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Urgeschichte für Kinder - Wir spinnen Wolle

24. Februar 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Die kommenden Wochen widmen wir uns dem Thema "Kleidung und Schmuck in der Urgeschichte" und wie diese/r hergestellt wurde. Heute zeigen wir euch, wie ihr mit der Handspindel, die ihr letzte Woche gebaut habt, Wolle zu Fäden spinnen könnt. Nächste Woche gibt es dann eine Anleitung zum Kordeldruck.

                                 Wir spinnen Wolle

Dein Hintergrundwissen

Die ersten Funde von Handspindeln im Raum des heutigen Österreich stammen aus der Jungsteinzeit (6000 – 2200 v. Chr.) und sind mehr als 7000 Jahre alt. An vielen Orten wird auch heute noch mit der Hand gesponnen. Wolle ist wesentlich leichter zu verarbeiten als Pflanzenfasern, wie zum Beispiel Flachs, die aus dem Inneren von Pflanzenstängeln gewonnen werden müssen. Durch den Fellwechsel zwischen den Jahreszeiten, kann die Unterwolle von alten Schafrassen z.B. einfach mit den Händen ausgezupft und direkt weiterverarbeitet werden. Schafe werden wohl erst seit ungefähr 1000 v. Chr. geschoren, so wie es auch noch heute gemacht wird.

Die Qualität des fertigen Textils lässt sich durch einige zusätzliche Arbeiten verbessern. So kann man annehmen, dass bereits in der Urgeschichte die Wolle zuerst gewaschen wurde. Zum auflockern können die Fasern zuerst mit einem Holzbogen geschlagen und dann „kardiert“ also zwischen feinen Bürsten oder Kämmen aufgefasert werden.

Links: Um die Wolle aufzulockern, wird sie mit einem Holzbogen geschlagen.
Rechts: Mit feinen Bürsten, „Handkarden“ genannt, bereitet man sie Fasern fein auf,
damit der gesponnenen Faden glatter und gleichmäßiger wird.
© Karina Grömer

Um aus den einzelnen Fasern einen Faden herzustellen, verwendete man jahrtausendelang Handspindeln (siehe Arbeitsblatt „Wir bauen eine Handspindel“). Diese wird gedreht und mit den Händen nach und nach Fasern zugegeben, sodass sie sich zu einem Faden zusammendrehen. Je nachdem, ob man die Spindel rechts- oder linksherum dreht, bezeichnet man den Faden als s- oder z-gesponnen.

Dies ist vor allem wichtig, wenn man einen stärkeren Faden, einen Zwirn erzeugen möchte. Dazu werden zwei oder mehr Fäden nach dem Spinnen zusammengedreht. Damit das klappt, müssen sie in die gleiche Richtung gesponnen, aber in die entgegengesetzte Richtung zusammengedreht werden. Zwei linksgesponnene (s-gedrehte) Fäden werden also rechtsherum gezwirnt.

Probiere es einfach mal mit zwei kurzen, fertigen Wollfäden!

Anleitung Wolle spinnen

Welche Materialien du benötigst:

  • Handspindel (Bauanleitung siehe Arbeitsblatt „Wir bauen eine Handspindel“)
  • Rohwolle (im Bastelgeschäft zu finden unter „Kammzug“) oder Filzwolle
  • Evtl. ein Stück Strickwolle/ Bindfaden als Anfangsfaden
     

So legst du los:

  1. Zuerst musst du den Anfangsfaden (Strickwolle oder zusammengedrehte Wollfasern) wie im Bild gezeigt kurz über dem Spinnwirtel an den Spindelstab knoten und um die Spindel wickeln.
     
  2. Nimm eine Handvoll Wollfasern zur Hand und zupfe vorsichtig einige locker heraus. Auf diese legst du den Anfangsfaden. Halte Fasern und Faden fest und drehe vorsichtig die Spindel. Die losen Fasern sollten sich jetzt um den Anfangsfaden wickeln und mit ihm verbinden.

Wichtig: Ab jetzt musst du die Spindel immer in die gleiche Richtung drehen, sonst geht dein Faden wieder auf!

  1. Halte den Faden zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand und drehe vorsichtig mit der rechten Hand die Spindel. Du spürst, wie der Drall im Faden mehr wird.
     
  2. Stoppe die Spindel, indem du sie z.B. auf dem Boden aufstellst, oder an dein Knie lehnst. Später, wenn du mehr Übung hast, musst du die Spindel nicht mehr anhalten.
     
  3. Jetzt wandern Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nach oben und halten an der Stelle fest, an der vorher die linke Hand war. Mit der linken Hand werden nun vorsichtig weiter Fasern aus dem Bündel gezupft, erst wenn es wenig genug sind, dass der Faden gleichmäßig dick wird, Daumen und Zeigefinger der linken Hand wieder schließen, erst dann die Finger der rechten Hand öffnen. Du siehst, wie der Drall die Fasern zu einem Faden dreht.

Jetzt wiederholst du Schritt 2 bis 5 so lange, bis die Arme zu kurz werden und die Spindel auf dem Boden aufkommt.

  1. Jetzt löst du die Schlinge am oberen Ende der Spindel, wickelst den Faden um den Spindelstab und fängst wieder von vorne an. Das machst du so lange, bis die Spindel voll ist.
     
  2. Dann kannst du entweder den einfachen Faden von der Spindel abwickeln und weiterverwenden. Wickle ihn dazu am besten um eine Stuhllehne, befeuchte ihn etwas und lasse ihn wieder trocknen. Dadurch „entspannt“ sich der Faden und kringelt sich nicht mehr ein. Oder du spinnst eine zweite Spindel voll und verzwirnst die beiden Fäden zu einem dickeren Zwirn.

Schritt 1 – Anfangsfaden um die Spindel wickeln:

Schritt 2 – anspinnen:

Schritt 3 bis 6 – spinnen und aufwickeln:

Am Anfang nicht verzweifeln, wenn:

Der Faden ungleichmäßig wird.
Das ist am Anfang einfach so. Mit ein bisschen Übung wird der Faden immer gleichmäßiger. Doch auch die Übungsfäden können verstrickt, verwoben oder anderweitig verwendet werden. Einfach kreativ sein!

Die Spindel sich andauernd in die Gegenrichtung dreht.
Entweder ist zu viel Drall im Faden, dann einfach mehr Fasern ausziehen und schauen, wie lang sie sich noch zusammendrehen. Oder man ist einfach noch nicht schnell genug bei den einzelnen Arbeitsschritten. Dann einfach zwischendurch die Spindel öfter anhalten, bevor sie anfangen kann sich falsch herum zu drehen.

Der Faden reißt.
Auch das passiert am Anfang häufig, vor allem wenn man probiert, einen dünneren Faden zu erzeugen. Einfach vorgehen, wie ganz am Anfang: den Faden in einige ausgezupfte Fasern legen und beides festhalten, bis die Drehung der Spindel die beiden wieder verbindet.
 

Fragen zum Nachdenken:

  • Meistens wurde in der Urgeschichte Schafwolle oder Flachs versponnen. Welche Tierhaare oder Pflanzenfasern könnte man noch verspinnen?
  • Wie lange denkst du, musst du spinnen, bis du genug Faden hast um den Stoff für ein T-Shirt zu weben?
  • Für was alles kann man gesponnenen Faden gebrauchen?

 

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

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Kommentare

Gespeichert von Martina am

Großartig ... Vielen Dank für den Blog und die Anleitung zum Spinnen...

Gespeichert von cyril am

Freut uns, wenn es gefällt! Mit Fiona haben wir eine Expertin in unseren Reihen. Liebe Grüße!

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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