13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

„WARP“ machen nicht nur Frösche, sondern auch ArchäologInnen

4. Juli 2016
Letzte Woche war ich auf einer Konferenz in England, an der Universität in Bradford. Die WARP-Tagung feierte ihr 30jähriges bestehen! Ein lustiges Kürzel für den Tagungsnamen: „Wetland Archaeology Research Project“ und erinnert mich irgendwie an einen Frosch-Laut. Ganz passend für die Feuchtbodenarchäologie, wie ich finde. 
 
WARP ist eine sehr internationale Tagung. Archäologinnen und Archäologen aus vielen Teilen Europas, aus Japan, Australien und sogar Florida haben an der diesjährigen Tagung teilgenommen. 
Zum ersten Mal war auch Österreich mit einer siebenköpfigen Delegation vertreten, darunter ich selbst. Wir kamen zusammen zur Tagung, um im internationalen Rahmen den österreichischen Teil des UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" und jene Projekte zu den österreichischen Pfahlbauten vorzustellen, die wir mit unseren Partnerinnen und Partnern aktuell durchführen. 
Mit Posterpräsentationen und insgesamt drei Vorträgen zeigten wir unseren Kolleginnen und Kollegen, dass wir es jetzt ernst meinen mit der Pfahlbau-Forschung in Österreich.
Timothy Taylor und Jakob Maurer stellten ihre Ausgrabungen von der Universität Wien im Hinterland des Attersees und Mondsees vor und Kerstin Kowarik, ebenfalls Universität Wien, präsentierte das Projekt: BELAVI - Beyond Lake Villages. Ich wurde vom Kuratorium Pfahlbauten geschickt um über das UNESCO-Welterbe, unsere laufenden Projekte (Zeitensprung, Doing Welterbe und Archaeonautic) und unsere Management-Struktur zu berichten - alles auf Englisch natürlich.
 
Obwohl wir bei der Tagung den letzten Block an Vortragenden bildeten, hatten wir ein vollzähliges Publikum. Das Feedback zu unserer Arbeit war durchwegs positiv. Besonders die anwesenden Pfahlbau-KollegInnen aus der Schweiz, Italien, Deutschland und Slowenien sind gespannt auf weitere Ergebnisse. Mit unseren Themen befinden wir uns auch genau am Puls der Zeit. Ob es, wie im BELAVI-Projekt, um die Beziehung zwischen Seeufersiedlungen und ihr Hinterland geht, oder um die Einbindung von Citizen Scientist und SchülerInnen in die Forschung und den Schutz der Fundstellen wie eben im Kuratorium - unsere Inhalte stießen auf großes Interesse und Zustimmung.
 
Ich war begeistert, was sich in der Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie auf der Welt so tut. Unfassbar tolle Fundstellen wurden vorgezeigt, wie die bronzezeitliche Must Farm in Großbritannien, die Crannogs aus Schottland, der neolithische Moorweg von Shapwick Burtle in Großbritannien und noch vieles mehr.
Doch nicht nur freudige Präsentationen über das gelingen von Forschungsprojekten kamen zur Sprache. Auch die Problematik des Schutzes, der nachlassenden Förderung von Projekten und der voranschreitenden Zerstörung von Kulturgut wurde besprochen. Ein besonders eindringliches Beispiel war für mich Benjamin Geareys Vortrag „Irish Peatland Archaeology: Opportunity Lost?“. Er sprach über den erschreckend hohen Verlust von Fruchtboden-Fundstellen durch den massiven Torfabbau in den Mooren Irlands.
Ein anderer Vortrag, der mich in unserer Arbeit im Kuratorium Pfahlbauten sehr bestätigte, wurde von Adrian Oliver gehalten. Er zog Resümee über seine 19 Jahre Arbeit als Direktor in einem Denkmalamt Englands und kam zu dem Schluss, dass das Management von Kulturgütern seine Strategie verändern muss, um nachhaltig wirksam zu sein. Die Einbindung der Öffentlichkeit und ein „Two-Way Exchange“ muss in die alltägliche Arbeit der ArchäologInnen einfließen, um der sinkenden Unterstützung der Regierung und dem Verlust von Finanzierung entgegen zu wirken.
 
Den krönenden Abschluss bildete für mich das gemeinsame und sehr britische Dinner im Great Victoria Hotel und die Exkursion zum See Windermere, wo ich bei einer Bootstour die englischen „Pfahlbauten“, sogenannte „Crannogs“, besichtigen konnte. Es war eine spannende Woche und ich konnte viele neue Personen und Themen kennenlernen. 
Als kurzer Nebensatz zum Schluss, der „Brexit“ war natürlich ein heißes Thema während der Tagung. Insgesamt 14 Brexit-Witze sind in den Vorträgen gefallen, die Hälfte davon nur von einem einzelnen Vortragenden - die Schweizer haben mitgezählt. 

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Der Campus der Universität Bradford. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Der Campus der Universität Bradford. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Der Tagungsraum. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Der Tagungsraum. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Team-Österreich bereitet sich vor. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Team-Österreich bereitet sich vor. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Meine Wenigkeit bei der Präsentation unser Arbeit. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Meine Wenigkeit bei der Präsentation unser Arbeit. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Ein voller Tagungsraum - alle passen aufmerksam auf. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Ein voller Tagungsraum - alle passen aufmerksam auf. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Royale Stimmung nach dem Vortrag beim gemeinsamen Dinner. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Royale Stimmung nach dem Vortrag beim gemeinsamen Dinner. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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