In Österreich sind prähistorische Pfahlbauten vor allem durch die Anteile am UNESCO-Welterbe am Attersee und Mondsee (OÖ), sowie dem Keutschacher See (K) bekannt. Besonderes herausgestrichen werden dabei gern die ältesten Nachweise dieser Unterwasserdenkmäler aus der Jungsteinzeit (ca. 4000 v.Chr.). Doch in dem UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ sind auch jüngere Fundstellen von der Bronzezeit (2200-1200 v.Chr.) bis in die Eisenzeit (500 v.Chr.) eingeschlossen.
In Österreich datieren die meisten urgeschichtlichen Pfahlbauten tatsächlich in die Phase der Jungsteinzeit, doch gibt es auch die ein oder andere jüngere Fundstelle. Die UNESCO-Welterbestätte Abtsdorf I am Attersee beispielsweise stammt aus der Bronzezeit und auch am Traunsee in Traunkirchen sind seit dem 19. Jahrhundert bronze- und eisenzeitliche Fundstellen am Seeufer bekannt. Vor allem das Gräberfeld im Klosterbereich ist gut erforscht, doch auch ein dazugehöriger Siedlungsbereich wurde bei archäologischen Kampagnen entdeckt, aber nicht eingehender untersucht. 1981 fanden Johann Offenberger und sein Tauchteam Spuren eisenzeitlicher Besiedelung in der Flachwasserzone bei der Landzunge vor dem Kloster. Bei Ausgrabungen 1994 konnte sogar ein hallstattzeitlicher Baubefund im Klostergarten angeschnitten werden.
In den Jahren 2020 und 2021 wurden geomagnetische Messungen und Bohrungen an Land, sowie unter Wasser im Gebiet des Klosters von Traunkirchen durch die Universität Innsbruck und das Kuratorium Pfahlbauten vorgenommen. Durch diese Untersuchungen kann der Siedlungsbereich an der Halbinsel Traunkirchen nun genauer abgegrenzt und datiert werden. Zudem zeichnet sich immer mehr die Bedeutung Traunkirchens als hallstattzeitlicher Umschlagplatz in Bezug auf die Salzproduktion in Hallstatt bzw. den Handel mit Salz in der Urgeschichte ab. Die ersten Ergebnisse zu diesen Untersuchungen lassen sich im Journal of Human Palaeoecology – Environmental Archaeology nachlesen. Eine deutschsprachige Publikation ist in Arbeit.
Wer mehr über die archäologischen Arbeiten in Traunkirchen der letzten Jahre wissen möchte, kann zum Beispiel die Interviews aus 2020 und 2021 im Freien Radio Salzkammergut nachhören.
Die Universität Innsbruck und das Kuratorium Pfahlbauten legen nun den Fokus ihrer Untersuchungen auf die Besiedlung des Traunsees in der Urgeschichte. Mit archäologischen Prospektionen sollen weitere Fundstellen an seinen Ufern entdeckt bzw. Verdachtsgebiete überprüft werden.
Dieses Jahr wird die Bucht Winkl bei der Spitzvilla, nördlich der Halbinsel von Traunkirchen, genauer unter die Lupe genommen. Im Grunde kann diese Bucht, in deren nördlichem Bereich der Mühlbach in den Traunsee mündet, als wesentlich siedlungsgünstiger als die Halbinsel gelten, da hier bis heute landwirtschaftlich nutzbare Flächen an das Seeufer angrenzen. Im Hinterland der Bucht sind zudem einige Fundmeldungen bekannt, wie latènezeitliche Keramik auf der Flur Viehgassl, eine Eisenlanzenspitze und ein Bronzearmring aus dem Bereich der Villa Glanzenbichler, sowie ein spätneolithischer Siedlungsbefund bei der Feuerwehr. Diese Belege deuten auf eine urgeschichtliche Besiedlung der Bucht von Winkl hin, welche sich durchaus in den Bereich des Seeufers ausdehnen könnte.
Bei den Prospektionen vom 27.–31. März soll durch Bohrungen im Flachwasserbereich durch das Kuratorium Pfahlbauten festgestellt werden, ob es Spuren einer Seeufersiedlung in Winkl gibt. Das Team der Universität Innsbruck wird geomagnetische Untersuchungen an verschiedenen Flächen an Land durchführen, um geeignete Gebiete für weitere Bohrungen auszukundschaften.
Auch wenn das Wetter nicht gerade Sonnenschein vorhersagt freuen wir uns bereits auf die spannende Arbeit am Traunsee. Am 30. März von 14:00-18:00 Uhr veranstaltet der Verein ArcheKult einen „Tag der offenen Tür“ im Park der Spitzvilla (Uferstrasse 18, 4801 Traunkirchen) bei dem unseren Forscher:innen über die Schulter geschaut werden kann. Wir freuen uns über Besuch und hoffen, unter Wasser fündig zu werden.
Projektinfos:
Die archäologischen Prospektionsarbeiten werden vom Traunkirchner Museumsverein ArcheKult (Obmann: Mag. Manfred Schindlbauer) organisiert und vom Bundesdenkmalamt sowie von der Gemeinde Traunkirchen finanziell gefördert.
Die geomagnetischen Messungen sollen unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Trebsche und Mag. Markus Staudt (Institut für Archäologien der Universität Innsbruck) stattfinden, die taucharchäologischen Untersuchungen im Ufergebiet unter der Leitung von Helena Seidl da Fonseca MA (Kuratorium Pfahlbauten).
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