„Seit 6000 Jahren kommen Menschen auf die Insel.“ Dieser Satz des Fährmanns lässt BesucherInnen aufhorchen, wenn sie zur Roseninsel im Starnberger See übersetzen. Und die dunklen Pfahlreste, die durch die Wasseroberfläche schimmern, machen schnell klar, dass nicht nur die Wittelsbacher und der in Bayern allgegenwärtige König Ludwig das Eiland prägten. Besonderer Anziehungsmagnet sind seit zwei Jahren die Welterbeinformationstage, die interessierte BesucherInnen über die archäologischen Befunde und die Bedeutung der Insel durch die Jahrtausende informieren.
Die Veranstaltung wird von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU), dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) und der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen organisiert. In einer Art Parcours mit Ständen, Informationstafeln und Vorträgen, aber auch mit „Funden zum Anfassen“ können die BesucherInnen die Geschichte der Insel und die aktuellen Forschungsergebnisse der UnterwasserarchäologInnen hautnah erleben und begreifen. Und wenn ForschungstaucherInnen in voller Montur an der Leine ins Wasser gehen und live auf dem Bildschirm zur Arbeitsstätte verfolgt werden können, dann schlagen nicht nur die Kinderherzen höher.
Die Veranstaltung half aber auch, den AnwohnerInnen und Gemeinden unsere Anliegen hinsichtlich dieses unsichtbaren Welterbes vor ihrer Haustür verständlicher zu machen und zu erklären, warum der sensible und durch Erosion gefährdete Flachwasserbereich um die Insel mit auffällig roten Bojen und Hinweisschildern geschützt werden muss. Über Jahrzehnte hinweg diente die Roseninsel als beliebtes Ausflugsziel und gerade in den warmen Sommermonaten nutzen dutzende Boote die Insel als Ankerplatz. Die Zerstörung, die unter ihren Füßen und Booten stattfand, konnten sie dabei nicht erahnen. Und so sind Veranstaltungen, wie der Welterbeinformationstag, wichtige Gelegenheiten, um die Bedeutung der UNESCO-Welterbestätte zu vermitteln.
Die MitarbeiterInnen der BGfU und des BLfD informieren gleichzeitig über ihre Arbeiten, die aktuell unter Wasser stattfinden. Dabei wird deutlich, welch große Fläche die ForschungstaucherInnen um die Insel untersuchen und bewältigen müssen. Auf einer Fläche von 135.625 (!) Quadratmetern, also über 13 Hektar, dokumentieren die TaucherInnen Pfähle, Bauhölzer und Siedlungssedimente. Diese braunen Sedimente sind die organischen Siedlungsschichten der ehemaligen bronzezeitlichen Inselbewohner. Wenn wir die sehen, schlagen wir als DenkmalpflegerInnen Alarm. Denn das bedeutet, dass diese Sedimente und mit ihnen alle Funde und Informationen dem Wellenschlag und dem Abtrag offen ausgesetzt sind.
Das Ausmaß dieser Erosion wird durch das Ablesen von Sedimentmarkern erfasst. Das sind insgesamt im Falle der Roseninsel 174 Eichenhölzer, die die TaucherInnen in einem 25 x 25 m – Raster um die Insel unter Wasser eingeschlagen haben. Wenn wir die Marker jedes Jahr ablesen, erkennen wir, wieviel Sediment an welchen Stellen verloren geht - und da werden wir dann mit Schutzmaßnahmen tätig werden müssen.
Wenn am Ende des Tages die vielen Fragen der BesucherInnen beantwortet sind und sie die Insel wieder verlassen haben, kehrt Ruhe auf der Roseninsel ein. Die MitarbeiterInnen der BGfU und des BLfD haben dann kurz Zeit, den Moment auf der Insel zu genießen. Man ist froh, wieder viele Leute für die Sache gewonnen und das unsichtbare Welterbe zumindest für einen Moment sichtbar gemacht zu haben.
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