Am diesjährigen Tag des Denkmals am Sonntag, dem 25. September, öffnete die Grabungsmannschaft des Forschungsprojektes Zeitensprung die Türen der provisorischen Forschungsbasis in Weyregg. Besonders die Bootsfahrten zur aktuellen Ausgrabungsstätte im Attersee begeisterten die Besucher.
Die ersten Besucherinnen und Besucher bestiegen morgens um 10.00 Uhr das Forschungsboot des Kuratoriums Pfahlbauten und ließen sich zur aktuellen Grabungsstelle im Attersee bringen. Dort erforscht ein Team aus Unterwasser-Archäologinnen seit Anfang September die Reste einer jungsteinzeitlichen Siedlung vor Weyregg. „Mit dem Forschungsprojekt Zeitensprung wollen wir vom Oberösterreichischen Landesmuseum gemeinsam mit den Experten des Kuratoriums Pfahlbauten der Pfahlbauforschung in Oberösterreich neuen Aufschwung geben“, erklärt Jutta Leskovar, die das vom Land finanzierte Projekt leitet. Es diene auch der Vorbereitung der Landesausstellung Pfahlbauten 2020, die bereits jetzt in der Region auf großes Interesse stößt.
„Es ist uns hier natürlich ein besonderes Anliegen, die Forschungsprozesse für die Menschen transparent zu gestalten“, erläutert Cyril Dworsky, der Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten, der gemeinsam mit Jutta Leskovar mit der wissenschaftlichen Leitung der Landesausstellung betraut ist. „Schließlich nehmen wissenschaftliche Untersuchungen grundsätzlich sehr viel Zeit in Anspruch, was für die Öffentlichkeit, die sich die umfangreichen Arbeiten nur schwer vorstellen kann, so ohne weiteres nicht nachvollziehbar ist.“
Damit die Vielfalt der einzelnen Forschungsschritte sichtbar wurde, hat sich das Team Einiges einfallen lassen. Interessierte konnten sich ansehen, wie das geborgene Erdmaterial vom Grund des Attersees in einer Schlämmstation auf Funde untersucht wird und durften sogar selbst Hand an die bis zu 6000 Jahre alten Objekte anlegen. Auch ein Einblick in die Konservierung von Nassholz, auf die sich die Restauratorinnen des Oberösterreichischen Landesmuseums als einzige in Österreich spezialisiert haben, konnte man gewinnen.
Mit Hilfe eines Digital-Mikroskops führte Forschungstaucherin Claire Ries die Besucher in die geheimnisvolle Welt der Archäobotanik ein. Wer es lieber handfester mochte, durfte mit Marco Prehsegger verschiedene Techniken der Urgeschichte ausprobieren. Von Steinklingenschlagen bis Geweihschnitzen war alles dabei.
Natürlich konnte man sich auch über die Fortschritte in der Grabungsfläche informieren. Grabungsleiter Henrik Pohl verriet, welche Erkenntnisse man bereits über die Pfahlbausiedlung Weyregg II gewonnen hat und vermittelte anschaulich, wie eine Unterwasser-Ausgrabung abläuft. Selbst ein Bild davon machen, wie die Grabungsstelle in Weyregg aussieht, konnte sich jeder, der einen der begehrten Plätzte auf dem Forschungsboot ergatterten. „Das Interesse der Menschen, die den ganzen Tag über zu uns ins Strandbad kamen, war wirklich groß“, freut sich Carmen Löw, die mit Hilfe des Teams das Begleitprogramm zur Grabung und zum Tag der offenen Tür entwickelt hat.
Wer am Sonntag keine Gelegenheit hatte, sich vor Ort bei den Forschern umzusehen, kann sich jedoch trösten: Es sind noch zwei weitere Führungstermine vorgesehen, bei denen man die Arbeiten in der provisorischen Forschungsbasis in Weyregg besichtigen kann. Den Abschluss des Begleitprogramms bildet ein Vortrag von Grabungsleiter Pohl am 4.10.16 im Gemeindeamt Weyregg, wo die ersten Forschungsergebnisse vorgestellt werden.
Hintergrundinformationen
Das Projekt „Zeitensprung“ wird finanziert vom Land Oberösterreich. Die Projektleitung hat Jutta Leskovar vom Oberösterreichischen Landesmuseum inne. „Zeitensprung“ wird in enger Kooperation mit dem Kuratorium Pfahlbauten durchgeführt, das neben dem Experten für Pfahlbau-Forschung Cyril Dworsky auch den Grabungsleiter Henrik Pohl und dessen Stellvertreterin Helena Seidl da Fonseca stellt. Das Projekt ist Teil einer großen Forschungsinitiative zum Thema Pfahlbauten. Beteiligt sind unter anderem auch die Universitäten Wien und Innsbruck, die Universität für Bodenkultur Wien und die Akademie der Wissenschaften.