Am Freitag den 3. November von 11:00-17:00 Uhr findet ein „Tag der offenen Grabung“ an den diesjährigen Forschungsarbeiten im Projekt „Zeitensprung“ in Abtsdorf am Attersee statt.
Veransaltungsort: Union-Yacht-Club Attersee, Aufham 35, 4864 Attersee am Attersee
An diesem Tag können Besucher:innen den Forschenden über die Schulter schauen und in direkten Austausch mit ihnen treten. Zum Abschluss des Tages findet um 19:00 Uhr im Gasthof Anneliese ein Vortrag zu den Hintergründen, dem Fortschritt und den ersten Erkenntnissen der Ausgrabungen an der urgeschichtlichen Unterwasserfundstelle bei Abtsdorf statt.
Was gibt es vor Ort zu sehen?
Als Forschungsbasis dient diesmal der Union Yacht Club, wo das Forschungsboot des Kuratorium Pfahlbauten vor Anker liegt und der freundlicherweise die Schlämmstation und die Erstversorgung der Funde beherbergen wird. Hier können Einblicke in die Forschungsmethoden und Funde aus Abtsdorf gewonnen werden. Mittels einer kurzen Bootsfahrt zur Fundstelle können auch die Taucher:innen bei der Arbeit beobachtet und ein Blick auf den freigelegten Grabungsschnitt geworfen werden.
Nach den Untersuchungen in Mooswinkel am Mondsee (2018-2021) und Prospektionen an den Fundstellen Litzlberg Nord 2 und Nussdorf 2022 kehrt die Forschung nun auch mit einer Unterwasserausgrabung wieder an den Attersee zurück. Die Untersuchungen der urgeschichtlichen Fundstellen bei Abtsdorf am Attersee sollen in den nächsten Jahren spannende Erkenntnisse bringen. Sie ergänzen die Pfahlbaugeschichte der Region und sollen als Teil der geplanten oberösterreichischen Großausstellung 2027 präsentiert werden.
Was gibt es zu erforschen?
Bisherige Untersuchungen im Projekt „Zeitensprung“ beschäftigten sich mit jungsteinzeitlichen Siedlungsbefunden, die den größten Teil des österreichischen Fundstellenspektrums der Pfahlbauten ausmachen. An wenigen Fundstellen fanden sich jedoch auch Hinweise auf bronzezeitliche Siedlungsreste. Abtsdorf I am Attersee ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ und als eine der seltenen Fundstellen aus der Bronzezeit von besonderer Bedeutung.
In der Schutzzone zeichnet sich im Seeboden eine größere, rechtwinklige Struktur in Luftbildern ab. Bei Erkundungstauchgängen wurden kleine Teile mehrerer Holzbalken entdeckt. Proben für Radiokarbondatierungen ergaben verschiedene zeitliche Einordnungen der Hölzer, von um 2300 v. Chr. (Frühe Bronzezeit) und 900-800 v. Chr. (Frühe Eisenzeit). Damit weisen die Hölzer ein eindeutig anderes Alter als die bisherigen Kulturschichten und Funde der bronzezeitlichen Siedlung Abtsdorf I (um 1650 v. Chr.) auf und bieten ein vielversprechendes Forschungsfeld in den bisher kaum erforschten Zeiträumen des Übergangs vom Endneolithikum zur frühesten Bronzezeit bzw. von der Bronzezeit zur frühen Eisenzeit. Aus diesem Grund steht dieser Bereich von Abtsdorf in den unterwasserarchäologischen Ausgrabungen 2023 im Projekt „Zeitensprung“ im Fokus. Drei Wochen lang wird das vielversprechendes Areal vor der Ortschaft Abtsdorf, Gemeinde Attersee am Attersee von unseren Forschungstaucher:innen untersucht.
Da die Welterbestätte bei allem gewünschten Erkenntnisgewinn vor allem für die Nachwelt erhalten werden sollen, wird dabei minimalinvasiv gearbeitet. Auf den Abtrag großer Flächen zur Erforschung wird verzichtet, sondern ganz gezielt den Fragestellungen nach der Beschaffenheit der Holzkonstruktionen und der Ausdehnung der Siedlung nachgegangen. Erstere wird nach der Dokumentation unter Wasser belassen und mit Schutzmatten aus Basalttextil abgedeckt, um die Hölzer vor Erosion zu schützen. Zweiteres wird mit einer Reihe von Bohrungen mit kleinem Durchmesser untersucht, die Auskunft über die Sedimentschichten geben.
Gefördert wird das Projekt „Zeitensprung“ von der Direktion Kultur des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung.
Projektleitung:
Jutta Leskovar, Bereichsleiterin für Kulturwissenschaften und Sammlungsleiterin der Ur- und Frühgeschichte an der OÖ Landes-Kultur GmbH, Jutta.Leskovar@ooelkg.at
Cyril Dworsky, Geschäftsführer Kuratorium Pfahlbauten, dworsky@pfahlbauten.at
Grabungsleitung:
Helena Seidl da Fonseca, stv. Geschäftsleitung Kuratorium Pfahlbauten, seidl@pfahlbauten.at
Henrik Pohl, Site Manager Kuratorium Pfahlbauten OÖ, pohl@pfahlbauten.at
Presse und Vermittlungsarbeit:
Fiona Leipold, Public Relations Kuratorium Pfahlbauten, leipold@pfahlbauten.at