Die jährliche Zustandskontrolle des UNESCO-Welterbes der prähistorischen Pfahlbauten im Keutschacher See durch die Forschungstaucher:innen des Kuratorium Pfahlbauten findet vom 2. bis 20. Oktober 2023 statt. Bei Tauchgängen im Frühjahr hat sich bereits gezeigt, dass die letztes Jahr ausgebrachten, künstlichen Zandernester Wirkung zeigen. Die Fische nehmen die alternativen Laichplätze an und hören dadurch auf, die empfindlichen Siedlungsreste zu zerstören.
Der vom Menschen in den Keutschacher See eingebrachte Zander ist, neben der Fischerei an sich, dem Bootverkehr und Erosion, der größte Gefährdungsfaktor für die jungsteinzeitlichen Siedlungsreste, die sich 6000 Jahre lang im Seeboden erhalten haben. Für die Laichablage wedelt er riesige Gruben in die empfindlichen Kulturschichten, die aus menschlichen Hinterlassenschaften bestehen und nur von einer dünnen Sedimentschicht überdeckt sind. Um diese vor dem Abtrag zu schützen werden seit 2019 immer größere Bereiche der archäologisch bedeutsamen Fundstelle mit Schutzmatten abgedeckt.
Da die Zander nicht ohne weiteres aus dem See entfernt werden können, wurde eine alternative Lösung gesucht. Trotz des Denkmalschutzes soll dem Zander eine komfortable Laichmöglichkeit geboten werden, weshalb das Team des Kuratorium Pfahlbauten im Jahr 2022 aus Naturfasern gebaute, künstliche Zandernester auf den Abdeckmatten auslegte. „Bei einer ersten Kontrolle im März konnten wir bereits sehen, dass die Fische bereit sind, die alternativen Laichplätze zu akzeptieren“, sagt Site Manager und Forschungstaucher Henrik Pohl, „Gleichzeitig werden weitere Bereiche der Fundstelle abgedeckt, da die künstlichen Zandernester alleine als Schutzmaßnahme nicht ausreichen. “
Ganze 160 m² Siedlungsfläche wollen die Forschungstaucher:innen in der dreiwöchigen Kampagne abdecken und damit vor Erosion schützen. Das verwendete Basaltgewebe ist naturschutz- und gewässerverträglich. Da die Fundstelle damit auch für die Forschung bis zu einem gewissen Grad versiegelt wird, werden alle zu überdeckenden Bereiche vorher akribisch dokumentiert, sowie Holzproben entnommen und für die weitere Untersuchung aufbewahrt.
Am 11. Oktober findet beim Seerestaurant Alt Wien (Plescherken 80, 9074 Keutschach am See) von 14:00 bis 16:00 Uhr ein öffentlicher Informationsnachmittag zu den Denkmalschutzmaßnahmen statt, bei dem Site Managerin Lieselore Meyer für alle offenen Fragen zur Verfügung steht.
Vom 30. September bis 1. Oktober wird einer kleinen Gruppe von erfahrenen Sporttaucher:innen außerdem die seltene Chance geboten, das Welterbe im Keutschacher See hautnah zu bestaunen. An der geschützten Fundstelle herrscht Tauchverbot, das normalerweise nur für die Forschungstaucher:innen aufgehoben wird. Um die Bedeutung des archäologischen Denkmals unter Wasser besser vermitteln und es damit auch weitreichender schützen zu können, veranstaltet das Kuratorium Pfahlbauten in Kooperation mit dem Tauchshop Klagenfurt einen Workshop zu „Unterwasserarchäologie und denkmalgerechtem Tauchen“. Darin lernen die Teilnehmer:innen relevante Themen wie den Denkmalschutz in Österreich, Dokumentationstechniken unter Wasser und den aktuellen Stand der Pfahlbauforschung kennen.
Wer mehr über die Pfahlbauten im Keutschacher See erfahren möchte, kann jetzt im Gemeindeamt Keutschach einen Blick in das „Welterbefenster“ werfen. In der modernen Multimedia-Vitrine sind Originalfunde aus der 6000 Jahre alten Siedlung ausgestellt, die interaktive Präsentation bietet viel Wissenswertes zum Leben der Inselbewohner:innen in der Jungsteinzeit. Das „Welterbefenster“ ist zu den Öffnungszeiten des Gemeindeamtes frei zugänglich. Diese finden Sie auf www.keutschach.gv.at. Am 1. Oktober 2023 gibt es ab 13:30 Uhr eine Sonderführung mit Site Managerin Lieselore Meyer, die unangemeldet besucht werden kann.
Alle Information zu laufenden Projekten und Veranstaltungen des Kuratorium Pfahlbauten finden Sie unter www.pfahlbauten.at.
Hintergrundinformation
Das Kuratorium Pfahlbauten betreut den österreichischen Teil des transnationalen UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“, die insgesamt 111 Fundstellen in sechs Ländern umfasst. Die Organisation ist als gemeinnütziger Verein nach österreichischem Recht von der Republik Österreich und den Bundesländern Oberösterreich und Kärnten ins Leben gerufen worden. Geschäftsführer ist Cyril Dworsky.
Rückfragehinweis
Kuratorium Pfahlbauten
Fiona Leipold BA
PR, Presse und Community Management
c/o Naturhistorisches Museum Wien
Burgring 7
1010 Wien
Tel: +43 (0)660 7580 303
E-Mail: presse@pfahlbauten.at
www.pfahlbauten.at
Kuratorium Pfahlbauten
Dr. Lieselore Meyer
Site Management Kärnten
c/o Gemeindeamt Keutschach am See
Keutschach 1
9074 Keutschach am See
Tel: +43 (0)69919276074
E-Mail: meyer@pfahlbauten.at
www.pfahlbauten.at
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