Mit den Salzkammergut-Pfahlbauten zum ersten Mal in Berührung gekommen bin ich 1981, als noch kleiner Knirps, bei der damaligen Landesausstellung in Mondsee. Während meines Archäologiestudiums an der Uni Innsbruck hab ich dann im Jahr 1998 einen Tauchkurs am Mond- und Attersee gemacht, um mich auf den - zumindest für einen Tiroler - etwas exotischen Bereich der Unterwasserarchäologie zu spezialisieren. Bald darauf war ich dann für einige Jahre als Taucher bei der berühmten Zürcher Fachstelle für Unterwasserarchäologie angestellt. In hunderten Tauchstunden habe ich an Rettungs- und Forschungsgrabungen in Schweizer Seeufersiedlungen mitgearbeitet – ursprünglich mit dem Vorsatz, das erworbene Schweizer Knowhow auch in Österreich anzuwenden und hier die Unterwasserarchäologie neu aufzubauen. Bis heute bin ich allerdings in der Schweiz hängen geblieben und mittlerweile für den grössten Kanton als leitender Archäologe zuständig.
Immerhin aber: In den Jahren 2003 und 2004 konnten wir erstmals nach langer Zeit wieder archäologisch in den Salzkammergutseen arbeiten (Anmerkung der Redaktion: Wer über die Kampagnen mehr wissen will, wird über diesen Link auf Academia fündig). Nach einem umfassenden Kurzinventar im ersten Jahr konzentrierten wir uns damals in einem zweiten Schritt auf die genauere Untersuchung von ausgewählten Fundstellen. Mir persönlich war seit langem ein besonderes Anliegen, auf die markanten Defizite und Missverständnisse in der bisherigen Pfahlbauforschung Österreichs aufmerksam zu machen. So war die systematische Bestandsaufnahme in den 1970er und 1980er zweifellos sehr verdienstvoll. Die detailgenaue Dokumentation von mehreren tausend Quadratmetern Fläche an Pfahlfeldern aber, für welche ein flächiger Abtrag und die Verlagerung der schützenden Deckschichten notwendig waren, brachte meines Erachtens keinen entscheidenden Erkenntnisgewinn. Dafür aber dürfte dies damals die Erosion in den sensiblen Fundstellen beschleunigt haben. Gut dokumentierte Aufschlüsse und Profile jedoch, die ein besseres Verständnis über den tatsächlichen stratigraphischen Aufbau der Seeufersiedlungen sowie das Bergen von stratifizierten, geschlossenen Fundensembles ermöglicht hätten, hat man damals nicht angelegt. Gerade darin aber liegt ja u.a. die enorme Bedeutung der Pfahlbauten: In der Möglichkeit, chronologisch und räumlich hochauflösend Auf-, Ausbau- und Erneuerungsphasen von Baustrukturen und ganzen Siedlungen zu erfassen sowie die mehrmalige Nutzung von Siedlungsflächen zu rekonstruieren und im Verbund mit der Dendrochronologie zugleich ein solides zeitliches Gerüst für die archäologischen, meist bestens erhaltenen Funde aufbauen zu können.
In Weyregg II im Attersee, aber auch in Scharfling im Mondsee haben minimalinvasive, nur einen halben Meter große Sondierschnitte dieses wirkliche Potential der vermeintlich erodierten Pfahlfelder rasch verdeutlicht. Archäologie findet eben auch unter Wasser im Boden statt, und nicht nur an der Oberfläche. Ich bin gespannt auf die weiterführenden Untersuchungen im Attersee und Mondsee
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