Gute drei Wochen sind seit Beginn der Kampagne 2017 in der Pfahlbaustation #Weyregg II vergangen. Zeitgleich trat ich meinen „Urlaub“ in der Schlämmstation an. Während die Forschungstaucher mit defekten Taucheranzügen, Problemen mit der Unterwasserkamera, komplizierter Stratigrafie und einem leicht beschädigten Forschungsboot zu kämpfen hatten, war unser gemeinsames Problemkind das unliebsame Wetter der letzten Woche. Bei der Buchung meines „Urlaubs“ hatte ich solch einen Wintereinbruch eigentlich nicht bestellt. Zusätzlich zur Kälte hat die Wassertemperatur im See momentan nur 6 °C. Das Wasser in der Schlämmstation hat auch nicht viel mehr.
Beim Schlämmen hält man in der einen Hand den Wasserschlauch, um das Material erstmals zu reinigen. Die andere Hand durchsucht sorgfältig mit dünnen Handschuhen das Material nach Artefakten und organischen Überresten. Um ein besseres Feingefühl bei der Suche nach Funden zu bekommen sind hier warme und dicke Wollhandschuhe eher hinderlich.
Die letzten Wochen wurde die jüngere Kulturschicht abgetragen. Aus der Sicht der Schlämmstation ergibt sich ein sehr einheitliches Bild. Wenig bis kaum Schlick oder Seekreide, dafür Unmengen an Haselnüssen, Haselnüssen und noch mehr Haselnüssen. Da wir solche Mengen an Haselnüssen in anderen Schichten nicht vorfinden, vermuten wir, dass die Haselnuss im Zusammenhang mit einer menschlichen Besiedelung steht. Ich sammelte also ganze Nüsse, halbe Schalen, Viertelschalen, von dunkelbraun bis hellbraun. Jeden Tag wurde der Behälter zur Aufbewahrung voller und optisch ansprechender.
Haselnussschalen sind aber nicht die einzigen Reste, die wir gefunden haben. Der Vorteil an der bräunlichen Färbung der Netzinhalte ist, dass man Andersfarbiges viel besser erkennt. Während wir in den ersten zwei Wochen „nur“ 4 Perlen gefunden haben, kamen alleine am Tag der offenen Grabung 4 schöne Perlen zum Vorschein - fast wie geplant für unsere Besucherinnen und Besucher. Gedankt sei an dieser Stelle auch den guten Augen meiner Kollegin Anna Jaklin. Dazu tauchten auch endlich ein Tierzahn auf, verbrannte und organisch erhaltene Knochen, Exkremente, riesige Holzkohlestückchen, ein Fragment eines Pyrit-Steins, welcher zum Feuermachen verwendet wurde sowie tolle Steinschlag-Abfälle. Während man sich in der Schlämmstation vor allem über solche Funde freut, ist man im restlichen Projektteam besonders froh über einige wenige Fischwirbel die wir aus den Netzen „herausgefischt“ haben.
Die Arbeit in der Schlämmstation kann manchmal mühselig sein. Umso mehr freut man sich aber dann, wenn die Anstrengungen durch tolle Funde belohnt werden, wie etwa durch Funde von Keramik. Zur Freude unserer Restauratorin Heike Rührig vom Oberösterreichischen Landesmuseum sind da auch wieder besonders schöne Stücke der Mondsee-Gruppe dabei, mit Furchenstichverzierung und erhaltener weißer Inkrustierung.
Erwartungshaltung für die kommenden Wochen ist groß. Bald kommen die Taucher auf die nächste Kulturschicht. Haselnuss hin oder her.
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