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Das Welterbefenster Keutschach - Ein Blick auf die UNESCO-Welterbestätte im Keutschacher See

10. August 2023

In den letzten Wochen haben wir in unseren Kanälen auf Facebook, Instagram und natürlich im Pfahlbautenblog über das Leben vor 6000 Jahren in Keutschach, das im neuen Welterbefenster ausgestellt wird, erzählt. Doch warum ist uns die Vermittlung dieses Wissens und die Teilhabe am UNESCO-Welterbe so wichtig?

Die Erhaltung steht im Vordergrund

Gemeinsam mit den Fundstellen im Attersee und im Mondsee gehört die ca. 6000 Jahre alte urgeschichtliche Siedlung im Keutschacher See zum UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in Österreich. Insgesamt bilden jedoch 111 Fundstellen in Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich, Slowenien und Österreich gemeinsam dieses internationale UNESCO-Welterbe.

Die urgeschichtliche Siedlung liegt auf einer ehemaligen Insel, heute eine Untiefe, im Keutschacher See verborgen, ist dadurch unsichtbar und kann nicht besucht werden. Entdeckt wurde sie bereits 1864 von dem Forscher Ferdinand Hochstetter als erste Pfahlbausiedlung auf heute österreichischem Gebiet. Seit der Anerkennung solcher Fundstellen als Welterbe liegt in Österreich ein besonderes Augenmerk auf der Erhaltung und dem Schutz der versunkenen, urgeschichtlichen Dorfruinen. Durch das Kuratorium Pfahlbauten wird ein jährliches Monitoring der Fundstellen durchgeführt. Dabei erfolgt eine Zustandskontrolle und eine Foto- sowie Videodokumentation. Errichtet wurden ebenfalls Erosionsmarker, an denen abgelesen werden kann, ob Seesediment an den Stellen der Welterbestätten abgelagert oder abgetragen wird.

Die Gefahren für das Welterbe und Schutzmaßnahmen im Keutschacher See

Gefährdet wird die Fundstelle im Keutschacher See durch Wellenschlag, Strömung, den Menschen selbst (Angelsport, Bootsankerungen, Entwendung von Fundmaterial) und durch die von Menschen in den See eingebrachten Zander. Letzerer wedelt mit seiner Schwanzflosse Laichgruben in den Seeboden auf der Untiefe und legt dadurch die noch erhaltene Kulturschicht frei bzw. tragt sie immer weiter ab. Mit der Ratifizierung der UNESCO-Welterbe Konvention hat sich die Republik Österreich ab 1992 verpflichtet, für den Schutz und den Erhalt von Welterbestätten zu sorgen. Darum sind eigens an die Gefährdungen des Denkmals im Keutschacher See angepasste Schutzmaßnahmen entwickelt worden.

Seit 2019 werden auf der Fundstelle im Keutschacher See Schutzabdeckungen verlegt. Dabei wurden ausschließlich umweltfreundliche, aus natürlichen Stoffen gefertigte Matten verwendet. Inzwischen haben sich Geotextilien aus Basalt am besten bewährt und zum Stand 2022 sind insgesamt 120 m2 abgedeckt. Ihre Aufgabe ist es, die darunter befindlichen, wertvollen urgeschichtlichen Kulturschichten und Funde vor weiterer Zerstörung zu schützen. In den nächsten Jahren werden diese Schutzabdeckungen weiter ausgebaut. Die Unterwasserkampagne 2023 wird vom 2. bis 20. Oktober stattfinden. Mehr zu den Schutzmaßnahmen gibt es auf unserer Website und natürlich in aktuellen Berichten hier, im Pfahlbautenblog.

Vom Seeufer aus sind vier Eckbojen zu sehen, die den Bereich der Pfahlbausiedlung markieren. Im markierten Bereich ist neben Tauchen und Schwimmen, auch Bootfahren und vor allem das Fischen verboten. All diese Aktivitäten gefährden den Bestand der Welterbestätte, da Angelhaken und Anker sich im Bereich der Siedlung festsetzen und den Seeboden bzw. die Überdeckungen losreißen und Schaden verursachen können.

Was soll ich tun, wenn ich etwas finde? 

Ein Fund, egal aus welcher Zeit, kann zur Erforschung der regionalen Geschichte beitragen. Darum gilt in Österreich die Meldepflicht archäologischer Funde. Meldungen können beim Österreichischen Bundesdenkmalamt, der Polizei, der Bezirksverwaltungsbehörde oder öffentlichen Museen gemacht werden. Auch unser Team freut sich über Auskünfte zu eigenen Beobachtungen, besonders im Bereich von Seeufern und Flüssen, um Sie bei Fundmeldungen zu unterstützen.

Was kann ich für das UNESCO-Welterbe tun?

