Das Forschungsteam der HTW Dresden ist am späten Donnerstagnachmittag in Unterach am Attersee angekommen. Wir hatten dort Quartier bezogen, denn die UNESCO-Welterbestätte „See“ liegt zwar im Mondsee auf Mondseer Gemeindegebiet, das Ufer aber gehört zur Gemeinde Unterach am Attersee. Der erste Testlauf fand deshalb auch gleich im Attersee statt. Das Team von Archaeonautic wollte sicher gehen, dass das Mini-U-Boot „Eckbert-II“ beim Einsatz im Mondsee am nächsten Tag tadellos funktioniert.
"Eckbert-II“ hat sich optisch ganz schön verändert, seit wir ihn zuletzt gesehen haben. Ein langes Plexiglasgestänge befindet sich nun an der Unterseite des Mini-U-Boots. „Eckbert-II“ ist eine für archäologische Untersuchungen angepasste Version eines OpenROV. Diese Mini-U-Boote wurden als Alternative zu teurer Technik vor allem für den Forschungsbereich und für Bildungszwecke entwickelt. An „Eckbert-II“ sind drei GoPro-Kameras befestigt. Die Vorrichtung dient dazu, die Kameras etwas näher an den Befund zu bringen. 85cm näher um genau zu sein, denn abtauchen kann und soll Eckbert-II diesmal nicht. Auf ihm befindet sich nämlich jetzt ein Aufbau mit einem GPS-Gerät. Durch diese Vorrichtungen kann das ROV, das nun direkt unter der Wasseroberfläche schwimmt, genau lokalisiert werden.
Die Reste der Pfahlbausiedlung „See“ liegen heute bis zu 5m unter der Wasseroberfläche. Auch mit Gestänge wird also die Distanz zwischen Kameras und Befund beachtlich sein. Auf uns wirkt eine solche Ausgangssituation nicht optimal und wir können uns kaum vorstellen, dass man eine solche Aufgabe mit handelsüblicher Technik bewältigen kann. Genau das aber ist die Art von Herausforderung, der sich das Team von Archaeonautic stellt. Sie entwickeln IT-Tools, mit denen schlechte Sichtbedingungen auch ohne hochpreisige Spezialausrüstungen kein Problem sind.
Freitag früh ging es also zur UNESCO-Welterbestätte „See“. Das Wetter am Mondsee meint es wieder einmal gut mit uns - wie so oft, wenn es drauf ankommt. Ganz reibungslos verlief der erste Tag aber trotzdem nicht und es schien phasenweise, als sei Freitag der 13te und nicht der 31ste. Der Aufbau brauchte eine ganze Weile, sodass wir erst gegen Mittag mit dem ersten Tauchgang starten konnten. Diesen mussten wir schon nach kurzer Zeit abbrechen, denn einer der Motoren ließ sich nicht mehr ansteuern. Danach funktionierte zwar das ROV recht gut, aber die geplante Übertragung auf den für unsere Besucher aufgebauten Riesenmonitor klappte nicht. Ein Kabel fehlte, das Ersatzkabel hatte einen Defekt… wie es halt manchmal so geht. Aus Mondsee besorgten wir ein neues Kabel und damit klappte es dann endlich. Das Bild zeigte die GPS-Koordinaten von Eckberts Messbahnen. Die ersten Bahnen hatten toll ausgesehen, danach erinnerte die Aufzeichnung aber mehr an ein etwas kreativeres Stickmuster. Neustart des Programms. Woran es gelegen hatten? Das weiß man nicht. Selten, aber manchmal eben doch, sind auch WissenschaftlerInnen versucht, an Magie zu glauben.
Die Sicht im See schien schlechter als beim Dokumentationseinsatz im Jahr zuvor und Marco, der Eckbert-II als Schnorchler begleitete, hatte oft selbst nichts mehr im Wasser erkennen können. Unter Wasser stellte sich die Situation aber recht gut dar. Henrik und Cyril, die erstmals gemeinsam die Welterbestätte See begutachteten, hatten gemessen an den üblichen Verhältnissen im Mondsee gute Sichtbedingungen und konnten auch gute Dokumentationsfotos machen.
Aber Eckberts bester Tag wollte es trotzdem nicht werden. Spätestens als am Ende des letzten Tauchgangs wurde klar, dass einer der Motor einen größeren Schaden hatte – die Welle war gebrochen – schien es, als ginge dieser Tag nicht gerade glorreich zu Ende. Entsprechend gespannt erwarteten wir also die Ergebnisse am Abend. Nur ein paar Fotos sollten erst einmal gerechnet werden - die vom letzten Tauchgang, mit der tiefsten Stelle, wo das schlechteste Bildmaterial zu erwarten war. Noch während des Abendessens im Gasthof „See“ kamen die Ergebnisse – und sie waren großartig! Die Entwicklung läuft ganz offensichtlich in die richtige Richtung.
Für den heutigen Samstag ist vorgesehen, die Datenbasis der Nord-Süd-angelegten Bahnen in westlicher Richtung zu vervollständigen. Anschließend wird es eine Komplettaufnahme in West-Ost-Richtung geben. Durch die Aufnahme über Kreuz verdichtet sich die Datenmenge. Die gleichen Punkte sind dann aus verschiedenen Perspektiven zu sehen und die Forscher können sicher sein, dass sie ein realitätsgetreues Abbild der UNESCO-Welterbestätte am Rechner erzeugen können.
Außerdem soll heute am Abend die Fläche noch mal im Dunkeln aufgenommen werden, um die Qualität der Tag- und Nachtaufnahmen miteinander vergleichen zu können. Ein erster Versuch dieser Art war im letzten Jahr schon gemacht worden. Da nachts die einzige Lichtquelle für die Aufnahmen die Scheinwerfer von Eckbert-II sind, gibt es keine Störungen wie etwa bei Tag durch das Sonnenlicht.
Wir sind gespannt, was der heutige Tag so bringt.
Kommentare
Viel Erfolg!
Darf man fragen, welche GoPro Settings Ihr verwendet? Ich nehme an, dass die Lichtverhältnisse am Seeboden eher bescheiden sind, und da werden die Bilder leicht unscharf. Auch habe ich bisher keine Lösung gefunden die GoPro Bilder in Echtzeit zu streamen zur Überwachung der Qaulität.
Danke!
Hi Immo! Sorry für die späte Antwort. Ich bin ja nicht für die Technik da, aber soweit ich von den Dresdner Kollegen weiß, sollte die Auflösung nicht zu hoch geschraubt werden. D.h. wir haben mit 1080p aufgenommen.
Für das Live-Streaming haben wir auch noch keine Lösung - das wird Teil der Entwicklung sein.
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