Seit 2010, als ich meinen ersten Tauchgang an der Pfahlbaustation in Seewalchen am Attersee hatte hat mich das Thema nicht mehr los gelassen. Seit 5 Jahren arbeite ich nun schon beim Kuratorium Pfahlbauten und 2015 konnte ich bei der Universität Wien mit meinem Master-Thema „Eine Landschaftsanalyse der prähistorischen Seeufersiedlungen am Attersee und Mondsee“ überzeugen und darf nun im Forschungsprojekt „Beyond Lake Villages“ mitarbeiten und meine Arbeit schreiben.
In meiner Master-Thesis beschäftige ich mich also mit den prähistorischen Pfahlbausiedlungen am Attersee und Mondsee im Bezug auf ihre Landschaft. Durch die Lage im Voralpenraum sind die landschaftlichen Bedingungen am Attersee und Mondsee sehr unterschiedlich. Schon die ForscherInnen der 80er Jahre merkten in ihren Untersuchungen an, dass manche Pfahlbausiedlungen günstigere Landschaftsbedingungen für eine bäuerliche Lebensform aufweisen als andere. Mich hat das gleich interessiert und es drängte sich die Frage auf: „Warum liegen die Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee eigentlich dort wo sie liegen und nicht anderswo?“
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, untersuche ich nun die Beziehung zwischen den Fundstellen zu ihrem direkten und etwas entfernteren Umfeld. Dabei überlege ich mir welche Standortvorteile die einzelnen Siedlungen in urgeschichtlicher Zeit gehabt haben könnten. Das ist gar nicht so einfach, denn die Landschaft hat sich innerhalb von 6000 Jahren stark verändert. Trotzdem gibt es bestimmte Landschaftsfaktoren, die sich kaum verändert haben, und andere, die man rekonstruieren kann. Beispielsweise die Berge im Süden des Mondsees und Süd-Osten des Attersees. Die waren auch schon in der Jungsteinzeit da und verursachen damals wie heute steile Abhänge - eher ungeeignet für Ackerbau, aber vielleicht gute Weideplätze. Anders sieht es da mit den Bächen und Flüssen oder den Straßen und Wegen um den Attersee und Mondsee aus. Die können sich mitunter sehr stark verändert haben. Hier lassen sich entweder alte Bachläufe und Wege auf historischen Karten finden oder es finden sich noch Spuren im Gelände und manchmal können günstige Routen auch vermuten werden.
Mit Hilfe des Computerprogramm GIS (= Geoinformationssystem) können aber auch Berechnungen in der Landschaft durchgeführt werden. So kann man sich beispielsweise Wegzeiten von einer Fundstelle weg oder die durchschnittliche Sonneneinstrahlung, die das Umfeld einer Siedlung im Jahr abbekommt, berechnen und genauer anschauen. Diese Umfeldberechnungen ermöglichen einen anderen Blick auf die Landschaft um die Pfahlbausiedlungen. In meiner Arbeit möchte ich durch diese Landschaftsanalysen versuchen, Rückschlüsse auf Siedlungsstruktur und -verhalten der jungsteinzeitlichen Kulturen am Attersee und Mondsee zu ziehen. Das Ziel ist es, aus den bekannten Fundstellen Landschaftsfaktoren heraus zu arbeiten, die für siedlungsgeeignete Gebiete sprechen. Diese Landschaftsfaktoren können auch für andere Seen übernommen werden und mögliche Gebiete für Fundstellen anzeigen. Im Idealfall können wir durch spätere Prospektionen an diesen Verdachtsflächen neue unbekannte Seeufersiedlungen in Oberösterreich entdecken.
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