„Ich kann das Naturhistorische und Kunsthistorische Museum nie unterscheiden“- ein weit verbreitetes Problem. Dabei ist es ganz einfach: Das Naturhistorische ist das, wo man tote, noch nicht ausgestopfte Tiere noch vor seinen Arbeitskolleg:innen begrüßen kann, während man durch den Innenhof zur prähistorischen Abteilung geht.
Als wir am ersten Tag der Woche wie gewohnt an den Portieren (die übrigens mittlerweile nicht mehr dreinschauen, als hätten wir vor die Venus zu stehlen, wenn wir in der Früh reinkommen) vorbei in den Hof gingen, lag dort ein ziemlich großer, ziemlich toter Fisch in einem Wasserbecken. Eine unerwartete Überraschung gleich in der Früh - ein etwas anderes Willkommen.
Solche Erlebnisse kommen offenbar öfter vor, wie uns von einer Kollegin vom Kuratorium Pfahlbauten schon erzählt wurde. Als die riesige, uralte Schildkröte aus Schönbrunn gestorben war, erinnerte sie sich, war das ganz groß überall in den Nachrichten gewesen. Als sie dann eines Tages in die Arbeit kam, stand plötzlich genau diese riesige Schildkröte, die von fünf Leuten aus einem Auto gehievt werden musste, vor ihr im Hof. Den ganzen Tag lang hörte man aus dem Büro nette Sägegeräusche von der Tierpräparation im unteren Stock. Also der Schildkröte kann unser Fisch zwar nicht das Wasser reichen, aber es ist auf jeden Fall eine Abwechslung, in der Früh einen stummen Fisch und keine schreienden Schulkinder anzutreffen.
Andere junge Leute sahen wir trotzdem, allerdings waren das die sehr netten und überhaupt nicht schreienden HTL-Schülerinnen, mit denen gemeinsam wir unser Praktikumsprojekt bearbeiten. Ein bisschen was können wir euch schon verraten: Wie ihr wisst, haben wir ja letzte Woche schon zu Recycling in der Steinzeit recherchiert. Die Aufgabe unserer Animateurinnen ist es, bestimmte illustrierten Szenen aus Pfahlbausiedlungen für die Homepage des Kuratorium Pfahlbauten zu animieren. Sie hatten letzte Woche einen Workshop mit dem Illustrator des Kuratoriums, Leopold Maurer, der mit ihnen einige wichtige Details bezüglich der Website und den Animationen besprochen hat, danach haben sie sofort losgelegt. Sie sind alle sehr talentiert und haben schon tolle Arbeit geleistet, das Endprodukt ist aber noch ein Geheimnis - wenn ihr unsere Blogs fleißig weiterverfolgt, erfahrt ihr am Ende, was es ist…!
Für euch haben wir dem Animationsteam extra ein paar exklusive Fragen gestellt. Unsere erste Frage war, wodurch sie Zugang zu Animationen und Grafiken bekommen haben. Aurora ist mit Kunst aufgewachsen und hat sich deswegen schon immer dafür interessiert. Laura erzählte, sie habe ein Praktikum bei einem Tierarzt gemacht, wo sie früher eigentlich arbeiten wollte, aber das ganze Blut sei dann doch nicht ganz das gewesen, was sie sich vorgestellt hatte (gut geeignet für alle, die sich mehr motivieren wollen, vegetarisch zu leben) und schließlich wurde ihr von Freund:innen die HTL Spengergasse empfohlen, so wie es auch bei Sabrina war. Das Blut, mit dem sie jetzt zu tun haben, hinterlässt wenigstens keine Spuren, sondern ist digital gezeichnet.
Die Lieblingsbereiche unserer Animateur:innen sind vor allem Charakterdesign und Storytelling. Auf die Frage „Was mögt ihr am meisten am Animieren?“ antwortet Laura: „Wenn die Skizzen dann zum Leben erwachen“. Ein sehr spezieller Lebenskreislauf hier im Museum - die echten Tiere erstarren für die Ausstellungen, während die animierten an ihrer Stelle lebendig werden. Das Arbeiten für unser Projekt fällt unseren Kolleginnen leicht, obwohl es eine Herausforderung ist, sich an den Zeichenstil der Vorlage anzupassen. Laura, Aurora und Sabrina haben schon viel Übung im Animieren. Einige ihrer Lieblingsprojekte, die sie schon gemacht haben waren ein Musikvideo, das Designen eines Computerspiels und das Erstellen eines Charakters auf Social Media.
Am Ende der Woche zeigte sich, dass wir nicht die Einzigen sind, die schneller mit ihren Aufgaben fertig waren, als geplant. Auch das Animationsteam ist schon mit der Hälfte seiner Arbeit fertig. Wenn das so weitergeht, werden wir am Ende noch fürs Zählen des Museumsinventars eingeteilt, eine fast so unmögliche Aufgabe wie die von Sisyphus, nur dass unsere Steine wertvoll sind. Falls wir nach unseren vier Praktikumswochen nicht mehr auftauchen, wisst ihr wo ihr uns suchen müsst…
Neuen Kommentar schreiben