19. Dezember 2015
Zum Jahresende die Kür: Nach einem aufregenden Jahr für die Unterwasserarchäologie in Österreich gab es am Donnerstag den perfekten Ausklang: Jutta Leskovar und meine liebe Gemahlin Helena Seidl da Fonseca hielten am Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien einen einstündigen Vortrag über das Projekt Zeitensprung
Die Einladung zum Vortrag erfolgte durch den Arbeitskreis Unterwasserarchäologie der ÖGUF. Gekommen waren ungefähr 30 Personen – viele bekannte Gesichter, aber auch einige StudentInnen und ForschungskollegInnen, die sich für das Thema begeistert haben.
Als erstes ergriff Jutta Leskovar – Sammlungsleiterin der Ur- und Frühgeschichte am Oberösterreichischen Landesmuseum und Leiterin des Forschungsprojektes Zeitensprung – das Wort . Sie erklärte, wie das Projekt Zeitensprung zu Stande kam und welche Rolle dabei das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ und die oberösterreichische Landesausstellung 2020 spielten.
Das Projekt selbst wurde ja bereits in diesem Blog mehrfach thematisiert, weswegen ich an dieser Stelle darauf nicht näher eingehen möchte. Es war jedoch beeindruckend wie Jutta Leskovar die Problematik der Nassfund-Konservierung erklärte. Auch international scheint es in der Archäologie hierzu noch keine allgemein gültigen Standards zu geben. Im Projekt Zeitensprung kümmert sich genau deswegen ein Team von Konservatorinnen um das Fundmaterial und versucht die besten Methoden zu finden. Schließlich sollen die Funde zur Landesausstellung 2020 auch ausgestellt werden.
Besonders spannend wurde es bei der Ankündigung für die nächste Grabung im September 2016. Die Entscheidung, welche Fundstätte diesmal als Forschungsobjekt der ArchäologInnen dienen soll, bedarf eines speziellen Fingerspitzengefühls. Gesucht wird eine Pfahlbaustation am Attersee oder Mondsee, die nicht zum Weltkulturerbe gehört und gut erhalten ist.
Die diesjährige Grabung in der Sprungturmgrube des Strandbades Seewalchen wurde unter anderem aus denkmalpflegerischen Gründen heraus gewählt und diente neben der Erforschung der Station Seewalchen I auch ihrer Sicherung. Die Orte, die sich an Attersee und Mondsee für weitere Grabungen anbieten, sind zahlreich. Eine endgültig Entscheidung, wo nun genau gegraben wird, ist noch nicht gefallen und vielleicht ergeben sich aus den Prospektionen, die Anfang 2016 gemacht werden, noch ganz neue Überlegungen.
Es bleibt also spannend, wohin es meine Frau Forschungstaucherin nächstes Jahr verschlagen wird.
Die abschließende Publikumsfrage, ob der Attersee zur Zeit der Pfahlbauten zufror oder nicht, konnte nicht eindeutig beantwortet werden. Das letzte Mal soll der Attersee in den 50er Jahren zugefroren sein. Die Frage schließt jedoch gut an die derzeitig laufenden Forschungsprojekte an, denn das Beyond Lake Villages – Projekt der Universität Wien widmet sich der Fragestellung, wie die oberösterreichische Seen-Landschaft im Neolithikum ausgesehen hat und wie die Pfahlbau-Stationen mit Fundstellen im Hinterland zusammenhingen. Die Möglichkeit eines zugefrorenen Sees und die Auswirkung auf Handel und Transport sollte auch in diesen Landschaftsmodellen bedacht werden.
Ich für mein Teil wünsche euch allen frohe Feiertage und ein tolles Neues Jahr 2016!
Euer Gabriel Seidl da Fonseca
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