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Das Welterbefenster Keutschach - Ein Blick auf die Entwicklung einer modernen Präsentation

10. August 2023

Im Gemeindeamt der Gemeinde Keutschach am See gibt es seit ein paar Wochen etwas Spannendes zu sehen: das Welterbefenster Keutschach. In dieser neuen, interaktiven Multimedia-Vitrine können 6000 Jahre alte Funde aus dem einzigen UNESCO-Welterbe Kärntens entdeckt werden. Dabei handelt es sich um Objekte aus dem alltäglichen Leben der Menschen, die in der Jungsteinzeit in Pfahlbauten auf einer Insel mitten im See lebten. Wer an den Keutschacher See reist, kann die Insel jedoch nicht mehr sehen. Sie ist durch einen Seespiegelanstieg schon vor langer Zeit untergegangen. Zum Glück, denn dadurch haben sich Objekte aus der Vergangenheit erhalten, welche ansonsten heute längst zerstört wären.

Neugierig? Dann verfolgt in den nächsten Wochen unsere Kanäle auf Facebook, Instagram und natürlich den Pfahlbautenblog, wo wir euch über das Welterbefenster Keutschach und das Leben vor 6000 Jahren in Keutschach erzählen werden.

Warum gibt es das Welterbefenster Keutschach?

Seit 2011 gehört die Pfahlbausiedlung in Keutschach zum UNESCO-Weltkulturerbe, gemeinsam mit 110 weiteren Fundstellen in sechs Ländern, die „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“. Eine Auszeichnung die dem Wert dieser einzigartig erhaltenen Fundstellen aus der Urgeschichte gerecht wird. Doch so besonders die Pfahlbausiedlungen auch sind, sie verstecken sich gut vor interessierten Besucher:innen in Seen und Mooren. Lange Zeit gab es allerdings, trotz dieser wichtigen Auszeichnung, nicht einmal Funde aus der Keutschacher Siedlung zu sehen, da das Kärntner Landesmuseum von 2014 bis 2022 wegen Umbaus geschlossen war. In einer schlichten Vitrine im Gemeindeamt waren zwar ursprünglich einige schöne Fundstücke ausgestellt, wegen der unzureichenden Sicherung wurde diese aber aufgelöst und die Funde für eine zeitgemäßere Präsentation aufbewahrt.

Viele Interessierte fragten über die Jahre in der Gemeinde, beim Tourismus und in unserem Site Management Büro an, wo sie denn mehr über die Keutschacher Pfahlbauten erfahren könnten. So wurde klar, dass das Welterbe eine würdige Präsentation brauchte.

Denn leider ist es nicht möglich, die Siedlung selbst zu besuchen. Die Fundstelle liegt zwar mitten im See, aber unter Wasser verborgen. Um die empfindlichen Siedlungsreste zu schützen besteht ein Tauchverbot, auch der Bootsverkehr ist, im mit Bojen markierten Bereich, untersagt. Dies dient selbstverständlich nicht dazu, die Öffentlichkeit auszuschließen, vielmehr wurde in der Vergangenheit durch Sporttaucher:innen, Angler:innen und Schnorchler:innen viel zerstört oder Fundstücke entwendet, der Wellenschlag von Booten beschleunigt die Erosion und zerstört auf Dauer die jungsteinzeitlichen Ruinen.

Was ist die Idee hinter dem Weltberbefenster Keutschach?

Um die Menschen am See trotz dieser Einschränkungen am Welterbe teilhaben zu lassen, wurde vom Kuratorium Pfahlbauten und der Gemeinde Keutschach die Idee geboren, eine moderne Präsentation von Originalfunden und Forschungserkenntnissen zu entwerfen. Diese sollte zur Auseinandersetzung anregen, für möglichst viele Menschen ansprechend und zugänglich und vor allem kostenfrei sein.

Damit bot sich dasas Gemeindeamt als „alter neuer“ Standort für die Vitrine an. Dessen Erdgeschoss wurde erst vor Kurzem renoviert und wurde dadurch barrierefrei zugänglich. Sowohl Einheimische wie auch Gäste gehen hier ein und aus da sich auch die Poststelle und das Tourismusbüro im Gebäude befinden. Außerdem ist das Site Management Büro für Kärnten im selben Haus, im obersten Stockwerk. Lieselore Meyer, die Ansprechperson für das UNESCO-Welterbe im Keutschacher See, kann bei Fragen oder Anmerkungen gerne direkt aufgesucht werden. Mit dem Gemeindeamt Keutschach als Standort bestand die Chance, dem Welterbe einen Platz im täglichen Leben der Keutschacher:innen zu geben, dabei aber auch Tourist:innen und Gäste zu erreichen. Darum war es dem Kuratorium Pfahlbauten wichtig die Präsentation auf Deutsch, aber auch auf Englisch und Slowenisch verfügbar zu machen.

