Die archäologischen Ausgrabungen unter Wasser im Projekt Zeitensprung werden auch 2020 in Mooswinkel am Mondsee fortgeführt. Vom 21.9. bis 2.10.2020 werden die Archäolog*innen des Kuratorium Pfahlbauten weiter an den Überresten dieser jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung forschen.
In Zusammenarbeit mit der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH führt das Kuratorium Pfahlbauten auch 2020 eine unterwasserarchäologische Forschungsgrabung an der urgeschichtlichen Siedlung Mooswinkel im Mondsee durch.
„Mooswinkel gehört zu den spannendsten Befunden in der österreichischen Pfahlbauforschung, da der Erhalt von über einem Meter Kulturschicht für österreichische Seeufersiedlungen außergewöhnlich ist.“ sagt Grabungsleiter Henrik Pohl, der gemeinsam mit Helena Seidl da Fonseca für die Durchführung und Auswertung der Grabung verantwortlich ist.
Schon im letzten Jahr wurden in der Grabung aufsehenerregende organische Funde gemacht. Dazu zählen Basttextilien und -schnüre, Tierzahnanhänger, mehrere kleine Knochenmeißel, Knochenahlen, ein Holzlöffel, Teile von Rinder- und Hirschschädeln, Exkremente, Pflanzensamen, Getreidekörner, Haselnüsse sowie verkohlte Apfelhälften. „Wichtiger als die Einzelfunde ist uns Archäolog*innen aber die Aussicht auf ein tieferes Verständnis der Entwicklungen der Menschen und der Umwelt rund um die Pfahlbauten.“, so Henrik Pohl.
„In der Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartner*innen aus den Naturwissenschaften wird die Grabung im Mondsee gerade zu einem der wichtigsten Fundorte um neue Erkenntnisse zu den Lebensbedingungen vor mehr als 5500 Jahren in Österreich zu bekommen.“ erklärt auch Cyril Dworsky, Geschäftsführer des Kuratorium Pfahlbauten, der gemeinsam mit Jutta Leskovar von der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH das Projekt Zeitensprung leitet.
„Aufgrund der extrem dicht gepackten Information an dieser Fundstelle, wird von den Forscher*innen in Mooswinkel eine Art „Schlüsselloch-Archäologie“ betrieben. um möglichst schonend für das Unterwasserdenkmal und kosteneffizient forschen zu können.“, so Dworsky weiter. „Auf diese Weise können beispielsweise Fragen zur Entstehung und Auflösung der Pfahlbausiedlungen beantwortet werden.“
Um die Öffentlichkeit über das seit 2015 laufende Projekt „Zeitensprung“ zu informieren, werden die Unterwasserforscher*innen im Pfahlbauten-Blog unter https://www.pfahlbauten.at/blog regelmäßig über den Fortschritt ihrer Arbeit berichten.
Hintergrundinformationen
Das Forschungsprojekt „Zeitensprung“ ist Teil einer großen Forschungsinitiative zum Thema „Pfahlbauten“, welche durch die Aufnahme von 111 Pfahlbau-Siedlungen in das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ angeregt wurde.