An dem doch etwas verregneten Wochenende vom 23.-25. August 2019 fand der CMAS-Spezialkurs „Underwater Cultural Heritage Discovery Course" (UCHDC) in Velden und am Ostufer des Weissensees in Kärnten statt. Site Manager des Kuratoriums Pfahlbauten Henrik Pohl hatte diesen Kurs bereits zuvor unterrichtet, für mich war es das erste Mal. Acht SporttaucherInnen, darunter drei TauchlehrerInnen, waren somit meine Versuchskaninchen. Diese tapferen KursteilnehmerInnen konnten gar nicht unterschiedlicher sein - abgesehen für deren geteilter Leidenschaft für das Tauchen und den Wunsch Unterwasserdenkmäler aller Art zu bewahren. Alle Alters- und Taucherfahrungsklassen aus verschiedenen Regionen waren vertreten, von dem/r „ab und zu TaucherIn“ bis zu dem/r „jedes Wochenende TaucherIn“, von einem Archäologen bis zu einer Juristin und vom Kärntner bis zur Wahlfrankfurterin.
Als Forschungstaucherin konzentriere ich mich gar nicht mehr so auf das Tauchen an sich, sondern auf die Arbeit unter Wasser: das Suchen, Entdecken, Evaluieren, Aufzeichnen und Schützen. Somit war es anfangs ein bisschen befremdlich für mich besonders hoch ausgebildeten und mit Jahren an Erfahrung bereicherten TauchlehrerInnen und erfahrenen SporttaucherInnen etwas über Tauchen zu vermitteln. Doch das geballte Spektrum an Vorwissen unserer KurteilnehmerInnen war spätestens nach 5 Minuten Unterricht nicht mehr einschüchternd für mich, sondern stellte sich als wundervolle Ergänzung zu meinen und Henriks Erfahrungen als archäologische ForschungstaucherInnen heraus. Der berufliche Hintergrund der einzelnen TeilnehmerInnen floss in jede Diskussion ein und auch Henrik und ich konnten unter anderem in den Bereichen Recht, Biologie, Medizin und Tauchunterricht noch so einiges dazulernen.
Das Ziel des UCHDC-Kurses ist es SporttaucherInnen die Unterwasserarchäologie und den Schutz von Unterwasserdenkmälern näher zu bringen. Denkmalgerechtes Tauchen unterscheidet sich im Wesentlichen nicht sonderlich vom umweltgerechten Tauchen und dem Tauchsport im Allgemeinen: Respektiere und schütze die Unterwasserwelt - entdecke, aber berühre und zerstöre nichts! Des Weiteren haben unsere TeilnehmerInnen gelernt, was zu tun ist falls sie archäologisches Material an ihren Tauchplätzen vorfinden. Die wichtigste Regel hierbei ist: Lasse alles an Ort und Stelle, außer es ist unmittelbar gefährdet! Zudem sollten sie sich die Eigenschaften des Objekts merken, wie beispielsweise das Material, die Ausmaße oder der Erhaltungszustand des Fundstückes. Diese Informationen gilt es sobald als möglich schriftlich festzuhalten, denn wie jede/r TaucherIn weiß, ist nach einem ermüdenden Tauchgang schnell mal was Wichtiges vergessen (Stichwort: Taucherhirn!!!). Der nächste Schritt ist es die Position des Objektes zu eruieren, um es gegebenenfalls wiederfinden zu können. Dies kann mithilfe von verschiedenen Techniken erfolgen, wie zum Beispiel: geographische Merkmale unter und über Wasser beachten, mit GPS Koordinaten, mit einer einfachen Kreuzpeilung oder mithilfe einer Tiefenmessung und des Kompasskurses vom Objektes zum Ufer. Im Anschluss erfolgt die Erstellung einer Fundmeldung und das Weiterleiten an die zuständigen Behörden (z.B.: Bundesdenkmalamt, ein Museum, ein Gemeindeamt). Dieser Aspekt des Kurses wurde nicht nur in der Theorie gelehrt, sondern war eine abschließende Prüfungsaufgabe für alle TeilnehmerInnen. Welche übrigens jedes Buddy-Team im Weissensee mit Bravour bestanden hat.
Ich bin überzeugt, dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin etwas Neues und Brauchbares gelernt hat. So war das Modul „Recht und Ethos“ heiß diskutiert und auch das Thema „Arten von Unterwasserdenkmälern“ schien die Gruppe sehr zu interessieren. Mein persönliches Highlight war, dass unsere wissbegierigen und motivierten TaucherInnen am eigenen Leib erfahren haben, wie vielseitig, aber auch auch herausfordernd mein Job unter Wasser manchmal sein kann. Es ist eben nicht so leicht exakte Aufzeichnungen unter Wasser zu machen. Ganz besonders, wenn die Hände frieren und die Finger steif werden. Eine Erfahrung die ich nur allzu oft gemacht habe. Zudem konnten wir vermitteln, dass Multitasking unter Wasser, wie: fotografieren, Notizen machen, das Objekt evaluieren, mit dem Buddy kommunizieren, die genaue Position des Denkmals eruieren und dabei das Objekt nicht beschädigen, doch einiges an Können und viel Übung erfordert. Unsere SportaucherInnen haben jedoch alle gestellten Aufgaben einwandfrei gelöst und ich hoffe unsere KursteilnehmerInnen im nächsten Jahr legen die gleiche Motivation und Wissbegierde an den Tag wie meine allererste Gruppe aus Kärnten.
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