Während sich unser Zeitensprung-Team am Attersee Zentimeter um Zentimeter in Richtung der Anfangsjahre der Seeufersiedlung Weyregg II vorarbeitet, war ich mit Carmen Löw auf dem Weg nach Zug in der Schweiz. (Ich spare mir alle Wortspiele mit Zug…schon alleine um unsere Freunde aus der Schweiz zu schonen, falls sie diesen Blogeintrag lesen sollten.) Hier trafen wir die KollegInnen des Welterbemanagements aus der Schweiz, aus Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien. Als Gruppe heißen wir „International Coordination Group“ - kurz ICG. Wie der Name schon sagt, ist unsere Aufgabe die Koordination des gemeinsamen UNESCO-Welterbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.
Hier, in der Schweiz, liegen nicht nur die Anfänge der Pfahlbauforschung, sondern auch die Anfänge unseres UNESCO-Welterbes. Wenn nicht 2004 eine Gruppe von Archäologinnen und Archäologen bei einem Bier - so wurde mir das jedenfalls erzählt - die Idee gehabt hätten, dass man die Pfahlbauten zum UNESCO-Welterbe nominieren könnte, dann würde es sehr viel nicht geben. In Österreich würden die Pfahlbausiedlungen wahrscheinlich immer noch eher unbeachtet in den Seen verborgen liegen. Es würde wohl keine Oberösterreichische Landesausstellung zum Thema „Pfahlbauten“ geben. In Kärnten hätte man keine Ideen zu einer thematischen Aufarbeitung der Pfahlbau-Insel im Keutschacher See geschmiedet. Und ganz sicher hätte es keine Grabung am Fuße des Wachtberges in Weyregg gegeben.
Jetzt, mehr als fünf Jahre später, gehen wir unseren Weg des Neubeginns der Erforschung und des Schutzes der Pfahlbauten in Österreich weiter. Während wir unseren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen „Pfahlbau-Ländern“ über unsere vielfältigen Aktivitäten des letzten Jahres berichten, können wir im Hintergrund live unsere Grabung im Attersee mitverfolgen. Es ist schön zu beobachten, dass hier offenbar der gleiche Effekt eintritt, wie ich ihn schon öfters beobachten durfte: immer wenn aus dem tiefen Blau des Attersees unser Tauchteam vor der Unterwasserkamera auftaucht, dann erscheint ein freudiges Lächeln auf den Gesichtern der Zuseherinnen und Zuseher.
Das funktioniert auch hier in Zug - fast 400 km Luftlinie von Weyregg entfernt. Viel besser als je zuvor können wir so dank der Unterstützung der Österreichischen Bundesforste darstellen, dass wir wirklich daran arbeiten, die große Lücke der Pfahlbauforschung im Bereich der Ostalpen schließen.
Die meisten Themen in unserer Sitzung der ICG betreffen dann wieder eher trockene Managementfragen, aber es ist auch schön zu sehen, wie viele spannende Initiativen das Welterbe in allen Ländern in Bewegung gesetzt hat. Von der internationalen Einbaum-Regatta, die in Biel entstand und heuer in Frankreich stattfinden wird, bis zu neuen Gemeinschaftsprojekten zwischen Natur- und Denkmalschutz wird jedes Jahr eine Fülle an Projekten unter dem Schirm des UNESCO-Welterbes realisiert.
In Zug zelebrierten wir auch die Übergabe des Vorsitzes der ICG. Die nächsten zwei Jahre wird die Schweiz wieder die Präsidentschaft in unserer Gruppe übernehmen. Danach, von 2019 bis 2020, fällt diese Aufgabe dann zum zweiten Mal uns in Österreich zu. Eine gute Möglichkeit, unsere Ideen zur Teilhabe der Menschen am UNESCO-Welterbe auszuarbeiten und auch international Impulse zu geben.
Es war also eine gute „Bieridee“ - wie man in der Schweiz die eher unrealistischen Ideen beschreibt, die in heiterem Zustand nach dem einen oder anderen Bier entwickelt werden. Für mich ein weiterer Beleg, wie wichtig die Erfindung des Bieres für die Entwicklung des Menschen ist.
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