Bitte helfen Sie mit, unser UNESCO-Welterbe vor Zerstörung zu bewahren und bleiben Sie außerhalb des mit Bojen markierten Bereiches. Denn all diese Schutzmaßnahmen sind nur wirksam, wenn alle, die den See nutzen mithelfen, sich an die Handlungsaufforderungen halten und ihr Wissen um die Welterbestätte weitertragen. Denn letztendlich kann man nur schützen und erhalten, was man kennt und für schützenswert erachtet. Darum wollen wir die vielfältigen spannenden Forschungsergebnisse über das Leben in der Jungsteinzeit am Keutschacher See mit so vielen Menschen wie möglich teilen und Begeisterung für dieses Thema wecken.

Dazu initiieren und betreuen wir unterschiedlichste Projekte in der Region, so wie die Umsetzung des Welterbefensters Keutschach und gehen Langzeitkooperationen mit Schulen und Museen ein. Wir bieten zudem unterschiedliche Veranstaltungen für verschiedene Interessensgruppen an. So wird am ersten Wochenende im Oktober ein Workshop in Unterwasserarchäologie für Sporttaucher:innen stattfinden, für den sich die Teilnehmer:innen bis Ende Juli anmelden konnten. In diesem Rahmen gibt es am 1. Oktober 2023 auch unangemeldet die Möglichkeit, das Welterbefenster Keutschach mit einer Sonderführung zu besichtigen. Es bietet sich die Gelegenheit Site Managerin Lieselore Meyer, sowie Forschungstaucher Henrik Pohl alle brennenden Fragen zur Siedlung im Keutschacher See zu stellen.

Wann?
1. Oktober 2023, ab 13:30 Uhr

Wo?
Gemeindeamt Keutschach
 

Wo befindet sich das Welterbefenster Keutschach?

Neugierig? Dann schaut im Gemeindeamt Keutschach beim Welterbefenster vorbei! 6000 Jahre altes Geschirr, Nahrungsmittel, Werkzeuge, Menschenkonchen, einen originalen Pfahl und vieles mehr aus und über die urgeschichtliche Siedlung im Keutschacher See gibt es in der neuen interaktiven Multimedia-Vitrine zu sehen.

Standort: 
Gemeindeamt Keutschach am See, Keutschach 1, 9074 Keutschach am See

Öffnungszeiten: 
Mo., Di., Do. 07:30-16:00 Uhr
Mi. 07:30-18:00 Uhr
Fr. 07:30-12:00 Uhr

(Stand: Juli 2023; bei einem Besuch kontrollieren Sie bitte nochmals die aktuellen Öffnungszeiten)

Das Welterbefenster Keutschach ist eine Produktion des Kuratorium Pfahlbauten, dem Nationalen Management des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in Österreich. Es dient zur kostenfreien Vermittlung des UNESCO-Welterbes und wurde vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und SportAbt. 14 Kunst und Kultur des Landes Kärntenund der Kulturdirektion Oberösterreich gefördert. Das Vitrinendesign und der Aufbau stammen von Architekt Alexander Kubik, die Technik installierte Thomas Sandri, Screendesign und Programmierung erfolgte durch das Unternehmen lowfidelity – Heavy Industries. Die Funde stellten die Seebesitzerinnen Dr. Gundula Meßner und Anna Maria Meßner, MA, die Gemeinde Keutschach am See, sowie das Landesmuseum Kärnten zur Verfügung.

Mehr zur Entstehung und dem Konzept des Welterbefensters Keutschach erfahrt ihr hier: www.pfahlbauten.at/welterbefenster

Zugehöriges Projekt

Die neue, interaktive Vitrine im Gemeindeamt Keutschach...

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Lieselore Meyer ist als Site Managerin des Kuratoriums Pfahlbauten in Kärnten für das UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten zuständig.

´Schon 1864 forderte Ferdinand Hochstetter, der Entdecker der Keutschacher Pfahlbauten, die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Bild: Kuratorium Pfahlbauten/ NHM Wien
So oder so ähnlich könnte die Siedlung im Keutschacher See vor 6000 Jahren ausgesehen haben. Computerrekonstruktion: 7reasons/ Kuratorium Pfahlbauten
Der Bereich der Untiefe mit den urgeschichtlichen Pfahlbauruinen ist mit Eckbojen gekennzeichnet. Bild: Vera Polaschegg
Der Zander richtet an den Pfahlbauten im Keutschacher See großen Schaden an. Bild: Kuratorium Pfahlbauten
Großflächige Abdeckungen der Pfahlbausiedlung soll die empfindlichen Überreste schützen. Bild: Kuratorium Pfahlbauten
Im Welterbefenster kann man auch viel über den Schutz der prähistorischen Pfahlbauten erfahren. Bild: lowfidelity - heavy industries
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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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Das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ wird unterstützt durch: