Als Archäolog:innen beschäftigen wir uns mit der Geschichte der Menschheit. Vor allem die Urgeschichte ist ein spannender Abschnitt unserer Entwicklung. Die Urgeschichte teilt sich in verschiedene Epochen auf: Steinzeit – Bronzezeit – Eisenzeit, das lernen wir noch heute in der Schule. Archäolog:innen konnten diese drei Gruppen durch ihre Forschungen in weitere Untergruppen unterteilen. So lassen sich archäologische Artefakte typologisch noch genauer in eine bestimmte Zeit eingrenzen und einer Region zuordnen. Im Studium der Archäologie lernen wir unter anderem, diese Objekte zu bestimmen und zeitlich einzuordnen.
Normalerweise arbeite ich an kupferzeitlichen Unterwasserfundstellen aus einer Zeit vor 6000 Jahren. Zu dieser Zeit können wir erste Siedlungen im Alpenraum ausmachen. Der sesshafte Mensch baut seine Holzhäuser nun auch an den Seeufern im Salzkammergut. Er fischt, jagt und sammelt Nahrung im Umfeld der Seen, betreibt aber auch schon Ackerbau und Viehzucht. Er verarbeitet Holz, Rinde, Bast, Geweih, Tierknochen und – zähne. Er stellt bereits Keramiktöpfe her, zum Teil mit aufwendiger Verzierung und neben Steinwerkzeugen beginnt er ebenfalls mit der Verarbeitung von dem ersten Metall, nämlich Kupfer.
Die Kupferverarbeitung beginnt also bereits am Ende der Steinzeit im Spätneolithikum, auch Kupferzeit genannt. Danach folgt die sogenannte Bronzezeit. Dabei verdrängt Bronze, eine Mischung aus Kupfer und Zinn, als Material immer mehr die üblichen Steinobjekte und ganz neue Werkzeuge und Schmuckstücke entstehen.
Einige solcher Objekte aus der späten Frühbronzezeit wurden auch im Traunsee gefunden. Vor dem Naturschutzgebiet Hollereck auf dem Gemeindegebiet von Altmünster befindet sich eine weit in den See hineinreichende Flachwasserzone. Sie dürfte in der Urgeschichte aus dem Wasser geragt haben. Erst letztes Jahr führten wir dort erste Erkundungstauchgänge durch und fanden vereinzelte bronzezeitliche Keramikstücke. Solch einzelne Objekte können wir Archäolog:innen zwar zeitlich einordnen, es gibt uns jedoch noch wenig Auskunft über den Fundplatz selbst.
Was befindet sich also auf der Untiefe vor dem Hollereck im Traunsee?
Das möchten wir in den kommenden Tagen genauer untersuchen. Vom 22. April bis 3. Mai werden wir Forschungstaucher:innen des Kuratorium Pfahlbauten vor Ort den Seegrund absuchen, bohren und beproben. Im Allgemeinen sind wenige bronzezeitliche Fundstellen mit Feuchtbodenerhaltung in Österreich bekannt. Wir möchten wissen, ob sich an dieser Stelle vielleicht eine bisher unbekannte Seeufersiedlung befindet.
Die Funde könnten auch aus Deponierungen stammen, also beabsichtigt vergrabene Objekte sein. Aber zu welchem Zweck? Haben wir es mit einem für die Menschen der Bronzezeit bedeutsamen Ort zu tun?
Wir hoffen bei unseren Untersuchungen Antworten auf diese Fragen zu erhalten und neue Hinweise zu bekommen, die wir in Verbindung mit den Altfunden bringen können. Denn ein Objekt allein erzählt noch keine Geschichte, es ist der Kontext in dem sie gefunden werden, der uns die wirklich interessanten Informationen liefert.
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