Marco Block-Berlitz ist Professor für Computergrafik an der HTW Dresden. Mit ihm und seinem Team entwickeln wir eine Dokumentationstechnik weiter mit deren Hilfe wir den Zustand von Pfahlbausiedlungen ohne Taucheinsatz dokumentieren wollen. Durch ein ferngesteuertes U-Boot, das mit Kameras ausgestattet ist, soll es künftig Citizen Scientists möglich sein, uns bei der Überwachung von Pfahlbausiedlungen zu unterstützen. Wir würden nämlich gerne auch den Zustand der nicht zum UNESCO-Welterbe gehörenden Siedlungen im Auge behalten können und das schaffen wir mit unseren Kapazitäten nicht.
CL: Marco, ihr seid nun zum dritten Mal am Mondsee. Wir auch dieses Mal das Mini-U-Boot Eckbert-II im Einsatz sein?
MBB: Nein. Beim letzten Mal hatten wir ja ein U-Boot basierend auf dem OpenROV, eben Eckbert-II. Das war das erste Testgerät mit dem wir versuchten, eine langfristige Lösung zu finden – ohne Kabel usw., das am Boot befestigt ist und immer mitgeführt werden muss. Wir haben aber festgestellt, dass das ROV für bestimmte Aufgaben zu schwach war. Die Motoren reichten einfach nicht, um das U-Boot korrekt auf Position zu halten, obwohl am Mondsee nicht einmal eine besonders starke Strömung ist.
CL: Wie werdet ihr das Boot ersetzen?
MBB: Seit Anfang des Jahres haben wir ein neues Boot, basierend auf BlueROV. Das ist wesentlich leistungsstärker und sieht auch richtig schick aus. Es ist robust und hält automatisch nicht nur die Tiefe, sondern auch über einen Kompass die Richtung korrekt ein. Gerade im Mondsee ist das wichtig, weil wir da sehr lange Bahnen haben, die das Boot betauchen muss.
CL: Was ist dieses Mal euer Ziel?
Wir haben jetzt parallel zur U-Boot-Entwicklung Algorithmen entworfen, mit denen in Echtzeit 3D-Modelle erstellt werden können. Wir werden also live sehen, wie das 3D-Modell von unter Wasser am Rechner während des Tauchgangs entsteht. Wir hoffen wirklich, dass das schon dieses Mal klappt, obwohl wir laut Entwicklungsplan damit eigentlich erst im April des nächsten Jahres fertig sein sollten.
Das übergeordnete Ziel ist ja, ein Unterwassergerät zu haben, das das Monitoring mehr oder weniger eigenständig durchführen kann. Jetzt sind wir schon so weit, dass das U-Boot bereits intelligente Augen hat. Es kann sich also ganz genau im Mondsee orientieren und weiß, wo es sich befindet. Es hat damit ein Verständnis für die Welt an sich, könnte man sagen.
Der nächste Schritt ist dann, dass es selbständig eine intelligente Entscheidungsfindung durchführen kann. Das U-Boot soll also beispielsweise lernen zu erkennen, was es schon gesehen hat, was es noch sehen möchte.
CL: Wird das Boot den ganzen Prozess am Ende selbständig durchführen?
MBB: Nein. Das U-Boot soll zwar autonom arbeiten, aber trotzdem wollen wir natürlich jederzeit sehen, welche Entscheidungen es trifft und wir wollen jederzeit eingreifen können. D. h. wir wollen am Ende eine semi-autonome Lösung, bei der das Boot auch sofort zurückgeholt werden kann.
CL: Ohne am Kabel zu ziehen, nehme ich an. Das möchtet ihr ja ohnehin noch loswerden. Hat das schon geklappt?
MBB: Nein, leider. Ich muss sogar zugeben, dass wir diesmal noch mehr Kabel dabei haben als beim letzten Mal. Das erste U-Boot hatte ein 100m langes Kabel. Das neue hat sogar ein 300m langes Kabel und ist bedeutend schwerer.
Die technische Lösung zum Entfernen des Kabels haben wir aber schon gemeinsam mit der Fakultät für Elektrotechnik in der HTW Dresden mit unserem Kollegen Zeisberg entwickelt. Das Kabel wird also demnächst endgültig verschwinden. Dann wird vom U-Boot nur noch eine Boje zu sehen sein.
CL: Wir haben ja auch dieses Mal wieder Leute eingeladen, vorbeizukommen und sich selbst ein Bild von den Forschungen zu machen. Was genau wird da zu sehen sein?
MBB: Zum einen können die BesucherInnen am Monitor sehen, wie live das 3D-Modell entsteht. Wie gesagt, wir hoffen, dass das schon klappt, aber ich bin guter Dinge.
Beim neuen U-Boot haben wir auch viel mehr Lampen dabei und das wollen wir auf jeden Fall auch so oft es geht in der Dunkelheit ausprobieren. Wir haben jetzt acht Lampen montiert und wollen gleich am Donnerstag schon mit einem Nachttauchgang starten. Falls also jemand den Mondsee nachts leuchten sieht, sind das wir.
CL: Außerdem gibt es diesmal auch einen Vortrag, den wir am 28. Oktober in Kooperation mit dem Heimatbund Mondseeland im Bauernmuseum in Mondsee veranstalten. Worüber werden Cyril Dworsky und du dabei sprechen?
MBB: Im Vortrag werden wir nicht nur die Ergebnisse vom ersten und zweiten Besuche zeigen, sondern sogar auch schon die von diesem Besuch. Wir werden die Ergebnisse des Projekts sehen und die intelligenten Augen zeigen und auch etwas über Robotik berichten. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen. Es gibt ja oft auch Bedenken, wenn man mit semi-autonomen Sachen experimentiert und da kommt schnell auch immer mal wieder die Frage auf, ob damit nicht auch Dinge entwickelt werden können, die auch für andere Aufgaben einsetzbar wären, die wir gar nicht unterstützen wollen, wie z. B. militärische Anwendungen.
Außerdem werden wir natürlich auch berichten, was alles schiefgehen kann. So ein Vortrag ist also eigentlich ein ganz exklusiver Blick hinter die Kulissen, wie er sonst kaum zu bekommen ist.
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