Am Sonntag noch im Blazer vor der Kamera im Zuge des ersten österreichischen Welterbetages und heute schon in Gummistiefeln vor dem Ufer des Traunsees in der Gemeinde Traunkirchen. So abwechslungsreich gestaltet sich derzeit meine Arbeit im Kuratorium Pfahlbauten.
In Traunkirchen am Traunsee bleibe ich nun eine ganze Woche mit meinem Tauchteam, bestehend aus der Forschungstaucherin Esther Unterweger und dem Forschungstaucher Markus Hochhold. Wir untersuchen im Flachwasserbereich die Ausdehnung der hallstattzeitlichen Kulturschichtreste, welche wir letztes Jahr im Herbst ausfindig machen konnten.
Die Universität Innsbruck ist diese Woche auch wieder dabei. Das Team um Prof. Peter Trebsche untersucht die Landzone nach möglichen Kulturschichtresten, denn auch hier stieß man bei Bautätigkeiten bereits auf hallstattzeitliche Gebäudereste.
Das Ziel unserer diesjährigen Kampagne ist es herauszufinden, ob es Bereiche gibt in denen sich die landseitigen Überreste mit jenen aus der Flachwasserzone verbinden lassen. Die Verbindung von Kulturschichtresten an Land und im Wasser ist aus wissenschaftlicher Sicht sehr interessant und diese Flächen würden sich ideal für archäologische Forschungsgrabungen eignen.
Gemeinsam haben wir uns aus diesem Grund heute in Traunkirchen eingefunden und unsere Tätigkeiten für die kommenden Tage aufeinander abgestimmt. Beide Gruppen planen Erdbohrungen vorzunehmen - wir unter Wasser, die Kolleg*innen aus Innsbruck an Land.
Dafür haben sie ein eigenes Bohrgerät mitgebracht, welches mit einem Motor betrieben wird und bis zu 13 Meter in die Tiefe bohren kann. Geplant sich Bohrungen in Wiesenbereichen des Klostergartens. Um die prähistorischen Schichten erreichen zu können, muss an Land tief gebohrt werden, denn die Uferzone wurde in diesem Bereich durch Aufschüttungen künstlich erhöht.
Unter Wasser befinden sich die Überreste in einer Bohrtiefe zwischen ein und zwei Meter. Diese können wir mit einem einfachen Handbohrer erreichen. Das Tauchteam wird diese Woche unser 2020 angelegtes Bohrraster im Flachwasserbereich erweitern und verdichten. Für Mitte der Woche sind jedoch auch Sedimentbohrungen mit einer Rammkernsonde vom Boot aus geplant. Hierbei werden wir durch Herrn Peer, einem sehr erfahrenen Bootsführer der Gemeinde Traunkirchen, unterstützt und auch mein Kollege Henrik Pohl kommt uns vom Attersee zur Hilfe. Dieses Jahr werden wir nämlich mit drei Meter langen Bohrröhren arbeiten müssen, um auch die untersten Kulturschichtreste auf der Halbinsel vor dem Kloster in Traunkirchen erreichen zu können.
Die Bohrkerne werden an die Universität Innsbruck übergeben und von der Wissenschaftlerin Daniela Festi im Labor auf Pollen untersucht. Durch diese Analyse können eine Reihe an Aussagen getroffen werden, wie zum Beispiel, inwieweit die Bauten auf der Halbinsel zur Hallstattzeit im Wasser standen bzw. Hochwasserereignissen Stand halten mussten. Ebenfalls können die Pflanzenreste Aufschluss über die damalige Umwelt geben.
Wir haben heute einen ambitionierten Bohrplan ausgearbeitet und hoffen auf nicht allzu regnerische oder gar stürmische Tage. Aber auch bei Regenwetter sind wir motiviert. Meine Gummistiefel stehen auf jeden Fall schon bereit für ihren morgigen Einsatz.
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