Auch unter den erschwerten Bedingungen des Jahres 2020 fand das unterwasserarchäologische Monitoring durch Forschungstaucher*innen des Kuratorium Pfahlbauten an der UNESCO-Welterbestätte „Station See“ im Mondsee statt. Dieses regelmäßige Monitoring dient dazu, Gefährdungen an den Pfahlbauten frühzeitig zu erkennen und eindämmen zu können und ist im Managementplan der Welterbestätten vorgesehen.
Die bewährten Forschungstaucher*innen Esther Unterweger und Markus Hochhold unternehmen zusammen mit Henrik Pohl, Site Manager des Kuratorium Pfahlbauen in Oberösterreich Tauchgänge an allen UNESCO Welterbe Fundstellen und dokumentieren deren Zustand systematisch. Die Pfahlbauten von See im Mondsee (OÖ) wurden vom 5. - 16. Oktober untersucht. Die Fundstellen Litzlberg Süd (OÖ) sowie Abtsdorf I und III im Attersee (OÖ) stehen für die Zeit vom 2. - 6. November auf dem Programm.
Nachdem unsere heurige Grabungssaison in der Station Mooswinkel Anfang Oktober erfolgreich beendet wurde, starteten wir mit einem kleineren Team von drei Forschungstaucher*innen das Monitoring in der Station See. Leider zeigte sich der Oktober nicht von seiner goldenen Seite, sondern brachte Regen, Kälte und viel Wind. Es war tatsächlich so, dass wir lieber im dicken Trockentauchanzug in das 15° warme Mondseewasser tauchten als auf dem Boot bei windigen und nassen 8° die Tauchaufsicht auszuführen. Zum Glück fanden wir eine gute Unterstützung unserer Arbeiten durch den Tauchclub Koralle in St. Lorenz, wo wir problemlos und schnell unsere Druckluftflaschen auffüllen konnten. Aber auch die Weiternutzung unserer provisorischen Forschungsbasis im Seegasthof „Weiße Taube“, direkt am Mondsee gelegen, half uns sehr, alle Arbeiten effizient auszuführen. Dieser schön und direkt am Ufer des Mondsees gelegene Seegasthof bot uns Unterkunft, Büro, Bootsliegeplatz und Technikräume. Unser Forschungsboot brachte uns von dort direkt zu der am Ostende des Mondsees gelegenen Pfahlbausiedlung „See“.
Bei den jährlichen Zustandskontrollen geht es darum, eventuelle Veränderungen an den schützenden Deckschichten sowie an den Pfählen und Kulturschichten des Unterwasser-Denkmals zu dokumentieren. Dafür setzen wir zum einen auf die persönliche Begutachtung durch erfahrene Forschungstaucher, die diese Veränderungen erkennen und mit Fotos und Videos dokumentieren können. Aber auch objektive Messungen wie das Ablesen der installierten Erosionsmarker bringen uns wertvolle Informationen zum Zustand der Pfahlbausiedlung. Die heurigen Untersuchungen haben ergeben, dass der Zustand der Station See relativ unverändert gegenüber den letzten Jahren ist. Es befand sich trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit immer noch ein mäßig starker Bewuchs von verschiedenen Unterwasserpflanzen (Makrophyten) auf dem Seegrund. Ein sehr feiner und mulmiger Schlick überzog die gesamte Fläche, der Details nur sehr schwer erkennen ließ. An manchen Stellen war dieser Schlick auf sehr kleinen Flächen abgetragen, was sich wohl durch Aktivitäten von Fischen o.ä. erklären lässt. Zum Glück konnten durch das bloße Auge keine groben Erosionserscheinungen der Deckschichten erkannt werden. Nur im Bereich des Abflusstrichters vor der Seeache herrschte etwas stärkere Strömung, die zu leichtem Sedimentabtrag geführt hatte. Dieses Bild wurde durch die Messungen an den insgesamt 33 Erosionsmarkern bestätigt. Während in der südlichen Hälfte und in größeren Wassertiefen eine leichte Erosion gemessen werden konnte, zeigt sich in den nördlichen und ufernäheren Bereichen sogar eine Sedimentation, also ein Anwachsen der schützenden Deckschichten. Dies ist aus denkmalpflegerischer Sicht sehr erfreulich und zeigt, dass die einfache Methode der Sedimentmessung durch hölzerne Erosionsmarker zu verwertbaren Messergebnissen führen kann. Sie befinden sich jetzt immerhin seit sieben Jahren unter Wasser und bedürfen kaum einer Wartung.
Natürlich sind auch großflächige und automatisierte Zustandsaufnahmen des Seegrundes durch moderne Geräte denkbar und wünschenswert. Es laufen derzeit Forschungen zur technischen Realisierung dieses Vorhabens.
Neben der allgemeinen Zustandskontrolle wurde dieses Jahr auch eine konkrete Sicherungsmaßnahme zum Schutz des Unterwasser-Denkmals durchgeführt. Aus den Beobachtungen der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass der in den frühen 80er Jahren angelegte Grabungsschnitt von J. Offenberger an seinen ungesicherten Profilkanten stetig erodiert. Diesem Verlust von in-situ-Kulturschicht soll mit einer Abdeckung durch eine Erosionsschutzmatte Einhalt geboten werden.
Dazu wurde an der Südseite des Grabens eine Bahn mit 2 x 12 m Geotextil ausgelegt und mittels Haften am Boden befestigt. Dieses Geotextil besteht aus Naturschutzgründen aus dem neuen Material eines Basaltgeflechts. Dieses Material ist ein Textil aus 100% Basaltfasern ohne jegliche Beimischungen und sollte sowohl hinsichtlich der Langlebigkeit als auch der Gewässerneutralität den Anforderungen besser Genüge tun als die bisherigen Matten aus Plastikgewebe. Da es sich um einen Ersteinsatz in unseren Gewässern handelt, soll die Verwendung des Basaltmaterials als ein Test verstanden werden. Eine entsprechende Genehmigung zur testweisen Verlegung dieser Matten ist von der Naturschutzabteilung des Landes OÖ erteilt worden. Ein großer Vorteil für die Arbeiten unter Wasser besteht in der sehr guten Verlegbarkeit dieser Matten für die Taucher. Das Material passt sich sehr gut den Konturen des Seegrunds an und wurde mit Aluminiumhaften im Untergrund fixiert.
Die Dokumentation der freigelegten Flächen erfolgte in bewährter Kooperation mit der Firma crazy eye aus Wien durch die „structure from motion“ Methode.
Da die Profilkante des seit ca. 35 Jahren offen liegenden Grabens aberodiert ist, stehen einige Pfähle aus dem Seegrund hervor, die ein Auflegen der Matten behindern. Um die Gesamtschutzmaßnahme umzusetzen, war es aus diesem Grunde notwendig, einige erodierte Pfahlköpfe abzusägen. Der gut konservierte, größere Teil des Pfahles verbleibt ungestört im Seegrund. Diese so gewonnenen Pfahlhölzer sind aber kein Verlust, sondern ein wissenschaftlicher Gewinn. Sie können dendrochronologisch untersucht werden und helfen uns, diese wichtige Pfahlbausiedlung der Jungsteinzeit zeitlich besser einordnen zu können.
Im Herbst 2020 wurde die Südseite des Grabens gesichert. Eine Fortsetzung der Arbeiten ist für 2021 geplant.
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