Das Projekt Welterbefenster Keutschach begann, konkret zu werden. Gemeinsam mit dem Grafikbüro drahtzieher, dem Architekten Alexander Kubik, der Digitalagentur lowfidelity – heavy industries und Techniker Thomas Sandri entwarfen wir eine moderne, technisch ausgefeilte Vitrine mit einer interaktiven Präsentation, die zum Entdecken und Weiterforschen anregt.

Gar nicht so einfach, denn, abgesehen von der technischen Umsetzung, mussten umfangreiches Wissen, neueste Forschungsergebnisse und eine sehr lange Forschungsgeschichte auf das Wesentliche eingedampft, aufbereitet, geprüft und in ansprechende Texte und Präsentationen verpackt werden. Nicht zu vergessen, die Übersetzung der Texte in die vorgesehenen Sprachen und deren Einpflegung in die Präsentation. Viele verschiedene Aspekte des Lebens vor 6000 Jahren sind nun im Welterbefenster zu entdecken, immer ausgehend von den ausgewählten Fundstücken zu den Themen Ernährung, Kultur, Mensch, Hausbau und Mobilität, Jagd und Viehzucht.

Das Welterbefenster Keutschach wurde im Zuge des Österreichischen Weltbertages am 18. April 2023 eröffnet und steht seitdem im Gemeindeamt Keutschach Besucher:innen für einen Blick in die Vergangenheit offen. Einige der Objekte, die im Welterbefenster ausgestellt sind wollen wir in den nächsten Wochen auf unseren Social Media Kanälen (Facebook und Instagram) genauer vorstellen und natürlich geben wir auch hier im Pfahlbautenblog Einblicke in die Themen der Präsentation rund um die Objekte. Wer jedoch die Funde im Orignal sehen und mehr Wissenswertes über das UNESCO-Weltberbe im Keutschacher See erfahren möchte muss selbst in Keutschach vorbei kommen. Ein Besuch lohnt sich!

Wo befindet sich das Welterbefenster?

Standort:
Gemeindeamt Keutschach am See, Keutschach 1, 9074 Keutschach am See

Öffnungszeiten:
Mo., Di., Do. 07:30-16:00 Uhr
Mi. 07:30-18:00 Uhr
Fr. 07:30-12:00 Uhr

(Stand: Juli 2023; bei einem Besuch kontrollieren Sie bitte nochmals die aktuellen Öffnungszeiten)

Das Welterbefenster Keutschach ist eine Produktion des Kuratorium Pfahlbauten, dem Nationalen Management des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in Österreich. Es dient zur kostenfreien Vermittlung des UNESCO-Welterbes und wurde vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, Abt. 14 Kunst und Kultur des Landes Kärnten und der Kulturdirektion Oberösterreich gefördert. Das Vitrinendesign und der Aufbau stammen von Architekt Alexander Kubik, die Technik installierte Thomas Sandri, Screendesign und Programmierung erfolgte durch das Unternehmen lowfidelity – Heavy Industries. Die Funde stellten die Seebesitzerinnen Dr. Gundula Meßner und Anna Maria Meßner, MA, die Gemeinde Keutschach am See, sowie das Landesmuseum Kärnten zur Verfügung.

Mehr zur Entstehung und dem Konzept des Welterbefensters Keutschach erfahrt ihr hier: www.pfahlbauten.at/welterbefenster

 

Zugehöriges Projekt

Die neue, interaktive Vitrine im Gemeindeamt Keutschach...

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Arbeiten an der Elektrotechnik und Präsentation des Welterbefensters. Bild: Kuratorium Pfahlbauten
Montage und Einrichtung des Welterbefensters im Gemeindeamt von Keutschach. Bild: Kuratorium Pfahlbauten
Vorsichtig werden die Funde aus den Pfahlbauten von Keutschach auf Sand in das Welterbefenster gebettet. Bild: Kuratorium Pfahlbauten
Das Welterbefenster ist bereit, sein Wissen über die Keutschacher Pfahlbausiedlung zu enthüllen. Bild: lowfidelity - heavy industries
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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

Die Fördergeber sind:

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Das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ wird unterstützt durch: