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Urgeschichte für Kinder - Pflanzen aus dem Pfahlbaugarten

14. April 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Was haben Menschen vor 6000 Jahren gegessen und womit haben sie ihre Medizin hergestellt? In den folgenden drei Wochen wirst du einiges über prähistorische Pflanzen erfahren, wie sie heißen, wie sie aussehen, wann sie am besten angebaut werden und wozu sie verwendet wurden.

Pflanzen aus dem Pfahlbaugarten

Dein Hintergrundwissen:

Woher wissen wir welche Pflanzen im Pfahlbaugarten vor 6000 Jahren angebaut bzw. im Wald gesammelt wurden?

Bei Ausgrabungen kann man ganz kleine Bestandteile (z.B. Apfelkerne, Samen, Weizenkörner) von Pflanzen finden. Diese verraten den Forscher*innen welche Pflanzen die Menschen damals mit in ihre Häuser nahmen und damit vermutlich auf dem Speiseplan standen. Oft müssen die kleinen Funde unter dem Mikroskop betrachtet werden, um sie genau bestimmen zu können.

Dabei können Sammelpflanzen von Anbaupflanzen unterschieden werden. Bei Sammelpflanzen handelt es sich um Pflanzen (Beeren, Früchte, Kräuter usw.) die von Natur aus in der Umgebung wuchsen. Die Menschen mussten diese nur finden, einsammeln und dann zu Hause verwerten.

Bei Anbaupflanzen handelt es sich um Pflanzen wie zum Beispiel Emmer und Einkorn, welche von den Menschen aktiv angebaut und wie von heutigen Bauern ausgesät, betreut und geerntet wurden. Dabei werden immer nur die besten Samen wieder angebaut, und das verändert die Pflanze über lange Zeit. Archäobotaniker*innen können dadurch Wildpflanzen von Anbaupflanzen unterscheiden.

 

Archäobotaniker bei der Untersuchung von Funden unter dem Mikroskop © A. G. Heiss

Spiel: Pflanzen-Memory

Welche Materialien du benötigst:

PC, Laptop, Smartphone oder Tablet

So legst du los:

Heute darfst du mal ganz offiziell dein Smartphone, PC oder Tablet verwenden. Wir haben ein digitales Memory vorbereitet indem du die Nutzpflanzen aus der Jungsteinzeit kennenlernen kannst. Steige mit diesem Link  ein und finde die gleichen Paare:

https://learningapps.org/watch?v=pkmpmc7ej20

Hast du dir gemerkt welche Pflanzen vorgekommen sind? Hier kannst du noch mehr über die jeweilige Sorte erfahren.

Zusatzinfos zum Pflanzen-Memory 

SAMMELPFLANZEN 

W A L D E R D B E E R E (lat. Fragaria vesca)

Die Walderdbeere findest du in ganz Europa und Nordasien. Sie wächst bevorzugt in Laub- und Nadelwäldern, sowie am Waldrand. Wahrscheinlich hast du beim Wandern schon einmal davon genascht.

In der Volksmedizin werden die Blätter der jungen Erdbeerpflanzen genutzt, um einen Tee gegen Durchfall zu brauen.

Sammelzeit: Juni bis September

Inhaltsstoffe: Erdbeerblätter enthalten Gerbstoffe, die Früchte enthalten einige Vitamine

Walderdbeere © Verein Freunde der Archäologie

G E M E I N E R H A S E L (lat. Corylus avellana)

Die Haselnuss wächst auf einem etwa 5m hohen Strauch, der in Europa und Kleinasien heimisch ist. Bekannt ist er für die essbaren, seit Jahrtausenden von Menschen genutzten Früchte, die Haselnüsse.

Sammelzeit: Mitte September bis Ende Oktober

Inhaltsstoffe: Die Samen der Haselnuss enthalten sehr viel Fett, welches auch zu Öl gepresst werden kann

6000 Jahre alte Haselnussschalen aus einer Pfahlbausiedlung © Kuratorium Pfahlbauten

H O L Z A P F E L (lat. Malus sylvestris)

Der Holzapfel wächst auf einem Baum, der Wuchshöhen von bis zu 10m erreicht; überwiegend wächst er jedoch nicht höher als 3 bis 5m.

Der Holzapfel ist viel kleiner als der heutige Apfel, die Frucht ist nur 2-4cm groß, gelbbraun mit roten Flecken, der Geschmack ist holzig, sauer.

Bereits zur Zeit der Pfahlbauten wurden die Früchte in gedörrter oder gekochter Form verspeist, unverarbeitet sind sie ungenießbar.

Sammelzeit: September bis Ende Oktober

Inhaltsstoffe: Apfelsamen sind durch Amygdalin schwach giftig!

 

6000 Jahre alter verkohlter Apfel ©Kuratorium Pfahlbauten und Holzapfelbaum © Verein Freunde der Archäologie

B R O M B E E R E (lat. Rubus fruticosus)

Die bei Reife meist blauschwarzen Früchte, schmecken säuerlich, bestimmt hast du bereits Brombeeren probiert.  

Sie wachsen auf Sträuchern, diese bevorzugen sonnigen bis halbschattige Flächen des Waldes. Der Strauch hat kleine Dornen, vielleicht bist du beim Naschen schon einmal gestochen worden.

Sammelzeit: Juli bis Ende August

Inhaltsstoffe: Die Blätter enthalten Gerbstoffe und werden auch als Mittel gegen Durchfall genutzt, außerdem wird die Pflanze bei Hauterkrankungen eingesetzt sowie bei Mund- und Rachenentzündungen.

Brombeerstrauch © Verein Freunde der Archäologie

ANBAUPFLANZEN

E M M E R (lat. Triticum dicoccum)

Emmer stammt vom „Wildemmer“ ab, Emmer gehört wie Einkorn zu den ältesten Getreidearten und kommt in der Südtürkei, Syrien, Libanon, Palästina, Israel und im östlichen Irak sowie Iran vor (fruchtbarer Halbmond). Die Pflanze wird seit ca. 10.000 Jahren angebaut.

Emmer hat zwei Körner pro Ähre, die fest von Spelzen umschlossen werden. Das Getreide kann bis zu 1,50m hoch wachsen und ist sehr winterhart, es hält Temperaturen bis minus 30 Grad aus.

Verwendet wurde das Getreide vor allem für Getreidebrei und Brot.

Erntezeit: August

Anbauzeit: Frühjahr und Herbst

Inhaltsstoffe: Emmer ist kohlenhydrat- und mineralstoffreich, vergleichbar mit Einkorn.

 

Verkohltes Getreidekorn aus einer Pfahlbausiedlung  © Kuratorium Pfahlbauten und Emmerähre © Verein Freunde der Archäologie

E I N K O R N (lat. Triticum monococcum)

Einkorn stammt vom Wildeinkorn ab. Das Ursprungsgebiet von Einkorn liegt ebenso wie beim Emmer im „fruchtbaren Halbmond“.

Wildes Einkorn hatte bereits Bedeutung als Sammelpflanze im Mesolithikum. Ab der Jungsteinzeit wird Einkorn wie heutiges Getreide angebaut.

Einkorn ist relativ anspruchslos und resistent gegenüber vielen Schädlinge. Auch heute noch wird Einkorn zu Brot und Bier verarbeitet. 

Erntezeit: August, September

Anbauzeit: Frühjahr und Herbst

Inhaltsstoffe: Einkorn enthält viele Mineralstoffe und Aminosäuren

Einkornähre © Verein Freunde der Archäologie

L I N S E (lat. Lens culinaris)

Die Linse wächst am besten in weichen oder sandigen, kalkhaltigen und lockeren Lehmböden. Sie ist in der Jungsteinzeit in Vorderasien als Wildlinse zu finden. Diese kam dann nach und nach, nach Europa und Österreich.

Die gelbe Linse ist ca. 10 bis 15 mm groß und kann zwischen Mai und September geerntet werden.

Die rote Linse enthält Giftstoffe, die durch das Kochen oder Einweichen verträglich gemacht werden können.

Erntezeit: Mai bis September

Anbauzeit: Mitte bis Ende August

Inhaltsstoffe: Linsen enthalten viel Eiweiß und Mineralstoffe

Linsen © Verein Freunde der Archäologie

E R B S E N (lat. Pisum sativum)

Die Erbse ist eine einjährige krautige Pflanze. Die Früchte sind 3 bis 12cm lang, 1 bis 2,5cm dick und je nach Art grün oder bräunlich, selten auch schwarz.

Die Hülse enthalten 4 bis 10 Samen, die Erbsen genannt werden.

Die Erbse kam ursprünglich aus Kleinasien und sind seit Jahrtausenden eine wichtige Nutzpflanze. Der Anbau der Erbsen ist durch archäologische Funde ab etwa 8000 BC belegt; damit gehört die Erbse zu den ältesten Pflanzen.

Erntezeit: ab Mai (ca. 3 Monate nach der Aussaat)

Anbauzeit: Anfang bis Mitte März

Inhaltsstoffe: reife Erbsen enthalten viel Eiweiß, Mineralstoffe und Kohlenhydrate

Erbsen © Verein Freunde der Archäologie

Fragen zum Nachdenken:

  • Welche der genannten Pflanzen hast du schon mal gegessen?
  • Welche Pflanzen konnten, denkst du, auch als Wintervorrat gesammelt werden?
  • Mit welchen Mitteln könnten die Pfahlbauer*innen Früchte und Gemüse vor 6000 Jahren für längere Zeit haltbar macht haben?

Bild und Textmaterial © Verein Freunde der Archäologie an den Seen des Attersees und seines Hinterlandes, www.archaeofreunde.at

In Kooperation mit Andreas G. Heiss – Archäobotaniker, Österreichisches Archäologisches Institut an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Anna Schantl studiert im Master Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien und hat einen Bachelor in Verpackungst

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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