Die Station Abtsdorf I ist eine seit 1963 bekannte Seeufersiedlung im nordwestlichen Bereich des Attersees in Oberösterreich. Neue Untersuchungen zeigen eine Datierung in den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit.
Die heute noch fassbaren Überreste der Seeufersiedlung Abtsdorf I befinden sich auf einer Untiefe am nordwestlichen Ufer des Attersees in einer Wassertiefe von 2,1 m bis 2,8 m. Diese Untiefe wird durch eine sich in den See hinausziehende Landzunge (genannt Teufelsbrücke) gebildet. Aufgrund des bisher postulierten prähistorisch niedrigeren Wasserstands, kann angenommen werden, dass sich diese Siedlung ehemals auf einer Halbinsel befand. Diese Halbinsel war zwar den Naturelementen stärker ausgesetzt, bot aber auch größeren Schutz gegenüber Feinden. An den Rändern der Untiefe wurden einige Pfähle entdeckt. Oberflächenfunde aus abgerollten Keramikfragmenten konnten im mittleren Bereich der Untiefe erkannt werden. In den Kratern, die durch Ankerketten von Segelschiffbojen verursacht werden, konnte mehrfach offen liegende Kulturschicht mit Hölzern und zahlreichen Funden beobachtet werden.
Einen deutlichen Aufschluss über die stratigrafischen Verhältnisse erbrachten die Sedimentkernproben. Die Bohrflucht 1 mit insgesamt elf Kernproben wurde entlang der Grundlinie, also im mittleren Siedlungsbereich angelegt. Das Niveau der Kulturschicht liegt zwischen 2,30 m und 2,55 m unter dem heutigen Seewasserspiegel des Attersees. Aktuelle Forschungsergebnisse erbrachten mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) eine Neudatierung der Siedlung in die Zeit um 1650 v.Chr.. Diese Zeit im Übergang von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit war z.B. im Mittelmeer geprägt durch die Hochkulturen auf Kreta sowie im Alten Ägypten. Außerdem ließen erste Auswertungsergebnisse der Pflanzenfunde ein breit gefächertes Kultur- und Wildpflanzenspektrum erkennen. Bisher eindeutig nachgewiesene Nutzpflanzen wie Dinkel oder Flachs sind charakteristisch für die frühbronzezeitliche Landwirtschaft. Darüber hinaus gehörte Holunder, Hasel und Brombeere zu den genutzten Pflanzen der bronzezeitlichen Bevölkerung am Attersee.
Das Gefährdungspotenzial für diese prähistorische Seeufersiedlung liegt einerseits in der natürlichen Erosion, die aufgrund der exponierten Lage auf einer Halbinsel besonders beobachtet werden muss. Akut ist die Gefährdung der Siedlungsreste durch das Aufbrechen der schützenden Deckschichten durch die Ketten der Segelbojen. Im Jahr 2015 wurde ein Pilotprojekt am Attersee zur Umrüstung auf denkmalgerechte Ankerbojen gestartet, das bereits gute Erfolge zeigt.
Das jährlich durch das Kuratorium Pfahlbauten durchgeführte Monitoring dient der Langzeitkontrolle der Unterwasserdenkmale.