Anlässlich des Welterbe- und Seefestes in Seewalchen am 6.8.2016 hat der Heimatbund MondSeeLand einen Einbaum aus dem Mondsee geborgen, der dort seit über 10 Jahren drei Meter tief unter der Wasseroberfläche lagerte. Das gute Stück war von Wolfgang Lobisser zusammen mit zwei sehr engagierten Lehrerinnen und zahlreichen weiteren Helferinnen und Helfern aus Mondsee im Jahr 2005 gefertigt worden.
Der Mondsee-Einbaum wurde aus Tannenholz gemacht, das direkt aus der Umgebung von Mondsee stammte. Dieses Material hat eine lange Tradition in der Gegend und ist dort bis in die 1960er Jahre hinein für die Herstellung von Einbäumen belegt. Überhaupt sind Einbäume mit dem Mondsee sehr intensiv verbunden. Das Wappen der Marktgemeinde zeigt nicht umsonst gleich drei davon. Was lag also näher, als die Welterbegemeinde Mondsee beim Welterbe- und Seefest in Seewalchen mit einem solchen Boot zu vertreten?
In einer gemeinsamen Aktion haben der Heimatbund Mondseeland, der Arbeitskreis Mondsee für die Landesausstellung 2020, die Gemeinde und die Wasserrettung Mondsee sowie das Kuratorium Pfahlbauten sich daran gemacht, den Einbaum an die Oberfläche zu holen. Bereits zuvor hat unser Site Manager in Oberösterreich Henrik Pohl mit Unterstützung vom Heimatbund Mondseeland und der Wasserrettung Mondsee einen Tauchgang zum Einbaum unternommen. Er konnte ihn dabei an seinem Lagerplatz dokumentieren und zum größten Teil von Steinen frei räumen.
Natürlich verbinden wir mit solchen Aktionen auch immer wissenschaftliche Fragestellungen. In diesem konkreten Fall wollten wir – und viel mehr als wir wahrscheinlich noch Wolfgang Lobisser – wissen, wie diese lange Lagerung sich auf den Einbaum ausgewirkt hat. Zwar deutet einiges darauf hin, dass halbfertige Einbäume mitunter für längere Zeit unter Wasser deponiert wurden, wodurch sie haltbarer werden sollten. Wie sich aber eine mehr als zehnjährige Lagerung in drei Meter Tiefe im See auf ein fertiges Boot auswirken würde, das ist natürlich schon eine spannende Frage, mit der wir uns eingehender beschäftigen möchten. Beim Tauchgang war gleich zu sehen, dass der Zustand des Bootes recht gut war. Allerdings hatten sich Muscheln und Pflanzen darin ausgebreitet. Eine Lagerung um ein paar Meter tiefer dürfte also zukünftig wohl günstiger sein.
Am gestrigen Mittwoch, dem 27.7.16, wurden dann die restlichen Steine rausgeräumt. Der Versuch, den Einbaum auftreiben zu lassen, misslang zunächst. Das Heck war zu schwer, er schwamm einfach nicht. Also brachte Henrik drei Bojen an, um ihn zum Schwimmen zu bewegen. Ein echter Kraftakt, aber das Ergebnis war es wert. Der Einbaum tauchte auf. Danach zog ihn das Boot der Wasserrettung bis zur Promenade Mondsee, wo ein Kran und vor allem überraschend viele Leute auf ihn warteten.
Auch das Kranen des Einbaums ging gut. Dann wurde er gedreht und, um seine Schwimmfähigkeit zu testen, noch einmal mit Gehupe wie bei einem Stapellauf zu Wasser gelassen. Auch das klappte. Mit einem Kapitän der Mondseeschifffahrt und dem Bürgermeister Karl Feurhuber hat Henrik anschließend auch gleich noch eine Probefahrt gemacht. Unglaublich, dass das nach 10 Jahren unter Wasser einfach so funktioniert hat.
Nach diesem kleinen Auftritt in seiner Heimatgemeinde wurde der Einbaum zur Straßenmeisterei Mondsee gebracht. Dort wird er gereinigt, kontrolliert getrocknet und nochmals durchdokumentiert, bevor er seine nächste Reise antritt, die ja der eigentliche Grund seiner Bergung war. Nächste Woche geht es nämlich an den Attersee, genauer gesagt nach Seewalchen zum Welterbe- und Seefest, wo der Mondsee-Einbaum als Teil der Präsentation des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ zu sehen sein wird.
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