Im Oktober 2019 waren wir insgesamt drei Wochen auf und im Attersee und Mondsee mit unserem Forschungsboot unterwegs. Im Mittelpunkt stand die Zustandskontrolle der vier UNESCO-Welterbestätten in Abtsdorf I und III, Litzlberg-Süd (Attersee) und der Station See (Mondsee). Dafür wurden von unserem kleinen Team aus drei ForschungstaucherInnen alle Erosionsmarker abgelesen und eine Foto- und Videodokumentation angefertigt. Eine gute Nachricht: in allen drei Seeufersiedlungen des Attersees fanden innerhalb des letzten Jahres kaum Veränderungen der schützenden Deckschichten statt. Das bedeutet vor allem, dass keine Erosion die UNESCO-Welterbestätten akut bedroht.
Die bisherige Gefährdung durch schleifende Bojenketten der Ankerbojen wurde durch die installierten denkmalgerechten Ankerbojen weitgehend beseitigt. Eingehängte Zwischenbojen heben die Ketten an und verhindern dadurch die Störung des Seegrundes und der darin enthaltenen Kulturschichten. Die früher entstandenen Bojenkrater verfüllen sich langsam und auch die Armleuchteralgen siedeln sich wieder an, so dass wieder ein natürlicher Seeboden entsteht. Durch technische Probleme funktionieren allerdings nicht alle Zwischenbojen korrekt und müssen demnächst entsprechend gewartet werden. Weiters befinden sich alternative Ankerbojensysteme in einer Testphase, die vielversprechend sind.
Die dünnen Deckschichten der Pfahlbaustation See am Mondsee zeigen leichte Erosionstendenzen. Diese verfolgen wir sehr aufmerksam, weil sich direkt unter ihnen die Kulturschichten des prähistorischen Dorfes befinden. Eventuell werden auch für die Station See Überdeckungen und weiterführende Denkmalschutzmaßnahmen notwendig sein, wie sie bereits für die Welterbestätte in Keutschach am See und in mehreren Pfahlbausiedlungen in Deutschland und Frankreich angewandt werden.
Für alle drei bekannten Seeufersiedlungen am Mondsee (See, Scharfling, Mooswinkel) wird demnächst durch das Bundesdenkmalamt die Errichtung einer Ankerverbotszone beantragt werden, um diese Gefährdung des Welterbes auszuschalten.
Zusätzlich untersuchten wir in den drei Oktoberwochen zahlreiche weitere Seeufersiedlungen sowie einen Einbaum. Insgesamt konnten wir so 15 unterwasserarchäologische Tauchziele begutachten. Dazu gehören die Pfahlbausiedlungen Kammer II, Kammer l mit Kulturschichtnachweis, Mooswinkel sowie Scharfling. Vor Weyregg begutachteten wir die Station Weyregg II, in der wir 2016/2017 Ausgrabungen durchgeführt hatten. Die Kiesverfüllung des Grabungsschnitts wurde von uns unter Wasser noch etwas zurecht geharkt. Nicht weit davon entfernt liegt der 2016 entdeckte Einbaum in größerer Wassertiefe. Auch hier konnten wir uns bei einem Besichtigungstauchgang vom zum Glück unveränderten Zustand des Wracks aus dem 16. Jh. überzeugen.
Derzeit befinden sich zwei neuartige Ankerbojensysteme für Segelschiffe im Attersee in einer Testphase. Beide Einrichtungen wurden betaucht und zeigten ihre sehr gute Eignung als Ankerboje, die zuverlässig den Seegrund und damit die auch die Pfahlbauten schützt.
Das 2015 begonnene Monitoring der Steganlage Seewalchen fand jetzt nach fünf Jahren seinen Abschluss. Der Bericht über die zum Teil sehr negativen Veränderungen der dort befindlichen Seeufersiedlung Seewalchen I wird dem Bundesdenkmalamt übermittelt. Die Sprungturmgrube Seewalchen konnte nach unserer Ausgrabung im Jahr 2017 verschalt werden, damit dort keine weitere Erosion stattfindet. Zum Glück konnten wir bei unserem Kontrolltauchgang feststellen, dass die Anlage einwandfrei funktioniert.
Vor dem Schloss Kammer befindet sich in geringer Wassertiefe ein hölzernes Sperrwerk, das von uns das erste Mal betaucht wurde. Die recht eindrucksvolle Anlage aus zahlreichen Pfählen stammt wohl aus der Neuzeit und evtl. auch dem Mittelalter.
Last but not least konnten wir eine Verdachtsposition im Mondsee vor der Ortschaft Ort untersuchen. Ein Hinweis auf eine weitere prähistorische Seeufersiedlung wurde aber nicht gefunden.
Diese Monitoringkampagne 2019 zeigte sehr gut, dass das Kuratorium Pfahlbauten sowohl für den Schutz der UNESCO-Welterbstätten der Pfahlbauten sorgen kann, als auch für die vielen weiteren Denkmäler unseres gemeinsamen Kulturgutes unter Wasser mitverantwortlich sein will.
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