Schon seit dem 19. Jahrhundert ist Traunkirchen am Traunsee (Oberösterreich) als archäologischer Fundort der Späten Bronze- und der Älteren Hallstattzeit (10. - 6. Jh. v. Chr.) bekannt. Im Ortzentrum, zwischen See und den steil abfallenden Ausläufern der nördlichen Kalkalpen, kamen immer wieder Zufallsfunde aus zerstörten Gräbern zu Tage, im Bereich des ehemaligen Klosters wurde 1997 ein Gräberfeld mit 93 Brand- und 22 Körpergräbern entdeckt und vom Bundesdenkmalamt ausgegraben und wissenschaftlich untersucht. Die reichen Beigaben spiegeln den Wohlstand der Bewohner*innen und die Bedeutung des Ortes wider, die allein durch enge wirtschaftliche Beziehungen zum Hallstätter Salzbergbau zu erklären sind.
Die Entdeckung der zu den Friedhöfen und einem Kultplatz auf dem Johannesberg gehörigen Siedlung verdankt die Forschung dem Missgeschick eines Ausflugsschiffes, das vor der Nordspitze der Traunkirchner Halbinsel auf Grund lief und einen tiefen Graben hinterließ. Taucharchäologische Untersuchungen stellten eine bis zu 50 cm dicke Kulturschicht fest. Sondierungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes im Klostergarten lieferten den Beweis, dass sich die Fundzone auch über die heute trockenen Bereiche des Seeufers erstreckt.
Welche Bedeutung die hier aufgrund verschiedener Funde von Holzresten, Steinsetzungen und Hüttenlehmfragmenten nachgewiesene Siedlung im Netzwerk des Hallstätter Bergbaus hatte, wird nun von der Universität Innsbruck und dem Kuratorium Pfahlbauten unter der Leitung von Prof. Peter Trebsche und Helena Seidl da Fonseca MA durch feldarchäologische Forschungen unter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Methoden und des Umfeldes von Traunkirchen untersucht.
Nach einer Corona-bedingten Verschiebung beginnen die Prospektionen in der Woche zwischen 19. und 23. Oktober. „Da sich die archäologische Fundzone” so Prof. Trebsche, „sowohl auf Bereiche unter dem Wasserspiegel des Sees als auch auf das trockene Seeufer erstreckt, sind unterschiedliche Prospektionsmethoden notwendig, um die Ausdehnung der Siedlung, die Tiefe der Fundschichten, ihren Erhaltungszustand und ihr Alter zu ermitteln.”
An Land sind geomagnetische Messungen und Georadar-Untersuchungen vorgesehen, die zur Lokalisierung urgeschichtlicher Befunde und eventueller Baustrukturen aus späterer Zeit dienen. Nach Auswertung der Messergebnisse sind Bohrungen mittels Rammkernsonden zur Überprüfung der gewonnen Erkenntnisse und zur Gewinnung von Probenmaterial aus größeren Tiefen geplant. Die hier wie auch bei den Tauchgängen und Unterwasserbohrungen gewonnenen Sedimente werden später im Labor untersucht und ihr Alter mit Hilfe der Dendrochronologie (Jahrringdatierung) und 14C-Methode (Radiokohlenstoffdatierung) bestimmt. Die heuer gewonnenen Erkenntnisse werden in einer zweiten Prospektionsphase im Frühjahr 2021 überprüft und vertieft.
„Auf dieser Grundlage”, so Prof. Trebsche, „können dann Forschungsgrabungen größeren Umfangs geplant werden. Infolge des feuchten Milieus im Boden des Seeufers ist zu erwarten, dass sich neben Keramik und Metallobjekten auch organische Überreste erhalten haben, die nicht nur Auskunft über den Alltag der damaligen Menschen geben könnten, sondern auch über die Beziehungen Traunkirchens zum Bergbau in Hallstatt.”
Tag der offenen Tür: Donnerstag, 22. Oktober, 14°° bis 16°° Uhr;
Treffpunkt: Traunkirchen, im ehemaligen Klostergarten beim Musikpavillon
Interessierten Besucher*innen wird an diesem Tag unter Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen die Möglichkeit geboten , betreut von einem Team des Kuratorium Pfahlbauten, den Forscher*innen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.