweiterung des ursprünglichen Schnittes. Die übrigen fünf Quadratmeter wurden schon Schicht für Schicht bis auf den sterilen Boden (also Sediment ohne menschliche Hinterlassenschaften und Ablagerungen) ergraben.
Klingt nach wenig Fläche, dabei sollte man jedoch bedenken, dass sich die Forschungstaucher*innen hier durch über einen Meter hohe, in viele verschiedene Schichten unterteilte, Ablagerungen der Siedlungsbewohner*innen vor fast 6000 Jahren arbeiten müssen. Dabei ist höchste Konzentration gefordert, sind doch die Sedimente voll mit größeren wie kleineren Funden.
Diese außergewöhnlich gute Kulturschichterhaltung verdankt die Fundstelle ihrer Lage in der Bucht von Mooswinkel, die einen guten Schutz gegen Erosion bietet.
Auch die Ablagerungen selbst müssen beobachtet, beschrieben und dokumentiert werden. Durch deren Beschaffenheit, Lage und Abfolge können viele Aussagen über ihre Entstehung getroffen werden. Um auch nichts zu übersehen, werden die freigelegten Sedimente mit einem großen Rohr, genannt "Water Dredge" eingesaugt und alles grobe Material herausgefiltert. Dies wandert in "Schlämmsäcken" verpackt zu unseren Praktikantinnen, die das Material unter der Brause genau untersuchen und alle interessanten Artefakte und Überreste herausklauben.
Die verschiedenen Schichten werden natürlich auch auf alle möglichen Weisen beprobt. Die Untersuchungen von palynologischen (pollenkundlichen), archäobotanischen, sedimentologischen, parasitologischen, DNA-, Faeces- und Holzproben können vielerlei Aufschlüsse über das urgeschichtliche Leben in der Siedlung Mooswinkel liefern.
Zusätzlich muss sich das Team auch noch darauf vorbereiten, dass nächste Woche im Rahmen unserer International Underwater Archaeological Fieldschool elf Student*innen aus aller Welt auf der Grabung mitwirken werden, von denen acht mittauchen und unter Wasser betreut und angewiesen werden müssen.
Was unsere Forschungstaucher*innen mit Bootsführer Michael alles da draußen am (und drinnen im) Mondsee erleben, wie sie arbeiten und was sie beobachten, werden sie in den nächsten Wochen noch selbst berichten. Heute stellen sie sich jedenfalls einmal vor, wer die letzten Kampagnen aufmerksam verfolgt hat, wird das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken.
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