Die aktuellen Forschungsaktivitäten rund um die Pfahlbauten in Oberösterreich lassen uns auch häufig in die (jüngere) Vergangenheit und auf bisherige archäologische Ergebnisse blicken. Ein Thema sind dabei auch die Pfahlbaufunde aus sogenannten Altgrabungen, die sich aus historischen Gründen auf verschiedene Museen und Sammlungen verteilen. Größere Bestände an Material aus Pfahlbaukontexten in Oberösterreich befinden sich derzeit in den Sammlungen des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien, der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums, des Oberösterreichischen Landesmuseums (OÖLM) und des Pfahlbaumuseums Mondsee. Die Heimatmuseen in Vöcklabruck und Schörfling beherbergen kleinere, jedoch nicht minder interessante Sammlungen.
Alle Sammlungen stehen für Forschungen prinzipiell zur Verfügung, der unterschiedliche Stand der musealen Dokumentation stellt uns jedoch vor gewisse Probleme. So sind nur die Bestände der beiden Wiener Sammlungen sowie des ÖOLM in eigenen Sammlungsdatenbanken erfasst. Die Inventare der Museen an Attersee und Mondsee liegen derzeit jedoch nur analog – in Karteikarten und Inventarbüchern – vor, wenngleich in gutem und geordnetem Zustand.
Ähnlich unterschiedlich ist der Stand der fotografischen Erfassung. Bis vor kurzem waren bei keiner einzigen der genannten Sammlungen alle Objekte einzeln und in guter Qualität fotografiert. Um das bereits vorhandene Fundmaterial also der aktuellen Pfahlbauforschung nachhaltig zur Verfügung stellen zu können, auch angesichts von laufend neu gegrabenem Material, wurde auf Initiative von Kerstin Kowarik, Mitarbeiterin des Projektes „Beyond Lake Villages“ (BELAVI) der Universität Wien und in Kooperation mit dem OÖLM sowie dem Verbund Oberösterreichischer Museen das Projekt „PFOBDA“ - Pfahlbau-Objekt-Datenbank - ins Leben gerufen.
Ziel ist die Schaffung einer Datenbank, in welche sämtliche Sammlungen mit (vorerst) oberösterreichischem Material aus Pfahlbaukontexten eingepflegt werden. Aufgrund des hohen wissenschaftlichen Interesses für das Land Oberösterreich steht für die digitalen Arbeitsschritte dankendwerterweise die Abteilung Informationstechnologie des Landes zur Verfügung. Anneliese Kaltseis-Stickler und ihr Team zeichnen bereits verantwortlich für die Schaffung der Inventarisierungsdatenbank des Landesmuseums (MUKO – Museumskollektor). Insofern kann für die Pfahlbau-Datenbank problemlos die Maske der Abteilung Ur- und Frühgeschichte des Landesmuseums übernommen werden.
Im nächsten Schritt werden die Pfahlbaufunde, die in den drei genannten Sammlungen bereits digital vorliegen, aus den ursprünglichen Datenbanken exportiert und in die neue Datenbank übertragen. Was die fotografische Erfassung angeht, konnte bereits im Frühjahr die gesamte Sammlung im Pfahlbaumuseum Mondsee durch den Fotografen des Landes Oberösterreich, Ernst Grilnberger, dokumentiert werden. Geplant ist, im Rahmen des Projektes sämtliche Objekte aller Sammlungen zu fotografieren.
Am Ende wird eine - laufend durch neu gegrabenes Material erweiterte - Datenbank online zur Verfügung stehen, die allen ForscherInnen und Interessierten die Möglichkeit gibt, ihre Forschungsfragen an das oberösterreichische Pfahlbau-Material zu richten, unabhängig davon, wo es physisch aufbewahrt wird. Unser ehrgeiziges Ziel ist, die bestehenden Sammlungen bis Ende 2018 in der Datenbank erfasst zu haben.
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