Um 9:00Uhr waren Sara und ich am Personaleingang des Naturhistorischen Museums in Wien, wo das Kuratorium Pfahlbauten seinen Hauptsitz hat. Dort wurden wir von der Unterwasserarchäologin Helena Seidl da Fonseca abgeholt und an ihren Arbeitsplatz gebracht. Dabei hat sie uns viel über das Naturhistorische Museum erzählt und auch herumgeführt. So erfuhren wir zum Beispiel, dass die Schausäle, also dort wo die Ausstellungen sind, viel schöner geschmückt sind, als die Räume in denen gearbeitet wird. Sie hat uns auch auf das Dach des Museums geführt.
Danach sind wir (ohne Helena) zu den Restaurierungswerkstätten der Prähistorischen Abteilung gegangen. Dort konnten wir zusehen, wie eine Scherbe einer Vase gereinigt wird (das klingt jetzt langweilig, war es aber nicht) und auch selbst versuchen Jahrtausende altes Geschirr zusammen zu puzzeln. Das war sehr schwierig, aber wir haben doch etwas zusammengebracht. Das spannende an dieser Abteilung ist, dass hier wirklich jedes Werkzeug, was es auf der Welt gibt, verwenden wird, wie zum Beispiel Essstäbchen, Löffel und auch Zahnarztwerkzeug.
Danach sind wir wieder hinauf gegangen zu Helena, die dann mit uns hinunter zur Präparation (Ausstopfen von Tieren) gegangen ist. Im Raum waren viele tote Tiere, aber auch lebende und es war mitunter sehr schwer, sie zu unterscheiden. Deswegen ist das Naturhistorischen Museum eigentlich auch der zweitgrößte Friedhof von Wien. Nur die wenigsten dieser Tiere werden zum Ausstellen verwendet, die meisten dienen nur zu Forschungszwecken. Die anderen werden mühsam präpariert, um ausgestellt zu werden. Wir sahen einen Wolf, dieser wurde von einem Zug angefahren, und ein Wapiti, die fertiggestellt wurden. Die interessanteste, aber auch ekeligste Information war, dass, wenn tote Tiere ins Museum gebracht werden, man aber nur die Knochen braucht, die Leichen trockengefriert werden und sie dann in eine Kiste gelegt werden, in der sich afrikanische Speckkäfer befinden. Diese essen dann das Fleisch von den Knochen und nach ein paar Wochen schauen sie aus wie poliert. Nach dieser Fortbildung machten wir dann eine kurze Pause.
Am Nachmittag erzählte uns Helena dann von ihrem Job als Unterwasserarchäologin und eigentlich auch über die Archäologie allgemein. Die wichtigsten Dinge waren, dass Archäologie ein sehr abwechslungsreicher Beruf ist, der aber auch sehr unsicher ist. Mal sitzt man vor dem Computer und recherchiert über etwas und nicht mal zwei Tage später gräbt man schon nach irgendwelchen uralten Relikten oder, in Helenas Fall, gräbt man Unterwasser nach Pfahlbauten. Diese sind ein besonderes Kulturerbe und werden persönlich von ihr und ihrem Team betreut.
Anschließend gingen wir hinunter in den Keller des Naturhistorische Museums. Dieser ist vier Stockwerke tief, also genau so tief wie das Gebäude hoch, und man kann sich sehr leicht in ihm verirren. Dort gibt es nämlich Schächte, die früher zur Lüftung oder Heizung verwendet wurden. Manche dieser Schächte - und es gab unzählig viele davon -sind nicht mal ein Meter hoch, dafür aber sehr lang. Aber als ob das nicht alles wäre, gingen wir auch ins Depot des Museums. Dies ist etwas ganz Besonderes, denn das Naturhistorische Museum hat als Einziges sein Depot nicht irgendwo außerhalb der Stadt, sondern in dem Keller. Dort waren unzählige Sachen, unter anderem auch versteinerte Baumstämme, Knochen, Gräte, Vasen und auch Mikrofossilien. Manche dieser Relikte durften wir sogar angreifen.
Nach dem Kellerrundgang sollte unser Tag eigentlich vorbei sein, aber wir durften noch ins Museum hinein und uns alles anschauen. Um ca. 16:00 Uhr verließen war dann das Naturhistorische Museum und machten uns auf den Weg nach Hause. Es war ein spannender, lehrreicher und lustiger Tag.
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