Unterwasserarchäologisches Monitoring an der UNESCO-Welterbestätte im Keutschacher See
Die Station Keutschach ist eine seit 1864 bekannte neolithische Siedlung im zentralen Bereich des Keutschacher Sees in Kärnten. In den 150 Jahren seit ihrer Erstentdeckung haben sich zahlreiche Forscher, Gelehrte aber auch interessierte Laien mit den Funden beschäftigt. Mit den bisher gesicherten Daten von 3947/46 v. Chr. ist diese Siedlung zugleich die bisher älteste bekannte Pfahlbausiedlung in Österreich.
Die Siedlungsreste befinden sich auf einer Untiefe des Keutschacher Sees in 2 bis 12 m Wassertiefe. Die aktuelle Zustandsbeurteilung zeigte eine Überdeckung der Inselkuppe durch Schlick und Sand mit einer Stärke von drei bis zehn cm. In situ befindliche Kulturschicht konnte unerwartet häufig und massiv vor allem auf den höchsten Punkten der Kuppe erkannt werden. Damit ist auch für die Zukunft ein erhebliches Forschungspotential gegeben (Bestätigung nach Begutachtung der Fundstelle durch Dr. M. Mainberger, Dt. Bodensee). Vereinzelt zeigten sich auch Strukturen mit liegenden Hölzern in der Kulturschicht, die weitere Untersuchungen lohnen würden. Die Pfähle ragen bis 52 cm aus dem umliegendem Sediment heraus und sind mehr oder weniger konisch aberodiert.
Bei der Betrachtung des Gefährdungspotentials sind natürliche und anthropogene Ursachen voneinander zu unterscheiden. Die natürliche Erosion dieser exponierten Untiefe inmitten des Sees wird vor allem durch Wellenschlag und Strömung bestimmt. Diese Prozesse fanden seit Bestehen der Untiefe statt und werden maßgeblich vom Wasserspiegelstand der jeweiligen Zeit mitbestimmt. Die mächtigen Seekreideschichten sowie die darin enthaltenen organische Bänderung zeigen, dass es auch immer wieder Sedimentation gegeben haben musste. Weitere natürliche Erosionsfaktoren lassen sich in Form von tierischen Mitbewohnern dieser Untiefe finden. Dabei spielen die Neozoen Zander durch das Freilegen der Kulturschicht für ihre Laichgruben und Signalkrebse durch das Graben von Gängen an der Halde eine wichtige Rolle. Vor allem die westliche und nördliche Halde ist regelrecht durchzogen mit diesen Tiergängen und schwer in ihrer Stabilität gestört. Die momentan erkennbaren menschlichen Störungen der Welterbestätte erfolgen vor allem durch Sportangler und Freizeitboote. Wurfangelhaken mit starken Sehnen reißen ganze Pfähle aus ihrer Verankerung oder kappen sie sogar. Kleinere und größere Anker verhaken sich im Pfahlfeld und beschädigen dieses ebenfalls.
Die seit 2013 durchgeführten Prospektionsmaßnahmen des Kuratoriums Pfahlbauten an der Welterbestätte Keutschach hatten auch das Ziel, ein Monitoringsystem einzurichten. In zwei Fluchten eingebrachte Erosionsmarker dienen nun zur Langzeitkontrolle dieses Unterwasserdenkmals mit standardisierten Methoden. So lassen sich die Erosionsvorgänge nachvollziehen, deren Kenntnis eine wichtige Voraussetzung ist, um zeitnah passende Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.