In der letzten Woche der heurigen Herbsttauchkampagne standen die Pfahlbauten des Attersees Anfang November auf dem Programm. Dabei konzentrierten wir uns auf ein ausführliches unterwasserarchäologisches Monitoring der UNESCO-Welterbestätten Litzlberg-Süd sowie Abtsdorf I und III.
Der Union Yachtclub Attersee ermöglichte uns wieder kostenfrei das Kranen unseres Forschungsbootes sowie die Nutzung von Räumlichkeiten, so dass wir von einer guten Basis aus starten konnten. Ein herzliches Dankeschön für diese Unterstützung zum Erhalt des UNESCO-Welterbes unter Wasser.
Das unterwasserarchäologische Monitoring beruht auf drei Säulen: Messungen der Sedimentveränderungen, Kontrolle der Ankerbojen in diesem Gebiet sowie einer Besichtigung des Seegrundes und Uferstreifens inklusive Foto- und Videodokumentation.
Die Pfahlbaustation Litzlberg-Süd (KG Seewalchen) befindet sich in einer ruhigen Bucht auf einer ausgedehnten Strandplatte in Wassertiefen von 2 bis 4 m. Insgesamt war der Zustand gegenüber der Letztbesichtigung 2019 relativ unverändert. Der ufernahe Streifen von ca. 20 bis 30 m Breite ist kaum oder nur dünn mit Armleuchteralgen (Characeae) bewachsen, weiter seewärts erstrecken sich dichte Characeenteppiche. Die Ablesung der insgesamt fünfzehn Erosionsmarker in drei Fluchten zeigte insgesamt nur geringe Veränderungen des Seegrundes an. Insgesamt kann damit der Zustand des Seegrundes über der UNESCO-Welterbestätte Litzlberg-Süd hinsichtlich einer möglichen Erosion als stabil eingeschätzt werden.
In Litzlberg-Süd sind in den Jahren 2015-2017 alle Ankerbojen auf das System der „denkmalgerechten Ankerbojen“ umgerüstet worden. An den umgerüsteten Ankerbojen mit funktionierender Zwischenboje ist jetzt deutlich zu erkennen, dass sich die Bojenkrater langsam verfüllen und mit den Armleuchteralgen wieder ihren natürlichen Seegrundbewuchs erhalten. Einige umgerüstete Ankerbojen können ihre gewünschte Funktion aus technischen Gründen nicht ausüben. Eine Nachbesserung steht kurz vor ihrer Umsetzung und sollte bis zur nächsten Segelsaison 2021 dieses Problem beseitigt haben. Allerdings zeigte sich bei der Kontrolle, dass eine Ankerboje in dieser Denkmalschutzzone im Jahr 2020 neu gesetzt wurde. Es ließ sich auf Grund einer fehlenden amtlichen Bojennummernplakette nicht feststellen, ob eine bestehende Boje umgesetzt wurde oder eine komplette Neusetzung stattfand. Leider war keine Zwischenboje in die Ankerkette eingezogen worden, so dass sich bereits in dieser kurzen Zeit ein relativ großer Bojenkrater gebildet hatte und den Seegrund weiter aufreibt.
In den beiden anderen Welterbestätten des Attersee Abtsdorf I und III (KG Attersee) konnte ein ähnliches Bild festgestellt werden. In beiden Stationen zeigen die umgerüsteten und funktionierenden Ankerbojen eine gute Wirkung. Die leider zahlreichen, nicht funktionierenden denkmalgerechten Ankerbojen werden über den Winter ebenfalls nachgebessert werden.
Der Seegrund der Station Abtsdorf I zeigt etwas mehr Bewegung und Dynamik. Interessanterweise herrscht oft eine Strömung auf der Kuppe dieser Halbinsel. In diesem Jahr wurde beobachtet, dass auf einer Fläche mit schon zuvor beobachteten Funden die Deckschicht deutlich abgenommen hatte. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, müssten auch hier Abdeckmaßnahmen ähnlich wie im Mondsee (siehe Blogbeitrag Station See) umgesetzt werden.
Die Station Abtsdorf III weist kaum Sedimentbewegungen auf. Die urgeschichtlichen Überreste befinden sich unter einer schützenden Lage von Seekreide. Allerdings zogen sich einige Ankerzugspuren durch den dichten Pflanzenbewuchs.
Erfreulicherweise fand heuer ein lange geplantes Denkmalschutzprojekt seinen Abschluss. Seit 2016 herrscht in einigen Denkmalschutzgebieten des Attersees ein Ankerverbot. Nach langen Verhandlungen ist es endlich gelungen, diese Ankerverbotszonen auch durch entsprechende amtliche Kennzeichen vor Ort auszuweisen. Am 5.11.2020 ist die Aufstellung der Ankerverbotszeichen auf Holzpiloten durch die Firma „Männer unter Wasser“ durchgeführt worden.
Wir hoffen sehr, dass dadurch Schiffsführer*innen schon von weitem diese Ankerverbotszonen leichter erkennen können und sich entsprechend danach richten. Auch im neuen Segel- und Wassersportguide des Attersee-Tourismus sind diese Schutzzonen eingezeichnet und ersichtlich.
Nach sieben Wochen durchgehendem Tauchbetrieb waren wir alle froh, dass die Monitoringkampagne ein erfolgreiches und sicheres Ende gefunden hatte. Meinen herzlichen Dank an unsere beiden Forschungstaucher*innen Esther Unterweger und Markus Hochhold, die immer gut gelaunt und mit Elan alle anstehenden Aufgaben über und unter Wasser bewältigt hatten.
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