13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Umwelt

Wie bei vielen Wissenschaften ist auch die Archäologie ein Fach in dem die meisten und treffendsten Aussagen nur durch interdisziplinäres Zusammenarbeiten möglich werden.
Wichtige Naturwissenschaften wie die Archäobotanik, die Anthropologie, die Archäozoologie, die Archäometallurgie und noch viele mehr helfen bei der Auswertung der archäologischen Funde. Durch Einbezug verschiedener solcher Untersuchungen kann ein vollständigeres Bild der Lebensweise der neolithischen und bronzezeitlichen PfahlbauerInnen gezeichnet werden.
 
Der guten Erhaltung der unterwasserarchäologischen Funde ist es zu verdanken, dass die Pfahlbausiedlungen so reiche und vielfältige Informationen zur Urgeschichte beinhalten.
In dem feuchten Seeboden erhalten sich beispielsweise Nahrungsreste, wie Samen, Früchte oder Knochen erstaunlich gut. Die Archäobotanik kann auf Grund der Analyse der Pflanzenreste feststellen, welche Pflanzen vom Menschen angebaut und welche gesammelt wurden.
 
Diese Aussage ist auf Grund der Veränderung einer Wildpflanze durch die Zucht, also den gezielten Anbau und das Kreuzen eines Getreides, möglich. Ebenso kann die Archäozoologie tierische Knochenreste als Jagdwild oder Zuchttier unterscheiden.
 
Haselnussschalen und Reste von Beeren zeigen, dass ein großer Teil der Nahrung noch gesammelt wurde.
Haselnussschalen und Reste von Beeren
Haselnussschalen und Reste von Beeren zeigen, dass ein großer Teil der Nahrung noch gesammelt wurde.
Tierknochen-Funde weisen Haustiere und Jagdwild nach.
Tierknochen-Funde
Tierknochen-Funde weisen Haustiere und Jagdwild nach.
Wie die Nahrung zubereitet wurde wissen wir nicht genau, aber die Nahrungsreste lassen ein reichhaltiges Spektrum an möglichen Rezepten zu, wie z. B. Gerstenkugeln.
Nahrung
Wie die Nahrung zubereitet wurde wissen wir nicht genau, aber die Nahrungsreste lassen ein reichhaltiges Spektrum an möglichen Rezepten zu, wie z. B. Gerstenkugeln.
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Das Wissen um die angebauten Getreidearten und die gehaltenen Tierarten lässt Rückschlüsse auf die Organisation der Pfahlbauer*innen zu.
Beispielsweise zeigen Untersuchungen an Getreidefunden, dass bereits der neolithische Pfahlbauer die Aussaat von Sommer- und Wintergetreide kannte. Diese Bewirtschaftungsweise der Felder bringt viele Vorteile, wie höhere Ernteerträge, mehr Vielfalt im Anbau und eine bessere Absicherung im Fall des Verderbens einer Ernte. Gleichwohl verlangt sie auch ausreichend viele Mitarbeiter*innen und eine Verwaltung der gewonnenen Ernte. Es können also auch Überlegungen zur gesellschaftlichen Struktur der Pfahlbausiedlungen auf Grund dieser Informationen angestellt werden und der Ablauf des urgeschichtlichen Lebens innerhalb eines Jahres wird immer fassbarer.

Doch das ist  nicht alles. Pollenanalytische Studien können die Entwicklung der Pflanzenwelt von dem ersten Bewuchs nach der Eiszeit bis zur vollständigen Bewaldung eines Gebietes aufschlüsseln. Dadurch wird es möglich die Umwelt der neolithischen und bronzezeitlichen Pfahlbautenzu bestimmen.


Zu Beginn der Besiedlung der Alpenseen befand sich um die Seen weitgehend nur Wald, Wiesen gab es noch nicht. Am Flachufer befanden sich die einzigen offenen Streifen, freie Flächen für Ackerbau mussten sich die Menschen erarbeiten. Durch das Eingreifen der Siedler*innen kam es zu Rodungen und zur Schaffung von Acker-, sowie Weideflächen.
Pollenanalysen zeigen einen starken Rückgang der Wälder auf. Sie belegen die gewaltige Veränderung der Umwelt durch den Mensch.

Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

Die Fördergeber sind:

Partner und Sponsoren

   
Das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ wird unterstützt durch: